Einer der zuverlässigsten Gewinner an den teuren Tischen im Internet ist der Finne Jens Kyllönen alias jeans89. Allein im Jahr 2012 konnte Kyllönen fast 2 Millionen Dollar Gewinn einfahren und ist damit einer der erfolgreichsten Spieler der Szene. Kyllönen ist aber nicht bei den Cashgames gefürchtet, mit seinem Sieg bei der EPT Kopenhagen 2009 reüssierte er auch bei einem wichtigen Turnier.
Die Internetseite »highstakesdb.com führte mit dem Finnen ein Interview, das wir unseren Lesern hier auf Deutsch zugänglich machen möchten.
Erinnerst Du Dich, wann Du zum ersten Mal von Poker gehört und zum ersten Mal gespielt hast? Hast Du erst online oder live gespielt, und um welche Einsätze? Wurde Dir schnell klar, dass Du Talent hast?
Kyllönen: Genau weiß ich es nicht mehr, aber es muss vor ungefähr fünf Jahren gewesen sein, dass ich mit einigen Freunden die WPT verfolgte und wir mit Turnieren bei uns zuhause anfingen. Im Internet begann ich mit einigen Freerolls, gewann eins und investierte das Geld in Limit-Hold’em-Cashgames. Nach der Lektüre einiger Bücher von David Sklansky erkannte ich, dass ich mit Online-Poker mehr Geld verdienen konnte als mit einem Ferienjob.
Wie verlief Dein Aufstieg in den Limits, und hast Du dabei die Varianten gewechselt? War der Aufstieg leicht oder gab es auch Rückschläge?
Kyllönen: Ich wechselte recht schnell zu NLHE und spielte nach einem Jahr vor allem NL1000, wobei ich gelegentliche Versuche auf 25$/50$ unternahm. Zu diesem Zeitpunkt erkannte ich in PLO eine Chance, weil die Partien einfacher waren und diese Variante sich zur großen Mode entwickelte.
Ich hatte immer großes Vertrauen in mein Spiel und bei jedem Aufstieg fand ich bei den meisten Stammspielern einige Mängel. Einen schweren Rückschlag erlitt ich 2010, als ich mich ab und zu in den höchsten Partien auf Full Tilt Poker versuchte, die meiner Meinung nach einfacher zu spielen waren als die Partien mit 25$/50$. Ich verordnete mir ein Verlustlimit von 100.000 Dollar und erlebte immer dasselbe. Auf 25$/50$ gewann ich und auf 200$/400$ verlor ich jeden Pot, sodass ich schnell mein Verlustlimit erreichte, aufhörte und mich unter der Dusche fragte, warum ich mir das antue.
Würdest Du den Sieg bei der EPT Kopenhagen als Deinen Durchbruch bezeichnen?
Kyllönen: Dieser Sieg war wichtig, aber mein größter Erfolg war vermutlich der Gewinn des ECOOP Main Event, bei dem ich 315.000 Dollar gewann. Als sich alle meine Freunde um einen Studienplatz bemühten, wurde mir klar, dass ich beim Poker etwas reißen kann.
Was ist der Hauptgrund für Deine Erfolge in diesem Jahr? Ist es der hohe Spielumfang (nur ein Spieler hat 2012 mehr Hände gespielt) und Dein Vorteil gegenüber den anderen Spielern oder hattest Du Glück mit den Karten?
Kyllönen: Aus meiner Sicht eine Kombination aus allem.
Wir kennen dich nur als PLO-Highstakes-Spieler. Wir vermuten aber, dass Du wie die meisten mit Hold’em angefangen hast? Wann hast Du die Variante gewechselt.
Kyllönen: Genau kann ich das nicht sagen, da ich eine Zeitlang beides parallel gespielt habe, doch ich vermute, es war vor dreieinhalb Jahren.
In den letzten Wochen hast Du viele Tische gleichzeitig gespielt. Natürlich spielt es eine große Rolle, gegen wen Du spielst, aber wie viele Tische traust Du Dir gegen normale Spieler zu?
