Es war eine schockierende Nachricht: Am Freitag, den 13. April 2008 nahm sich die erst 26-jährige Pokerspielerin Brandi Hawbaker das Leben und allen wurde schlagartig klar, dass es hinter den Skandalgeschichten in den Jahren zuvor eine todunglückliche, mental völlig verstörte junge Frau gab, deren Hilferufe ungehört blieben. In unserer Serie “Tragische Figuren der Pokerwelt” beleuchten wie heute ein viel zu kurzes Leben, geprägt von Sexgeschichten, Poker, Skandalen, Betrug und viel Glitter.
Brandis Anfänge
Aus der Zeit bevor Brandi die Pokerwelt quasi im Sturm eroberte, ist nicht viel bekannt. Sie riss nach einer schwierigen Kindheit mit 13 Jahren von zuhause aus und tingelte nach eigenen Angaben sechs Jahre mit Rucksack durch die Weltgeschichte. Als Schauspielerin soll sie in den Neunzigern unter dem Pseudonym “Brandi Rose” zwei kleinere Rollen in Kurzfilmen gehabt haben.
Bekannt wurde sie in der Pokerwelt durch einen Deep-Run bei der World Poker Tour Festa Al Lago am 20. Oktober 2006, wo sie als 35. mit 20.000 Dollar Gewinn abschloss.
Das berühmte Foto
Noch viel bekannter wurde Brandi aber durch ein anschließendes Foto, das sie mit einem Full-Tilt-Logo auf der nackten Brust zeigt. Um die Entstehung des Fotos ranken sich die Gerüchte, angeblich soll sie nach einem Turnier-Exit im Bellagio von Full Tilt gefragt worden sein, ob sie mit dem Logo posieren könne.
Brandi hat daraufhin ihr Tank-Top heruntergezogen und das Logo auf ihre Brustwarze gehalten. Es wurde spekuliert, dass sie dafür mehrere tausend Dollar erhalten haben soll. Ob die Idee von ihr oder vom Fotografen stammt, ist nicht geklärt. Das Foto ging jedenfalls um die Welt, danach kannte sie praktisch jeder.
Brandi Hawbaker mit FTP-LogoDer Abwärtsstrudel
Nach kleineren Turniererfolgen folgte dann ein Malstrom aus Skandalen, Drama, Sex und Verzweiflung. In den Pokerforen wurde Brandi so etwas wie ein Reality-Star mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen.
Es begann mit der Affäre um Captain Tom Franklin. Der verdiente Pro hatte Brandi als Mentor in der Pokerwelt unterstützt und plötzlich warf sie ihm im Twoplustwo-Forum vor, sie um einen Teil ihrer Bankroll gebracht zu haben. Nicht nur beschuldigte sie ihn des Diebstahls, sondern auch der sexuellen Belästigung, er habe sich nachts nackt unter ihre Bettdecke geschlichen. Franklin dementierte.
Es folgte eine Episode mit Mark Newhouse, dem Gewinner der WPT Borgata Open von 2006 für über 1,5 Millionen Dollar. Der beschuldigte sie, einen seiner Poker-Accounts in Höhe von 30.000 Dollar leergeräumt zu haben. Brandi behauptete, das sei mit seinem Wissen und Einverständnis passiert. Gesichert ist, dass Brandi sich daraufhin im Badezimmer mit einer Flasche Wein einschloss, diese zerstörte und sich dann mit den Scherben schnitt.
David Sklansky
Brandi traf später den renommierten Pokerbuch-Autor David Sklansky und natürlich folgte wieder Drama. Angeblich soll Sklansky ihr beim Poker, speziell der WSOP 2007, geholfen haben und sie soll ihm im Austausch spezielle Fotos übergeben haben. Egal was tatsächlich passiert ist, Sklanskys Reputation hat dabei dauerhaften Schaden genommen. Es folgten Episoden mit Gus Hansen und Jamie Gold, alles fast immer unter ständiger Beobachtung und Kommentierung der Pokerforen.
Brandi Hawbaker als BunnyDas Sextape
Zuletzt war Brandi mit einem Pokerspieler namens Brandon zusammen, der natürlich auch auf Twoplustwo sein Leid klagte. Brandi habe ihm angeblich alle Sachen aus dem Haus gestohlen und habe sie verkauft. Als ob das nicht reichte, postete er auch noch den Link zu einem Sex-Tape, das Brandi und ihn beim Oralsex zeigte.
Brandon charakterisierte Hawbaker in einem Post auf Twoplustwo wie folgt: “Brandi is easily the best manipulater I have ever met. Besides being attractive, she is also very intelligent, which only compounds the situation.”
Am Ende war der Shitstorm vielleicht einfach zu heftig für sie geworden, mitunter hatten Foristen sogar ihren Suizid prophezeit. Auch war sie möglicherweise psychisch schwer gestört, eine mögliche Diagnose könnte Borderline-Syndrome lauten.
Angesichts ihres Todes wirkt es unheimlich und traurig, dass sie kurz zuvor noch im Forum schrieb: “I don’t mind being a woman in poker, even though we all know it’s a boy’s club. […] Trust me, I’ve become used to it. But that doesn’t mean it does not disgust me.”
R.I.P. Brandi Hawbaker.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 28.07.2013.