Doug Lee ist seit Jahren nicht grade der beliebteste Pokerspieler auf dieser Welt. Immer wieder wird ihm Fehlverhalten am Pokertisch nachgesagt und mit beständiger Regelmäßigkeit fällt negativ in Turnieren auf.
Jüngstes Beispiel des Leeschen Fehlverhaltens war sein Angle-Shoot bei einem $500-Turnier im Planet Hollywood in Las Vegas.
Jimmy Fricke berichtete auf 2+2 von der Aktion – er saß mit Doug Lee am selben Tisch und aus mittlerer Position ging bei Blinds von 30k / 60k ein Spieler für etwa 600k Chips all-in. Dahinter callt ein Spieler mit einem großen Stack das All-in und aus dem Big Blind annonciert Doug Lee: “All-in, zwei Millionen”.
Der Spieler mit dem großen Stack fragt einmal nach: “Zwei Millionen?” – “Ja.” – Darauf foldete der Spieler seine Hand.
Tatsächlich hatte Doug Lee zu diesem Zeitpunkt nur rund 1,4 Millionen Chips – rund 30 Prozent weniger als er annonciert hatte. Es kam zum Showdown zwischen Lee und dem Shortstack, wobei Lee mit Ass-König gegen ein Paar Fünfen gewann.
Als Jimmy Fricke nach der Hand Lee darauf hinwies, bürstete dieser ihn als “fat internet loser” ab. Dealer und Floor ließen Lee Angle-Shoot und Beleidigung durchgehen.
Was ist das Problem mit Lees Aktion?
Angle-Shoots beim Poker sind Aktionen bei denen man zwar nicht klar gegen die geschrieben Regeln verstößt, wohl aber gegen unausgesprochene Gesetze am Pokertisch.
Klar, jeder Spieler ist selbst verantwortlich, die Anzahl der Chips seiner Gegner zu erfassen. Im Zweifelsfall kann der Dealer herangezogen werden, um einen Count zu erhalten. Aber wenn man einen Spieler nach der Anzahl seiner Chips fragt, erwartet man, dass er eine halbwegs passende Zahl angibt.
Als Pokerspieler sollte man nicht damit rechnen müssen, dass man auch bei derartigen Angaben geblufft werden kann.
Genau das hat Lee hier aber getan. Er hat (fast sicher) wissentlich einen größeren Stack angegeben und bestätigt, um mehr Fold-Equity zu bekommen.
Der Einwand, dass der Big-Stack in der fraglichen Hand die Angaben Lees hätte prüfen müssen, ist sicherlich berechtigt. Allerdings führen Aktionen wie diese dazu, dass jede Aktion am Pokertisch mit Argusaugen beobachtet werden muss, denn es könnte jederzeit sein, dass ein Spieler versucht, einen außerhalb des eigentlich Spiels über den Tisch zu ziehen.
Dies führt zu einer feindlichen Atmosphäre am Tisch und sorgt sicherlich nicht für einen guten Ruf von Poker im Allgemeinen.
Doug Lee hat hier einfach ausgenutzt, dass man ihm seinen annoncierten Count glaubt, weil es eben üblich ist, dass Spieler einen korrekten Count angeben. Gleichzeitig sorgt er aber auch dafür, dass solchen Angaben zukünftig weniger Glauben geschenkt wird.
Der Freitezsche Angle-Shoot
Im 2+2-Thread zu dem Thema wurden Erinnerungen an den Angle-Shoot von Ivan Freitez laut, der 2011 das EPT-Finale in Madrid gewann. Dabei machte er sich vor allem durch seinen Angle-Shoot am Final-Table bekannt.
Freitez riverte praktisch die Nuts, sein Gegenspieler setzte und Freitez warf eine Menge Chips in die Mitte und erklärte dazu: “Raise!”. Anderthalb Sekunden später versuchte er sich zu korrigieren: “I mean, Call! No english!”
Wohl wissentlich, dass seine Raise bestehen bleibt, versuchte Freitez so, seinen Gegner zum Call zu motivieren. Thomas Kremser, der damals noch Turnierdirektor der EPT war, kam hinzu und wies darauf hin, dass Freitez solche Aktionen schon mehrfach gebracht hatte und dabei immer eine sehr starke Hand hatte.
So sah die gesamte Aktion am Final-Table aus:
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.10.2014.