Mach´s noch einmal, Chris!
Nach der freudigen Nachricht, ein Ticket für die Teilnahme an der Full Tilt Euro Million Challenge gewonnen zu haben (an dieser Stelle noch mal vielen Dank an PokerOlymy.de!!), kam zunächst die kleine Ernüchterung, dass dieEvents in Köln und Wiesbaden bereits stattgefunden hatten und ich somit auf jeden Fall eine weite Anreise vor mir hatte. Für jemanden, der aus dem Postleitzahlenbereich 5 kommt, war es somit “naheliegend”, mein Glück beim Event in Stuttgart auf dem Messegelände Sindelfingen zu versuchen.
Nach 3 1/2 Stunden auf der Autobahn kam ich zwar erst relativ spät zur Anmeldung, doch da hier alles sehr gut organisiert war, dauerte es nur ca. 10 Minuten, bis ich meinen Spielerausweis hatte. Also begab ich mich direkt ins Getümmel und sammelte erste Eindrücke. Um einer in der Mitte aufgebauten, großen Bühne standen kleine Sessel, auf denen man Platz nehmen konnte, um den Profis während der Workshops bei ihren interessanten und unterhaltenden Ausführungen über Spielstrategien, Bluffs und Odds und Outs zu lauschen. In der Halle verteilt standen überall übermannsgroße Leuchtstoffsäulen, auf denen für einen jeden Full Tilt Profi neben deren Konterfei auch die wichtigsten Informationen über jeden Profi zu finden waren. Es gab Heads-Up-Tische, für die stündlich Duelle gegen Phil Ivey, Gus Hansen und Co. verlost wurden. Und in der Sit’n’Go-Area konnte man noch einen der begehrten Plätze im Turnier gewinnen. Hier war der Andrang besonders groß, wollte sich doch niemand die Chance entgehen lassen, um eine Million Euro zu spielen!
Pünktlich um zwölf wurde die Veranstaltung dann offiziell eröffnet. Michael Körner betrat die Bühne und hielt die Eröffnungsrede. Kurze Zeit später kamen dann auch unter der Leitung von Howard “The Professor” Lederer Phil Ivey, Gus Hansen, Chris Ferguson, John Juanda, Alan Cunningham, Clonie Gowen, Erick Seidel sowie als prominenter Übersetzer, Eddie Scharf auf die Bühne. Alle wurden gebührend empfangen. Doch wie zu erwarten war, fiel der Applaus für Gus “The Great Dane” Hansen deutlich am lautesten aus. Er “revanchierte” sich entsprechend und gab ein paar Sätze auf Deutsch zum Besten. Natürlich wurde jeder Profi einzeln vorgestellt und als Chris Ferguson an der Reihe war, wusste jeder in der Halle, was nun folgen würde. Chris ist bekannt dafür, Spielkarten so schnell werfen zu können, dass er damit Karotten zerschneiden kann! Und die Menge wurde nicht enttäuscht. Nach kurzer Vorbereitung assistierte die Freundin von Chris Ferguson und tatsächlich schaffte er es schon beim vierten oder fünften Versuch und die Karotte war entzwei. Anschließend “feuerte” er die restlichen Karten (welche allesamt signiert waren) reihum ins Publikum. Eine der Karten machte zunächst eine imposante Flugkurve und blieb tatsächlich direkt vor meinen Füßen liegen! Ich hob sie natürlich sofort auf und seit Samstag ist die Herz 3 meine neue Lieblingskarte… Wie es sich für richtige Profis gehört, gab es natürlich Side-Bets, mit der wie vielten Karte Chris es schaffen würde! Um wieviel es bei den Wetten ging, wurde allerdings nicht verraten…
Nach dieser Showeinlage war die Eröffnungsshow damit auch fast beendet und es wurde deutlich leerer in der Halle. Der erste Qualifikationsheat hatte gerade begonnen. Da ich erst im dritten Heat um 17:00 an de Reihe war, nahm ich interessiert an den ersten beiden Workshops teil. Hier zeigte insbesondere Howard Lederer, warum er zu Recht “The Professor” genannt wird und erklärte anschaulich und interessant die Unterschiede zwischen Cash Game und Turnieren, warum Phil Hellmuth so erfolgreich bei der WSOP ist und wie man seine Wahrscheinlichkeiten am besten bestimmt. Unterstützt wurde er dabei jeweils abwechselnd von zwei oder drei anderen Profis, immer jedoch von Eddie Scharf als medienwirksamen, vor Allem aber kompetenten Übersetzer und Pokerexperten. Auch Fragen aus dem Publikum wurden nicht nur kurz beantwortet, sondern eingehend behandelt. Es war somit keineswegs eine reine “Selbstbeweihräucherung”, sondern man merkte, dass die Profis tatsächlich Spaß an der Sache hatten und Interesse zeigten!