Kyllönen: Maximal spiele ich zehn Tische gleichzeitig, da ich ab dieser Menge öfter die Bedenkzeit überschreite oder mich verklicke. So viele Tische spiele ich aber nur, wenn ich an jedem Tisch einen ausreichenden Vorteil sehe, da er bei so vielen Tischen auf jeden Fall kleiner wird.
Du bist praktisch gegen alle guten Spieler angetreten. Vor wem hast Du den größten Respekt und warum?
Kyllönen: Fast alle Stammspieler ab 50$/100$ sind sehr stark und es ist nicht leicht, diese in eine Reihenfolge zu bringen. Sie haben alle verschiedene Schwächen und an manchen Tagen spielen sie besser und an anderen schlechter.
Du spielst fast nur Shorthanded. Gehst Du Heads-Up-Duellen bewusst aus dem Weg, und wenn ja, warum?
Kyllönen: Ich halte mich im Shorthanded für deutlich stärker als im Heads-Up, daher habe ich die letzten drei Jahre fast nichts anderes gespielt. Das Problem beim Heads-Up ist, dass nur die besten Spieler gegen mich antreten. Dadurch habe ich keinen Vorteil und verschwende nur meine Zeit. Ich spiele auch auf vielen europäischen Seiten, daher finde ich fast immer eine gute Shorthanded-Partie mit Blinds von 10 $/20 $ oder mehr. Dort erziele ich einen besseren Stundenlohn, um den es mir letztlich geht, und nicht darum, die Railbirds glücklich zu machen.
Wirst Du dieses Jahr die WSOP spielen? Wenn ja, willst Du dort nur an Turnieren teilnehmen oder auch Cashgames spielen?
Kyllönen: Momentan halte ich das für unwahrscheinlich. Letztes Jahr war ich das erste Mal da und hing anderthalb Wochen im Main Event fest. Das war sehr anstrengend und sorgte dafür, dass ich einen Monat dort war. Fahre ich dieses Jahr, spiele ich Cashgames und gehe feiern.
Wie hat sich der Black Friday, oder konkreter, der Niedergang von Full Tilt auf Dich ausgewirkt? Aufgrund eines Beitrags im 2+2-Forum wissen wir, dass Dir eine recht große Summe ausbezahlt wurde, aber vielleicht war es ja nur ein kleiner Teil Deines Geldes?
Kyllönen: Eine Zeitlang lag dort eine Menge, daher war ich glücklich, dass die Abhebung funktionierte. Da die Partien aber so gut waren, ließ ich 30.000 Dollar liegen und gewann zwei Tage vor dem Ende von Full Tilt 150.000 Dollar…
Die finnischen Spieler treten nun auf PokerStars.eu an. Steuerlich dürfte sich das sehr gut für Euch auswirken. Möchtest Du dazu etwas sagen? Was ist der Hauptgrund, dass Du nicht wie viele Finnen weggezogen bist?
Kyllönen: Für alle Finnen ist das großartig. Der Hauptgrund, warum viele Finnen nicht auf FTP oder PokerStars spielten, war, dass man unter 25$/50$ auch auf steuerfreien Seiten spielen konnte. In Zukunft dürfte man viele neue finnische Spieler in Partien zwischen 5$/10 und 25$/50$ auf PokerStars antreffen. Ich habe mich immer gefragt, warum dies nicht früher geschah. Falls die Lizenz nicht zu teuer oder schwer zu bekommen war, ist es eigentlich eine klare Sache. Übel nur, dass es die Lizenz nicht schon zu Beginn meines Upswings gab…
Letzte Frage. Was sind Deine nächsten Pläne? Vielleicht Macao?
Kyllönen: Ich komme gerade aus Kopenhagen, wo ich die EPT gespielt habe und am ersten Tag ausgeschieden bin. Ein paar Live-Trips mit ein paar netten Finnen sind schön, aber momentan fällt es mir angesichts meiner Online-Gewinne schwer, mich zu ernsthaftem Spiel bei Turnieren zu motivieren. Macao interessiert mich sehr und irgendwann werde ich sicher hinfahren.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.03.2012.