Als Poker-Blogger sucht man immer nach guten Geschichten und ich war froh, als es Anfang Januar eine kleine Aufruhr um Simon Deadmans Ergebnis bei dem Genting Poker Turnier im Dusk Till Dawn Kasino gab.
Der vormalige WPT-Dublin-Sieger hatte 70.000 britische Pfund in dem £440-Main-Event gewonnen und schon hatte ich meine Überschrift:
Simon Deadman gewinnt das Genting Poker Turnier und £70.000
Ich schreib ordnungsgemäßen meinen Artikel und wollte ihn mit der Auszahlungstabelle des Final-Tisches abschließen. Dann aber stellte ich fest, dass Simon Deadman das Turnier überhaupt nicht gewonnen hatte. Stattdessen wurde er im Heads-Up vom Satellite-Qualifikanten Michael Richardson geschlagen.
Es gab anscheinen zu dritt einen Deal und nach diesem bekam Deadman den Mammut-Anteil des Preisgeldes und man ließ ein paar Groschen übrig, um die neben dem Pokal noch gespielt wurde.
Tim Slater wurde Dritter und bekam £42.500, Deadman wurde Zweiter und bekam £70.000, während Richardson das Turnier gewann und £39.000 bekam.
Der Sieger bekam nicht einmal das Preisgeld des Drittplatzierten und ungefähr halb so viel wie der Zweitplatzierte. Also – Überschrift ändern:
Michael Richardson gewinnt das Genting Poker Turnier und £39.000
Das sieht doch nicht richtig aus, oder?
Simon Deadmans echter Siegbei der WPT Dublin
Pokal oder nicht, Simon Deadman hat das Turnier gewonnen, denn er hat die größten Brötchen gebacken. Und mit Brötchen meine ich Schotter.
Pokal und Titel zählen doch nur, wenn das große Geld damit einhergeht. Selbst Richardson dürfte es etwas verlegen machen, Leuten zu erzählen, dass er zwar das Turnier gewonnen hat, dass aber gleichzeitig der Typ, den er im Heads-Up geschlagen hat, fast das doppelte Preisgeld abgeräumt hat.
Mit diesem Blödsinn müssen wir aufhören!
Wenn Jungs zu Männern werden
Klar, ich verstehe, dass es mathematische Gründe für einen Deal am Final-Table gibt, aber so etwas macht die ganze Aufregung kaputt. Man kann einen Deal nicht fühlen, er ist stumpf und tot.
Ich hab genug Final-Tische gesehen, um zu wissen, dass die Atmosphäre den Bach runter geht, sobald ein Deal gemacht wird. Manche Heads-Up-Duelle sind so enttäuschende Turnierabschlüsse, dass einem die Worte “Farbe” und “trocknen” einfallen.
Es gibt keinen Sport auf dieser Welt, bei dem das Finale nicht der umjubeltste Teil ist – nur beim Poker passiert genau das. Wenn Deals zugelassen werden, nimmt man dem Wettkampf die Seele.
Haus Heseding: Platz 2bei der EPT Loutraki
Ich erinnere mich an das Finale der EPT Loutraki als Zimnan Ziyard vor Hauke Heseding den Titel holte und es war eine äußerst nervenaufreibende Angelegenheit.
Warum? In Griechenland war es nicht erlaubt, Deals zu machen. Die Auszahlungen der letzten Drei war: Platz 1 – €347.000; Platz 2 – €221.800; Platz 3 – €134.400. Das waren riesige Sprünge zwischen den Plätzen 1, 2 und 3.
So sieht Action aus, da werden Jungs zu Männern.
Hört auf mit diesen vorgetäuschten Heads-Ups
Okay, was ich verlange wird es wohl in einer Million Jahre nicht geben, wie wäre es also damit?
Nachdem Simon Deadman, Michael Richardson und Tim Slater den Deal ausgehandelt hatten und feststand, dass Deadman das meiste Geld bekommt, hätten sie auch gleich entscheiden können, dass Deadman das Turnier gewinnt.
Kein vorgetäuschtes Heads-Up mehr bei dem sichtbar ist, dass es den Spielern reichlich egal ist, ob sie gewinnen oder nicht – macht den Deal, teilt das Geld, händigt den Pokal aus, grinst in die Kamera und Aus die Maus!
Wenn der Pokal so viel bedeutet, dann lasst den Deal sein und die Poker-Fans bekommen ein saftiges Finale sowie Hände bei denen es um richtig viel Geld, Ehre und Eier geht.
Das ist meine Tirade, was ist Eure Meinung?
Lee Davy ist ein Pokerspieler und Journalist, der seit geraumer Zeit für PokerListings.com polarisierende Kommentare zu aktuellen Themen verfasst. Dieser Artikel ist auf englisch hier zu finden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.02.2014.