Wer kennt sie nicht, die ständige Anmache am Pokertisch, die spitzen Bemerkungen der anderen Spieler, die von Argwohn und Missgunst getragen sind? Frustrierte Mitspieler wollen einem jeden auch noch so kleinen Erfolg miesmachen und streuen Salz in die Wunde, wenn man gerade viele Chips abgeben musste.
Typisch ist zum Beispiel, dass ein anderer Spieler den eigenen Chipstapel mit den Worten kommentiert: „Na, das sieht aber nicht mehr so toll aus bei dir …“ Ein völlig unnötiger Satz. Man würde den Sprecher am liebsten auf der Stelle erwürgen, muss aber zähneknirschend irgendetwas erwidern, doch meistens fällt einem noch nicht mal was Gescheites ein. Eine ätzende Situation.
Was kann man dagegen tun? Sollte man sich selber auch so verhalten? Welche Beleidigungen „funktionieren“ am besten?
Die Analyse – Welche Art von Beleidigung liegt vor?
Bevor ich entscheiden kann, wie ich auf die Beleidigung reagieren soll, sollte ich wissen, um welche Art von Beleidigung es sich handelt. Es gibt unbedacht geäußerte Beleidigungen, die gar nicht so fies gemeint sind und dennoch eine große Wirkung entfalten. Ein Beispiel ist, dass jemand zu einer Person fast nett gemeint „Brillenschlange“ sagt, aber nicht weiß, dass der Betreffende seit Jahrzehnten unter Komplexen wegen seiner Brille leidet und schon sämtliche Arten von Kontaktlinsen durchprobiert hat, die aber alle für ihn unverträglich waren.
Wenn Sie der Beleidigte sind, müssen Sie erkennen, ob eine Beleidigung wirklich beleidigend gemeint war. Ansonsten reagieren Sie – vor allem in den Augen der anderen – über, was Ihnen langfristig schaden kann.
Auf der anderen Seite gibt es sehr fiese Beleidigungen, bei denen sich derjenige schon „richtig Mühe gegeben hat“, um Ihnen richtig eins auszuwischen. Eine Person mit den Worten „Du sammelst Pilze – aber nicht im Wald“ auf eine Geschlechtskrankheit anzusprechen und das noch vor allen anderen, ist echt gemein, da hier zusätzlich noch ein intimes Geheimnis preisgegeben wird.
Sie müssen also im Poker wie im Leben zunächst einmal die Intensität und Intention einer Beleidigung richtig einordnen, um angemessen zu reagieren.
Gegenmaßnahmen – Passiv reagieren oder zurückschießen?
Natürlich muss man auf eine Beleidigung reagieren. Eine Reaktion ist es auch schon, wenn man gar nichts sagt. Dann reagiert man passiv. Das kann je nach der Intention der Beleidigung durchaus sinnvoll sein, vor allem dann, wenn der andere einen nur aus der Reserve locken will.
Wenn es dem anderen nur darum geht, die Qualität der eigenen Entscheidungen zu verschlechtern, sollte man am besten gar nicht groß darauf reagieren, nach dem Motto: „Lass den ruhig labern.“ Geht es einem Nebenbuhler zum Beispiel nur darum, dass Sie vor Ihrer Partnerin ausflippen und sich so selbst in Abseits stellen, so sollte man eben genau das nicht tun. Gleiches gilt für unbedachte Äußerungen, die gar nicht als Beleidigung gemeint sind. Hier ist es Ausdruck von Souveränität, cool zu bleiben und die Situation nicht eskalieren zu lassen.
Manchmal muss man Feuer aber mit einem Gegenfeuer löschen. Es besteht nämlich die Gefahr, dass sich die anderen auf einen einschießen und die Sticheleien dann kein Ende mehr nehmen. Machen Sie der betreffenden Person durch eine oder wenige treffende Gegenbeleidigungen klar, dass er sich mit Ihnen nicht anlegen sollte, weil sie mit schweren Geschützen zurückschießen. Das wirkt. Er wird sich dann ein anderes Opfer suchen. Nutzen Sie hierzu ruhig das Mittel der spezifischen und fiesen Beleidigung. Das zieht und wird ihn hoffentlich etwas einschüchtern.