Insgesamt gab es auch drei Autogrammstunden, welche aber hoffnungslos überlaufen waren und bei weitem konnten nicht alle Autogrammwünsche erfüllt werden. Doch auch hier war alles gut organisiert, so dass es zumindest geordnet zuging. In der ersten Session stellten sich Allen Cunningham, Eddie Scharf und Erick Seidel dem Publikum und gaben geduldig Autogramme auf Full Tilt-Kappen, Mousepads oder Kartendecks. Ich hatte mich für den anderen Weg entschieden und so unterschrieben alle in meine Ausgabe von David Sklansky’s “The Theory of Poker”.
Hierbei erklärte mir Eddie Scharf übrigens, dass dies das einzige (Poker-)Buch sei, das Phil Ivey je gelesen habe! Die Zeit verging doch relativ schnell und bald war der dritte Heat an der Reihe. Ich setzte mich an meinen Tisch und versuchte zunächst, meine Gegner grob einzuschätzen und zunächst vorsichtig zu agieren. Ein paar Hände und wenige Showdowns später war bereits klar, wie der Hase lief. Richtig schlechte Hände wurden zwar eigentlich nicht gespielt, dafür aber jedes As und jedes Blatt höher als J9o sowie die allseits beliebten Suited Connectors.
Also überlegte ich mir, dass es richtig wäre, meine guten Hände aggressiv zu spielen. Diese kamen auch in Form von AA und KK. Die Asse und Könige hielten beide gegen jeweils einen Gegner und so war ich schnell von 5.000 auf knapp 13.000 in Chips. Der Wendepunkt kam allerdings leider ebenso schnell und als mein 55 Pocket Pair auf dem Flop zum Set wurde, war ich zunächst über die loose Spielweise meines Gegners in diesem Pot sehr froh. Doch leider kam für ihn der Runner Runner Flush und ich war den Großteil meiner Chips wieder los. Da die Blinds relativ schnell und hoch stiegen (nach dem Bad Beat lag meine M-Ratio ungefähr bei 3 oder 4), raiste ich in early position mit KTo. Ein Spieler callte. Der Flop kam T64 rainbow und nach kurzem Überlegen ging ich mit relativ gutem Gefühl all in. Mein Gegner überlegte dagegen gar nicht lange und callte. Er zeigte mir 64o! Kein höheres Two Pair auf Turn und River wollte sich mir zeigen und so war mein Traum von der Million Euro leider bereits wieder ausgeträumt.
Das frühe Ausscheiden aus dem Turnier einmal außer Acht gelassen, war es eine sehr schöne Veranstaltung, hervorragend organisiert, mit vielen Möglichkeiten, die Stars hautnah zu erleben und einer wirklich beeindruckenden Stimmung. Ich bin mir sicher, dass dieses Event ein positive Werbung für das Pokerspiel in Deutschland ist. Full Tilt: Youre Great and well done!
Beste Grüße und allseits Gutes Blatt,
Marc Grüttner
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.10.2007.