Am gestrigen Freitag überrollte die Nachricht der Übernahme von PokerStars durch Amaya Gaming die Online-Pokerwelt. Wir werfen einen Blick auf die Pläne, welche das kanadische Unternehmen für PokerStars und Full Tilt hat.
Wie bezahlt Amaya den Kauf von PokerStars?
4,9 Milliarden Dollar ließ sich Amaya Gaming den Kauf von PokerStars kosten. Diese Summe entspricht ungefähr dem elffachen EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) der Muttergesellschaft von PokerStars im Jahr 2013 – rund 440 Millionen Dollar. Das ist eine sehr hohe Bewertung für den Kauf in einem sich konsolidierenden Markt, aber Amaya ist zuversichtlich, weitere Wachstumspotenziale ausschöpfen zu können.
Amaya Gaming hat die Kaufsumme in Höhe von 4,9 Milliarden Dollar nicht in der Portokasse. Ganz im Gegenteil, für das Unternehmen ist diese Transaktion ein extremer Kraftakt.
2,9 Milliarden Dollar werden über Kredite (unter anderem von der Deutschen Bank und Barclays) finanziert, rund 1,6 Milliarden über Kapitalerhöhung und Buchwerte. Rund 400 Millionen Dollar werden über einen Zeitraum von 30 Monaten noch abgezahlt.
Das Geld geht an die Shareholder von PokerStars – in erster Linie Mark und Isai Scheinberg. Im Zuge der Übernahmemitteilung stieg der Aktienkurs von Amaya Gaming am Freitag übrigens um rund 42 Prozent.
Was plant Amaya für PokerStars?
In der Pressemeldung zur Transaktion machte Amaya recht deutlich, wohin die Reise mit PokerStars und Full Tilt gehen soll.
Zum einen erhofft man sich sich einen zeitnahen Einstieg in den amerikanischen Online-Poker- und Gamingmarkt. Derzeit liegt dieser in den USA noch brach, da nur in wenigen Bundesstaaten Online-Poker und -Gaming überhaupt erlaubt ist. Allerdings sieht Amaya Gaming hier ein enormes Potenzial und antizipiert bis zum Jahr 2018 einen Umsatzvolumen von über 3,5 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 lag dieses Volumen bei 15 Millionen Dollar.
Das größte Wachstumspotenzial sieht Amaya allerdings bei Online-Glücksspielen und Sportwetten, also den Nicht-Poker-Angeboten. Full Tilt bietet derzeit schon in einigen Märkten Kasinospiele an und es deutet Alles darauf hin, dass Amaya plant, in diesem Bereich in die Vollen zu gehen. Wahrscheinlich dürfte auch PokerStars in mittelfristiger Zukunft mit Sidegames überzogen werden.
Was sagt PokerStars selbst zu dem Deal?
Auf 2+2 äußerte sich PokerStars diese Nacht zu dem Verkauf. Die Aussagen sind allerdings eher vage.
Für die Spieler wird sich nichts ändern, die Gelder sind weiterhin sicher, im Büro geht das normale Tagesgeschäft weiter und natürlich werden Dinge entwickelt (zum Beispiel der neue PokerStars 7 Client). Auch PokerStars selbst erkennt an, dass Kasino-Spiele und Sportwetten Potenzial für die Zukunft haben.
Konkret wird angekündigt, dass Mark Scheinberg (CEO) und Isai Scheinberg (Gründer) PokerStars verlassen werden, dass aber das operative Team –fast 2.000 Mitarbeiter – bestehen bleiben wird.
Was wird sich für die Spieler ändern?
Im Moment ist noch nicht absehbar, in welcher Geschwindigkeit und zu welchem Grad die Transaktion für die Spieler von PokerStars und Full Tilt spürbar wird. Sicher ist allerdings, dass sich in den nächsten Jahren Vieles ändern wird.
Dass sowohl Full Tilt als auch PokerStars eine breite Palette an Kasino-Spielen und Sportwetten anbieten wird, kann als gegeben angesehen werden. Ebenfalls sicher ist, dass Amaya mit aller Macht versuchen wird, in den amerikanischen Markt einzusteigen. Wie schnell (und ob überhaupt) dies gelingen wird, ist allerdings offen.
In den nächsten Monaten dürfte auf jeden Fall noch nichts von dem Wechsel spürbar sein. Der Stichtag für die Transaktion ist der 30. September. Bis dahin wird ohnehin fast alles beim Alten bleiben.
Wenn Amaya tatsächlich das Personal im Großen und Ganzen unverändert lässt und auf die operative Erfahrung der Verantwortlichen bei PokerStars zurückgreift, ist es wahrscheinlich, dass die zukünftigen Kursänderungen intelligent und nicht zum Nachteil der bestehenden Spieler durchgeführt werden. Aber es kann auch als sicher angenommen werden, dass der Fokus in Zukunft mehr auf Akquise von neuen Spielern (und nicht notwendigerweise Pokerspielern) liegen wird. Den Nimbus als einzige Pokerplattform ohne Sidegames wird PokerStars in Zukunft verlieren.
Slides der Pressemitteilung von Amaya Gaming
Details zur Kaufsumme:
Umsatzpotenzial des US-Marktes:
Zukünftige Wachstumspotenziale (Kasinospiele, Sportwetten und Social Gaming):
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Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.06.2014.