Olivier Busquet ist einer der renommiertesten Pokerspieler, kann sowohl online als auch live große Erfolge vorweisen und er ist seit vielen Jahren in diesem Business tätig.
Während der EPT Prag Mitte des Monats trafen unsere Kollegen von PokerListings.com Olivier Busquet zu einem Interview. Dabei erklärte er sein Verhältnis zur One-Drop-Stiftung, seinem Schützling Dan Colman und gab auch ein Statement zur Rake-Erhöhung bei PokerStars ab.
Das Interview ist im Original auf » PokerListings.com zu finden, in weiten Auszügen ist es hier übersetzt:
Du hast vor kurzer Zeit getweetet, dass Du mit Dan Colman und der One-Drop-Stiftung nach Zentralamerika gereist bist. Wie sehr bist Du bei der Stiftung involviert?
Eigentlich gar nicht. Dass ich dahin gefahren bin, hängt eher damit zusammen, dass Dan Colman das $1m One-Drop-Turnier gewonnen hatte und ich gut mit ihm befreundet bin.
Der Gewinner wurde auf die Reise eingeladen und durfte ein paar Freunde mitbringen. Dan hat meine Frau und mich mitgebracht. Jack Effel war auch dabei, denn die WSOP spielt eine wichtige Rolle beim One-Drop.
Ich würde mich eventuell mehr engagieren, aber die akzeptieren keine Freiwilligen – es müssen Spezialisten sein. Also ist das einzige, was ich tun kann, die Turniere zu spielen.
Ihr wart in El Salvador und Honduras – warum genau diese Länder?
Eigentlich sollte es nach Burkina Faso und Mali gehen. Aber Ebola auf der einen Seite und die Unruhen in Burkina Faso auf der anderen Seite hatten diesen Trip ein wenig zu riskant gemacht.
Olivier BusquetDan hatte wohl von Anfang an gemischte Gefühle bezüglich der Afrika-Reise, aber meine Frau und ich wollten eigentlich gerne da hin. In Burkina Faso wird französisch gesprochen, ich hätte mich da also verständigen können.
Jetzt war alles Spanisch, also war meine Frau für die Kommunikation zuständig, denn ihre Mutter kommt aus der Dominikanischen Republik.
Und was genau habt Ihr da gemacht?
One Drop hat die Reise sehr sorgsam organisiert. Wir sind in Konvois gefahren und hatten Bodyguards zur Sicherheit dabei.
Wir waren zwei Tage in Honduras und zwei Tage in El Salvador und hatten uns zu jeder Zeit sicher gefühlt. Wir haben uns mit lokalen Partner getroffen und diese stellten ihre Projekte vor.
Dann haben wir Familien besucht. Dort wo wir waren, gab es zwar Wasser, aber das war nicht sonderlich sauber. Die Aufgabe ist es also, mehr gut funktionierende Filter zu installieren.
Einige dieser Filter sind wirklich einfach. Du kannst zum Beispiel einen Eimer nehmen, Keramikscherben hineinlegen. Die Scherben filtern die Bakterien und schon hat man sauberes Wasser.
Aber bei One Drop geht es um mehr als nur Wasser. Es geht darum, dass man die Leute unabhängig macht. Unter anderem bürgt die Stiftung für Mikro-Kredite.
Dan ColmanWarum hat Dan Colman ausgerechnet Dich für die Reise ausgewählt?
Dan ist inzwischen fast Familie für mich, wie mein Bruder. Wir haben uns vor vier oder fünf Jahren online getroffen. Damals gab es bei Full Tilt noch andere Chat-Regeln – man konnte auch als Zuschauer chatten.
Ich spielte grade ein $1k-Heads-Up und Dan schrieb mich an – es war sowohl durchdacht als auch unterhaltsam und so hatten wir mehr Unterhaltungen. Dann hatten wir uns getroffen und es wurde ein Lehrer / Schüler – Verhältnis.
Erst habe ich ihn trainiert, dann gestaked. Bis dahin arbeitete er übrigens noch als Tellerwäscher.
