Das Jahr 2011 endete für den Weltmeister von 2010, Jonathan Duhamel, mit einem Schock. Von einer bewaffneten Bande wurde er in seinem eigenen Haus niedergeschlagen und ausgeraubt. Mittlerweile sind die Täter überführt, die Beute größtenteils sichergestellt und was dem Pokerprofi Duhamel noch wichtiger zu sein scheint, er räumte in den ersten Turnieren des Jahres kräftig ab.
In seinem neuen Blog, den wir hier auf Deutsch wiedergeben, reflektiert Duhamel über die ersten Wochen des Jahres 2012:
Das Jahr hätte nicht besser beginnen können.
Angesichts meiner Resultate im zweiten Halbjahr 2011 war ich alles andere als zufrieden. Ich spielte viel Poker, aber die Ergebnisse waren mies. Bei der WPT Marrakesch kam ich an den Finaltisch, aber das war es auch schon. Das reichte mir nicht aus. Ich bin erfolgshungrig und will immer mehr. In jedem Turnier, für das ich mich anmelde, spiele ich auf Sieg.
Der Rückblick auf diese Ergebnisse und die Aussicht auf die PCA 2012 sorgten dafür, dass mein Appetit auf Siege größer als je zuvor wurde. Diese Turnierserie ist so umfangreich, dass man selbst bei einem Ausscheiden im Main Event noch gut abschneiden und gute Resultate erzielen kann.
Dann geschah etwas, worüber ich mich nicht mehr äußern möchte, mich aber dazu zwang, eine Zeitlang bei meinen Eltern zu leben. Ich fühlte eine große Leere und Hilflosigkeit, und mein Verlangen nach Wettkampf und Siegen war verschwunden. Ich musste tief in meine Seele vordringen, um die Energie und Motivation zum Weitermachen wieder zu erlangen.
Glücklicherweise halfen mir meine Familie und meine engen Freunde sehr. Sie waren für mich da und schafften es, meinen Kampfgeist neu zu wecken. Anfang 2012 war ich an dem Punkt, an dem ich nicht mehr länger warten konnte. Ich hatte zu Hause keine Betätigung und wartete ungeduldig auf den Beginn der PCA!
Es folgte eine ziemliche Hektik. Die Tatsache, dass ich ans Haus gefesselt war und nicht pokern konnte, weckte in mir ein unglaubliches Verlangen, an die Tische zurückzukehren und alle meine Gegner zu besiegen. Ich musste gewinnen! Es war unvorstellbar, an der PCA teilzunehmen und mit leeren Händen zurückzukehren. Ich MUSSTE gewinnen. Zum letzten Mal hatte ich dieses starke Gefühl während des Finaltisches der WSOP. Es ging buchstäblich ums Überleben, daran teilzunehmen und zu gewinnen. Um eine stolze Rückkehr mit guten Ergebnissen und dem Gefühl, meine Mission erfüllt zu haben.
Das erste Turnier fand am 5. Januar statt. Ich flog am 3. Januar auf die Bahamas, um noch einen Ruhetag zu haben. Das ging schief, denn mein erster Flug hatte Verspätung und ich verpasste meinen Anschlussflug … daher musste ich in Atlanta statt in Nassau übernachten und kam statt am 3. Januar erst am 4. an. Ohne Ruhetag ging ich direkt ins Hotel und legte mich früh schlafen, um beim Super-Highroller-Turnier (100.000 $ Buy-In) am 5. Januar ausgeruht zu sein.
Dieses erste Turnier verlief zunächst nicht wie geplant, denn ich war schon nach zwei Stunden ausgeschieden. Da ich der erste Spieler war, der ausschied, konnte ich mich noch einmal einkaufen. Nach 30 Sekunden Bedenkzeit nahm ich weitere 100.000 $ aus der Tasche und kaufte mich erneut ein. Es ist eines der härtesten Turniere der Welt, aber ich hatte das Gefühl, von Beginn an gut gespielt zu haben. Danach lief es besser und ich erreichte den Finaltisch. Letztlich wurde ich Vierter und gewann 313.600 $.
Am Tag darauf begann das Main Event. Erneut schied ich sehr schnell aus. Als ich den Raum verließ, sah ich, dass ich kurz davor ein 5.000 $-Turbo-Turnier begonnen hatte. Ich meldete mich an und schaffte wenige Stunden später die zweite Qualifikation für einen Finaltisch. Am Ende wurde ich Fünfter und gewann 19.990 $ – ein wirklich guter Start ins neue Jahr!
Ich kann Euch sagen, dass das Verlangen nach Poker und Siegen noch stärker wird, wenn man eine Reihe von guten Ergebnissen hat. Man will mehr, man will sich auszeichnen. Nach diesen beiden guten Ergebnissen war ich keinesfalls satt. Ich hätte die karibische Sonne genießen können, aber ich wollte unbedingt ein Turnier gewinnen. Am Tag darauf meldete ich mich zum 5.000 $-Turnier mit 160 Spielern an. Es lief gut und ich kam wieder an den Finaltisch. Dieser war sehr stark besetzt, unter anderem mit Jason Mercier und Pius Heinz. Einige Stunden später hatte ich es geschafft, das Turnier und die Siegprämie von 239.830 Dollar zu gewinnen!
Ich war überglücklich und erleichtert. Diese Reise war mit drei Finaltischen und einem Sieg ein Erfolg! Es blieb nur noch ein Turnier, das Highroller-Event mit einem Buy-In von 25.000 $. Ehrlich gesagt wäre meine Woche unabhängig vom Ausgang dieses Turniers erfolgreich gewesen.
Wieder nahmen 160 Spieler teil. Und wieder schaffte ich es an den Finaltisch. Zum vierten Mal in fünf Turnieren! Das Feld war sehr stark, aber ich spielte sehr gut und hatte im Bedarfsfall auch das notwendige Glück. Ich erreichte mit gutem Vorsprung das Heads-Up, doch dann war die Glücksgöttin mir nicht mehr hold und ich wurde mit einem Preisgeld von 634.550 $ Zweiter. Es brauchte mehrere Stunden, bis ich diese Niederlage akzeptieren konnte, denn ich war so nah dran gewesen, zwei Siege in Folge zu feiern. Sobald ich die Sonne der Bahamas hinter mir ließ und auf meine vier Finaltische zurückblickte, stellte sich aber das Gefühl ein, meine Mission erfüllt zu haben.
Bevor ich nach Europa weiterreiste, blieb ich noch eine Woche in Quebec. Dann spielte ich bei der ACF in Paris und in Deauville, wo ich letztes Jahr das Highroller-Turnier gewonnen hatte. Insgesamt spielte ich vier Turniere und erreichte einmal den Finaltisch. In einem der kleineren Turniere wurde ich Achter von 289 Spielern. Ein weiteres gutes Ergebnis im Januar!
Schließlich reiste ich nach Dublin, wo ich drei Tage blieb und mir ein Rugby-Spiel ansah. Was für eine tolle Atmosphäre! Jetzt bin ich wieder in Quebec und bereite mich auf meine nächsten Reisen vor.
Bis bald!Jonathan Duhamel
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.03.2012.