Wo Poker gespielt wird, wird auch geblufft. Je höher die Buy-Ins und je tiefer die Stacks, desto beeindruckender können die Bluffs sein. Wir haben fünf Bluffs der jüngeren Zeit herausgepickt, die demonstrieren, wie Bluffs funktionieren und dass diese oftmals die Rosinenstücken einer Poker-Übertragung im Fernsehen oder auf Youtube sind:
1. Ludovic Geilich bei der EPT London
Letztes Jahr saß am Final-Table der EPT London der Schotte Ludovic Geilich. Dort mischte er den Tisch von vorne bis hinten auf und war der Aktivposten am Tisch. Es gab kaum eine Hand, in die er nicht involviert war und kaum einen Bluff, den er ausließ.
So auch in folgender Hand: 63o gegen zwei Gegner auf einem TTKA–Board, ein Gegner hat mit AJ Top-Pair, der andere mit KQ 2nd-Pair und beide haben einen Straight-Draw. Kein Problem für Geilich, der feuert mit seiner Hand einfach so lange, bis die Gegner vor Angst weglaufen:
2. Liv Boeree und der 4-Bet-Bluff
Bleiben wir bei der EPT London 2013, gehen aber ein paar Tage zurück. Hier sitzt PokerStars-Pro Liv Boeree am TV-Tisch und erlaubt sich einen eiskalten Bluff vor dem Flop.
Bevor sie überhaupt dran ist, geht schon alles drunter und drüber am Tisch. Ein Spieler erhöht auf t450, Ruben Visser bringt eine 3-Bet auf t1.075 und direkt danach ist Alberto Martinez an der Reihe. Er wirft einen t5.000-Chip in die Mitte und erklärt erst danach, dass er meinte zu raisen. Die Spieler am Tisch diskutieren, dass ein einzeln geworfener Chip als Call gewertet wird, Martinez widerspricht, es wird weiter diskutiert und nach Rücksprache mit dem Turnierdirektor wird die Aktion schließlich als Call gewertet.
Während all dieser Zeit saß Liv Boeree mucksmäuschenstill auf ihrem Platz und wartete geduldig, bis sich die Situation aufklärte. Dann annoncierte ganz beiläufig ihrerseits eine 4-Bet. Diese sah ob der Aufregung davor und dem missglückten Reraise von Martinez bärenstark aus.
Aber Boeree hatte hier blitzschnell geblickt, dass dies eine optimale Situation für einen riesigen Bluff ist und brachte ihre 4-Bet mit Q8s. Alle Spieler foldeten, Bluff geglückt.
3. Dominik Panka gegen Mike McDonald
Beim Main-Event der PCA 2014 gewann der junge polnische Spieler Dominik Panka und verwehrte Mike McDonald seinen zweiten EPT-Titel.
Dies gelang ihm auch durch einen beeindruckenden Triple-Barrel-Bluff mit König-hoch auf einem vergleichsweise trockenen Board.
4. Daniel Colman gegen Daniel Cates
Wenden wir uns ab von den EPT-Turnieren und werfen einen Blick auf die PartyPoker Premier League, Saison 7.
Hier demonstriert Daniel Colman, der Star des Poker-Jahres 2014, warum er er innerhalb eines Jahres über 20 Millionen Dollar in Turnieren gewonnen hat.
In einer Hand gegen Daniel Cates fasst er sich mit 10-hoch und ohne Draws auf einem extrem trockenen Board ein Herz, checkraist den Flop und feuert Turn und River. Ergebnis: Daniel Cates foldet Top-Pair mit gutem Kicker.
5. Ole Schemion gegen Igor Kurganov und der (fast) perfekte Bluff
Zu guter Letzt ein deutsch-deutsches Duell. Hier geraten Ole Schemion und Igor Kurganov aneinander. Auf einem A J 6 7 9 –Board feuert Schemion mit Dame-Sieben zwei Barrels auf Flop und Turn. Auf dem River, der praktisch alle Draws vervollständigt, geht er folgerichtig All-In. Das Board sieht so gefährlich aus, dass Kurganov eigentlich mit kaum einer Hand callen kann.
Ein beeindruckender Bluff, aber noch ein gutes Stück beeindruckender: Igor Kurganovs Spiel. Dieser hatte messerscharf deduziert, dass sich Schemion hier eine perfekte Bluff-Möglichkeit offenbarte und am Ende callte Kurganov das All-In eiskalt mit 2nd-Pair:
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.09.2014.