Beim Poker nimmt man die Bilder auf den Karten nach einer gewissen Zeit nicht mehr wahr. Dabei lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Auf vielen Karten verbergen sich versteckte Botschaften und historisch bedeutende Persönlichkeiten. Wir haben heute eine kleine Geschichte der Spielkarten im Programm.
Wo alles begann
Die Karten kommen ursprünglich aus Ostasien, wo die Herstellung von Kartonkarten früher als in Europa einsetzte. Die ältesten bekannten Spielkarten in Form von länglichen, schmalen Streifen kommen aus China und Korea und können zeitlich dem 12. Jahrhundert zugeordnet werden.
In Europa tauchen die ersten Spielkarten im 14. Jahrhundert auf und wurden erstmals durch eine Erwähnung derselben als „Gebetbuch des Teufels“ in der Stadt Bern belegt.
Fanatische Mönche machen Jagd auf Spieler
Das ‘böse Glücksspiel’ war der Kirche ein Dorn im Auge. Intensive Verfolgungen verbinden sich deswegen vor allem mit den Namen besonders fanatischer Mönche, zum Beispiel Bernhardin von Siena und Johannes Capistranus, die zahlreiche Kartenspiele – und die Spieler – auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließen.
Vor allem Capistranus erwies sich als besonders problematisch, weil er zwischen 1453 und 1456 in Deutschland predigte und den sehr zahlreichen Kartenmachern der Stadt Nürnberg für einige Jahre den Broterwerb fast unmöglich machte.
Entstehung der heute gängigen Kartenspiele
Das älteste erhaltene europäische Spiel aus dem Jahr 1427 stammt aus Stuttgart und zeigt Jagdszenen der Hofgesellschaft. Preiswertere Spiele wurden erst durch die Erfindung der Holzschnitttechnik möglich. Die Produktion von billigen Spielkarten ist wahrscheinlich der Beginn der Entwicklung des Holzschnittes.
Das so genannte Hofämterspiel, das um 1450 entstand, ist das älteste, gedruckte und nachträglich kolorierte Kartenspiel, das bis heute erhalten geblieben ist. In der Frühzeit wurden besonders in Deutschland die Produktionsverfahren vereinfacht, wodurch die Spielkarten zum Exportgut wurden.
Lyon entwickelte ab dem Ende des 15. Jahrhunderts eine zentrale Rolle in der Kartenspielproduktion und ließ Kartenspiele zum Exportschlager werden. Das Resultat war eine Dominanz des französischen Farbsystems mit Trèfle (Kreuz), Pique (Pik), Coeur (Herz) und Carreau (Karo).
Ab dem 16. Jahrhundert wurden Kartenspiele in den Spielsalons gesellschaftlicher Kreise gepflegt. Die heute üblichen Spielkarten dürften sich von dem 4 mal 13 Blatt mit 52 Karten ableiten, das schon dem Johannes von Rheinfelden 1377 bekannt war. Es bestand aus 10 Zahlkarten und 3 Hofkarten. Das Ass bildete dabei den Wert 1 und leitet sich demgemäß von lateinisch „as“, lateinisch für „eins“, her.
Das Anglo-Amerikanische Pokerblatt
Während man für Skat hierzulande stets das so genannte französische Blatt wählt, hat sich für das Pokerspiel das anglo-amerikanische Blatt durchgesetzt, das in Werten und Farben dem französischen Blatt entspricht und nur einige Unterschiede im Design aufweist.
Das Pik-Ass ist zum Beispiel aufwendiger gestaltet, da gemäß einer Verordnung des Englischen Königs James I. jedes Kartenspiel eine Art Steuersymbol haben musste, dass dem Hersteller eindeutig zuzuordnen war.
Zudem enthielten die anglo-amerikanischen Karten erstmals einen Index, der später auch bei den französischen Varianten zum Standard wurde.
„Suicide-Kings“ und die „Bedpost-Queen“ – Versteckte Botschaften
Bei der Bebilderung der Karten gibt es Dinge, die immer wieder Anlass zu wilden Spekulationen und Verschwörungstheorien gaben.
So fällt zum Beispiel auf, dass der Pik-Bube, der Herz-Bube und der Karo-König im Profil gezeichnet sind, während alle anderen Personen frontal abgebildet sind. Die drei genannten Karten werden deshalb auch „einäugige Karten“ genannt, bilden in einigen Varianten so genannte „Wild-Cards“.
Ein weiteres Kuriosum bilden der Herz- und der Karo-König. Der Herz König hält sein Schwert so an seinem Kopf, dass es so aussieht, als wolle er sich selbst töten. Der Karo-König richtet die Schneide seiner Streitaxt ebenfalls genau auf seinen Kopf, so dass diese beiden Könige den Spitznamen „Suicide-Kings“ verpasst bekamen.
Der Karo-König heißt aus diesem Grund auch „Axt-König“ weil er als einziger der vier Könige eine Axt anstelle eines Schwertes trägt. Der Karo-Bube wird oft der „lachende Junge“, auf Englisch „laughing boy“ genannt, weil er tatsächlich mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht gezeichnet ist.
Die Pik-Dame scheint eine Art Zepter zu halten, der aussieht wie ein Bettpfosten und wird deswegen auch zweideutig “bedpost-queen” genannt.
Wer sind die historischen Vorbilder der Bildkarten?
Pik-König | König David, war laut dem 1. und dem 2. Buch Samuel der Bibel der zweite König von Israel und Juda nach seinem Vorgänger Saul und lebte um 1000 v. Chr. |
Herz-König | Karl der Große, geboren am 2. April 747, gestorben am 28. Januar 814 in Aachen aus dem Geschlecht der Karolinger war König des Fränkischen Reiches und wurde am 25. Dezember 800 von Papst Leo III. in Rom zum römischen Kaiser gekrönt. |
Karo-König | Julius Caesar, geboren am 13. Juli 100 v. Chr. in Rom, gestorben am 15. März 44 v. Chr. in Rom war ein berühmter römischer Staatsmann, Feldherr und Autor. |
Kreuz-König | Alexander der Große, geboren zwischen dem 20. Juli und dem 30. Juli 356 v. Chr. in Pella, gestorben am 10. oder 11. Juni 323 v. Chr. in Babylon, war ein Eroberer, makedonischer König und Hegemon des Korinthischen Bundes. |
Pik-Dame | Pallas Athene, eine griechische Göttin der Weisheit. |
Herz-Dame | Judit, biblisches Ideal der Frömmigkeit |
Karo-Dame | Rachel, biblische Figur als Ideal der Schönheit. |
Kreuz-Dame | Argine, ein Anagramm aus Regina, lateinisch Königin, oft benutzt für Maria, die Mutter Jesu. |
Pik-Bube | Hogier, ein Vetter Karls des Großen |
Herz-Bube | La Hire, ein Soldat an der Seite von Jeanne d’Arc |
Karo-Bube | Hector de Trois oder Roland, ein Paladin Karls des Großen |
Kreuz-Bube | Lancelot, der Ritter aus der Artussage |
Dieser Artikel erschien erstmals 2014 auf PokerOlymp.