Wir wurden richtig gute Freunde und spielten auch nicht mehr gegeneinander. Viele andere Pokerspieler zocken auch gegen ihre Freunde, aber weder Dan noch ich sind so gestrickt.
Heads-Up kann sehr persönlich werden und wir wollten uns nicht gegenseitig verletzen, also haben wir uns nicht mehr an Heads-Up-Tischen gegenübergesessen.
Jetzt ist Dan Spieler des Jahres. Das Training hat wohl funktioniert?
Er hat vor ein paar Jahren angefangen, auf den höchsten Limits Heads-Up zu spielen. Dann ist er nach Brasilien gezogen, hat dort eine Menge Geld verdient und war spätestens seitdem ein etablierter Spieler. Vor ungefähr zwei Jahren hat er angefangen, mir Dinge beizubringen.
Du bist ein aktiver, unabhängiger Online-Spieler und bist dafür bekannt, kontroverse Fragen gradlinig zu beantworten: Was hältst Du von der jüngsten Rake-Erhöhung bei PokerStars?
Rake bei PokerStarsSie haben die Rake nur in einigen Spielen erhöht, etwa bei den Hyper-Turbos. Die spiele ich kaum, insofern betrifft mich die Erhöhung nicht.
So wie ich das sehe, entspricht die Rake jetzt mehr oder weniger den Marktbedingungen. Aber wenn man die Rake auf diese Art und Weise erhöht, macht man es für die Spieler wesentlich schwieriger, Geld zu verdienen.
Es gibt nur eine begrenzte Menge Profit, der gemacht werden kann und wenn PokerStars die Rake erhöht, geht mehr in die Tasche des Anbieters und weniger in die Taschen der Spieler.
Es ist eine knifflige Situation – sie sind Markführer und als Markführer hat man eine Menge Freiheiten. Sie haben ja auch nicht die Rake in jedem Spiel erhöht. Wenn es zu Hyper-Turbos kommt, gibt es eine Menge Jungs, die dort viel Geld verdienen.
Vielleicht hat PokerStars das Ansinnen, die Profitlinie ein wenig mehr in ihre eigene Richtung zu schieben. Dafür kann ich ihnen nicht einmal etwas vorwerfen.
Die Typen, die Geld in den Spielen verdient hatten, lassen jetzt ihre Statistiken ausblenden, denn die wollen nicht, dass irgendjemand weiß, wie viel Geld sie verdient hatten. Hyper-Turbos waren eine Art gut gehütetes Geheimnis.
Es ist im Allgemeinen sehr schwer zu bestimmen, wie hoch die Rake sein sollte. Pokerräume denken sie sich einfach aus. Sie schauen, wie profitabel die Spieler sind und passen die Rake entsprechend an. Wäre die Rake seit jeher auf diesem Level gewesen, hätte das womöglich jeder ohne Murren akzeptiert.
Ich weiß nicht Alles über alle Spiele, aber ich habe an vielen Stellen von Spielern gehört, die sich beschwerten, dass man ihre Profitlinie weiter nach unten gedrückt habe.
Aber ganz ehrlich – wenn diese Rake-Erhöhung einen so großen Einfluss auf den Profit eines Spielers hat, dann war er womöglich ohnehin kein sonderlich profitabler Spieler.
Diese Rake-Erhöhung nimmt genau diese Mittelsmänner raus: Die Spieler, die viele Hände an vielen Tischen spielen und ihr Geld in erster Linie über Rakeback verdienen.
Wenn diese Spieler nun aufhören, dann spielen die richtig guten Spieler gegen mehr Fische und es könnte sogar zu einer Steigerung ihrer Winrate führen.
Allerdings könnte PokerStars auch Geld verlieren, wenn sie die Spiele Reg-gegen-Reg zerstören. Die Regs eifern um die Hoheit und es gibt kaum eine Edge. Wenn PokerStars die Rake erhöht, könnten diese Spiele aufhören und das könnte PokerStars Geld kosten.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 26.12.2014.