Auch wenn der Name Gjergj Sinishtaj nur Hartgesottenen der Poker-Szene etwas sagen dürfte, spielte er schon um sechsstellige Beträge als er noch zu jung war, sich ein Bier zu kaufen.
PokerListings hat Gjergj Sinishtaj zu einem Interview getroffen. Sinishtaj macht keinen Hehl daraus, dass er schon mit sehr jungen Jahren um sagenhafte Beträge online spielte, plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen und schwelgt in der guten alten Online-Poker-Zeit lange vor dem Schwarzen Freitag.
Zur Gänze ist das Interview in englisch auf PokerListings.com zu finden – Auszüge in Übersetzung hier:
Wie kamst Du zum Poker, wann hast Du das Spiel kennengelernt?
Ich war so jung, daran kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern.
Stimmt es, dass Du mit 14 eine Bankroll von über 100.000 Dollar hattest?
Mit 14 hatte ich über 200.000 Dollar online. Mit 15 war es fast ein siebenstelliger Betrag.
Wie bist Du in den Limits aufgestiegen?
Ich habe angefangen um Echtgeld zu spielen als ich 12 war. Ich hab mit den Accounts von Verwandten gespielt, aber es hat mich gestört, keine eigene Bankroll zu haben und nur 20 oder 30 Dollar auf den kleinstmöglichen Stakes zu gewinnen.
Ich erinnere mich, dass ich zu Walgreens gegangen bin, eine aufladbare Kreditkarte gekauft habe und 250 Dollar eingezahlt habe. Damit habe ich im Namen meiner Schwester einen Account bei Absolute Poker eröffnet.
Ich hatte ein sehr rigides Bankroll Management und habe aus den 250 Dollar in einigen Monaten 15.000 gemacht. Dann bemerkte ich, wie viel Geld ich verpasste, weil ich ohne Rakeback spielte. Also erstellte ich noch Accounts bei Bodog und Cake und brachte meine Bankroll innerhalb eines Jahres auf 200.000 Dollar.
Beim Aufbau meiner Bankroll spezialisierte ich mich auf No-Limit-Heads-Up. Es gab aber nicht immer genügend Action auf meinen Seiten und bei Bodog gab es maximal $10 / $20 und deswegen habe ich auch angefangen bei Ultimate Bet, Wingows, Carbon, EuroLinx und einigen anderen Seiten zu spielen.
Gjergj SinishtajWas waren die teuersten Spiele, die Du vor Deinem 18. Lebensjahr gespielt hast?
Das teuerste Spiel war ein $200 / $400 NLH-Match auf EuroLinx gegen Sami “LarsLuzak” Kelopuro. Meistens habe ich $10 / $20 bis $50 / $100 gespielt, aber es gab auch Matches gegen TODOALATAQUE und Disneyland auf dem $100 / $200 Level.
Warst Du von dem Superuser-Skandal in Cereus-Netzwerk oder bankrotten Pokerseiten betroffen?
Glücklicherweise ging dieser Superuser-Unsinn an mir vorbei. Der Betrug fand statt, bevor ich auf den Seiten spielte.
Auch die EuroLinx-Pleite hatte keine Auswirkungen für mich, was an meinem $200 / $400 Match gegen Kelopuro lag. Aber als Wingows abgeschaltet wurde, verlor ich rund 220.000 Dollar, die ich dort in meinem Account hatte. Wingows war Teil des Chaos um Future Bet / Digital Gaming.
Wussten Deine Eltern, um welche Beträge Du gespielt hast?
Ich glaube, sie wussten bis zu meinem 16. Lebensjahr nicht, welche Beträge ich wirklich “riskierte”. Sie gingen davon aus, dass ich Turniere mit kleinen Buy-ins spielte.
Ich denke, hätten sie gewusst, dass ich regelmäßig zehntausende (manchmal auch hunderttausende) Dollar gewinne oder verliere, hätten sie das nicht akzeptiert. Keine Eltern wollen, dass ihr Sohn zum Spieler wird. Noch dazu sahen sie Poker als das Gleiche wie Blackjack oder Roulette an und es brauchte eine Menge Zeit, ihnen zu erklären, dass Poker in Wirklichkeit ein Geschicklichkeitsspiel ist.
War es nicht ein wenig merkwürdig, noch zur Highschool zu gehen und gleichzeitig online um Zehntausende zu spielen?
Zu dieser Zeit war ich vernarrt in das Spiel. Ich habe Poker gegessen, geschlafen und geatmet. Die Highschool stand meiner Spielzeit im Weg, aber ich musste dennoch gute Noten bekommen und anwesend sein. Weil ich gut in der Schule war, erlaubten meine Eltern mein Pokerspiel.
Es war ein wenig merkwürdig, zu den anderen Kindern in der Schule Anschluss zu finden. Ich hatte zwar nicht das Gefühl besser zu sein, aber in einer besseren finanziellen Lage als selbst meine Lehrer zu sein, war schon komisch.
Ich hab wenig Zeit mit den Leuten von der Highschool verbracht und hatte nur Poker im Kopf. Im Nachhinein ärgert mich das: Die Erfahrungen, die ich verpasst habe, weil Poker mein Leben komplett bestimmte.
Haben die frühen Erfolge Dein Verhältnis zu Geld verzerrt?
Ich habe ja so jung angefangen zu spielen. Damals hatte ich keine Vorstellung, welchen Wert Geld hat. Ich hatte davor nie einen Job, keine Rechnungen und keine Verantwortung. Ich habe mit hunderttausenden Dollar online gespielt und hatte keine Ahnung, was diese eigentlich bedeuteten.
Für mich waren das nur Zahlen auf einem Bildschirm und das Ziel war es, diese Zahl zu maximieren. Ich glaube, das war ein großer Vorteil für mich. Ich hatte keinen finanziellen Druck, wollte aber dennoch eine immer größere Bankroll-Zahl auf meinem Bildschirm sehen.
…
Du hast diesen Sommer erstmals bei der WSOP mitgespielt. Wie war die Erfahrung für Dich?
Seitdem ich das erste Mal Poker spielte, hatte ich mich auf meine erste WSOP gefreut. Die Erfahrung war großartig. Ich war sogar sehr nahe an einem Bracelet dran, aber ein sechster Platz in einem renommierten 10k-PLO-Turnier ist auch gut.
Ein Bracelet war immer eines meiner Ziele und es wäre bemerkenswert gewesen, hätte es gleich im ersten Jahr geklappt. Sonderlich viele Turniere habe ich aber nicht gespielt, denn ich konzentriere mich vor allem auf Cash-Games. Ich denke bei der diesjährigen WSOP werde ich um die zehn Turniere spielen und hoffentlich ein Bracelet mit nach Hause nehmen. Letztes Jahr war ich ja schon so dicht dran.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 30.04.2014.