Wie gesagt, Sie sollten sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Dann sinkt Ihr Stern in den Augen der anderen Mitmenschen und immer, wenn zukünftig eine angespannte Situation entsteht, sind Sie derjenige, der es abkriegt.
Was tun, wenn einem nichts einfällt?
Jeder kennt die Situation, dass jemand einem einen fiesen Spruch „reindrückt“. Wenn Sie beispielsweise auf der Arbeit mit einer neuen Krawatte ankommen, und der andere sagt zu Ihnen „Mit der Krawatte würde ich mir nach ‘nem Unfall nicht mal das Bein abbinden“, dann ist das schon hart. Wenn Sie beim Pokerspiel gerade sehr unglücklich verloren haben, und dann kommt der nicht mal originelle Standardspruch „Pech im Spiel und in der Liebe, was?“, dann kann einem das den Abend versauen.
Wir haben es hier mit spezifischen Beleidigungen zu tun, die man sogar noch als witzig bezeichnen könnte. Die anderen werden sich oft sogar noch auf Ihre Kosten lustig machen. Sehr unangenehm. Nicht umsonst heißt es „Don’t add insult to injury“, zu Deutsch: „Pack auf das Unglück nicht noch eine Beleidigung drauf!“
Die Kränkung ist erst mal da. Dagegen können Sie nichts tun. Sie können sich aber trotzdem so verhalten, dass die Beleidigung den geringsten Schaden anrichtet. Sie müssen parieren. Sonst murmeln die anderen mitleidig „Das saß“ oder ähnliches. Auf Dauer sinkt dann Ihre soziale Stellung. Wie kontert man?
Im Idealfall fällt einem etwas Gutes ein. Auf den Spruch mit der Krawatte wäre zum Beispiel perfekt: „Und dein Aftershave ist sicherer als die Pille.“ Ein guter Konter ist immer noch das beste Mittel.
Was tut man aber in den unzähligen Situationen, in denen einem nichts einfällt? Und machen Sie sich nichts vor, gerade wenn die Beleidigung aus heiterem Himmel kommt, ist man erstmal „baff“, und die intelligente Replik fällt einem erst eine halbe Stunde später ein.
Auch hierfür gibt es eine Lösung. Sie müssen sich einen Standardspruch zurechtlegen. Etwas wie „Du mich auch“ oder „Leck mich“. Das ist zwar nicht besonders originell, aber immer noch besser als nichts oder Gestammel. Vor anderen müssen Sie Ihr Gesicht wahren und Ihre Ehre verteidigen. Sie gewinnen mit so einer Standardentgegnung zudem wertvolle Zeit, in der Ihnen vielleicht noch was Klügeres einfällt.
Beleidigungen und Sticheleien sind leider an der Tagesordnung. Lassen Sie sich nicht alles gefallen. Da macht es keinen Unterschied, ob Sie am Pokertisch sitzen oder gerade mit Freunden in der Kneipe sind. Das Leben ist kein Ponyhof und auch kein Blümchen-Konzert. Stellen Sie sich darauf ein und lassen Sie sich nicht unterkriegen.
Die ultimative Liste von Beleidigungen, falls einem mal nichts einfällt
Zu guter Letzt noch eine Liste von Beleidigungen als Anregung oder auch nur zur puren Unterhaltung. Die Beleidigungen sind natürlich nicht politisch korrekt. Das sollen sie aber auch gar nicht sein. Beurteilen Sie selbst oder lesen Sie die Sprüche einfach nur zum Spaß. Los geht’s:
Du hast ein Gesicht wie ein Feuermelder. Reinschlagen, bis es klingelt.
Du hast ‘ne Figur wie ‘ne Hundehütte. In jeder Ecke ein Knochen.
Sind deine Eltern Chemiker? Siehst aus wie ein Versuch.
Am Sonntagmorgen hab ich Zeit. Dann versuch ich drüber zu lachen, okay?
Deine Zähne sind wie Sterne. Jeden Abend kommen sie raus.
Sag mal, ist dein Clown-Kostüm in der Reinigung?
Deine Eltern wären besser die fünf Minuten spazieren gegangen.
Haste keinen Friseur, dem du den Quatsch erzählen kannst?
Tolle Klamotten hast du an! Gibt’s die auch für Männer?
Als Kind hat dir doch deine Mutter ein Kotelett umgehängt, damit wenigstens der Hund mit dir spielt!
Sag mal, waren deine Eltern Geschwister?
Bei deiner Geburt hat der Arzt geschrien: “Schnell einen Hammer, sonst wird’s ein Fahrrad!”
Geh doch auf der Autobahn ein bisschen spielen!
Kannst du nichts Sinnvolleres tun, als mich vollzuquatschen? Dachrinne putzen oder dich erschießen?
Schon mal einen Liter Blut durch die Nase gespendet?
Du siehst aus, als hätten deine Eltern keinen Spaß bei der Zeugung gehabt.
Wenn ich dein Gesicht hätte, würd ich lachend in ‘ne Kreissäge laufen.
Du hast Zähne wie die Sterne am Himmel. So gelb und so weit auseinander.
Ich will ja nix sagen, aber ein Arsch gehört in die Hose.
Ich geb dir 50 Cent. Dann kannst du eine Parkuhr mit deinem Müll vollquatschen.
Dir hat wohl einer in den Kopf geschissen und vergessen umzurühren.
Deine Freundin ist so fett, da muss dir Reinhold Messner beim Besteigen helfen!
Du hast doch gerade mal so viele Gehirnzellen, um nicht ins Wohnzimmer zu kacken.
Kannst du dich nicht einfach in eine Ecke legen und sterben? Aber leise bitte.
Ich würde nicht mal mit dir in einem Bett schlafen, wenn du ein Geschwür an meinem Arsch wärst.
Dein Gesicht an der Kellertreppe, dann kommen die Kartoffeln geschält hoch.
Deine Fresse ist wie ein Turnschuh – reintreten und wohlfühlen!
Laber nicht so billig! Ich kauf dich sowieso nicht!
Du hast ein Gesicht wie ein Lexikon: Man kann immer wieder nachschlagen!
Red ruhig weiter, bis dir was einfällt!
Du bist so doof wie zehn Meter Feldweg!
Sorry, dass ich dich unterbreche, aber es hat mich nicht im Geringsten interessiert!
Zähl mal leise bis zehn, ich brauch ‘ne halbe Stunde Ruhe!
Putz dir mal die Zähne, morgen ist Pferderennen!
Schau nicht so! Bin selber erschrocken!
Wenn Curt Cobain dich gekannt hätte, hätte er sich glatt noch mal erschossen!
Willst du drei Kilo abnehmen? Dann putz dir mal die Zähne!
Ich wette allein, der Schatten von deinem Arsch wiegt 200 Pfund!
Steig auf deinen Besen und zisch ab!
Versteck dich, heute ist Sperrmüll!
Wenn Dummheit Rad fahren könnte, müsstest du bergauf bremsen!
Komm doch mal wieder, wenn du weniger Zeit hast!
Erzähl’s deinem Pfleger!
Du hast ein Gesicht wie die Tour de France: vierzehn Tage reintreten!
Dein Gesicht vor dem Kellerfenster, und die Ratten machen ‘nen Umweg.
Täglich sterben 40.000 Menschen. Wieso du nicht?
Hat einer an der Klospülung gezogen, oder warum blubberst du?
Du siehst aus wie das Ostende eines Elefanten, der nach Westen geht.
Dein Atem stinkt so sehr, dass sich die Leute über deine Fürze freuen.
Habt ihr kein Klo zuhause, oder warum lässt du die ganze Scheiße hier ab?
Ich schlag dir den Kopf auf den Rücken, dann kannste aus dem Rucksack fressen!
Du hast genau drei Probleme: Du wurdest geboren, du lebst und tust nichts dagegen!
Wo ich dich so sehe, fällt mir ein, dass ich den Müll ja noch runtertragen muss!
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch Royal Flush – Pokern oder die Kunst, das Leben zu meistern von Florian Achenbach und Jan Meinert, Piper Verlag, München, August 2009, ISBN 3492253326, 224 Seiten, 7,95 Euro
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.08.2009.