/ Ian Johns gewinnt das Limit Hold’em WSOP Championship. Der 21jährige Pokerspieler macht aus $6 eine halbe Million.
Einer der klassischen Pokerwitze stammt von “Amarillo Slim” Preston aus den 70er Jahren. Slim wurde gefragt, was die World Series of Poker so besonders macht. Er antwortete, “Das ist der Ort, wo ein Pokerspieler aus einem Zahnstocher einem Holzstoß machen kann.”
Der neueste Holzstoß gehört Ian Johns, ein 21jähriger Poker-Profi aus Seattle, Washington. Vor ein paar Jahren begann Johns zum Spaß Poker zu spielen. Er zahlte $50 auf einem Online Poker Account ein und begann mit Low-Stakes Spielen. Innerhalb von wenigen Tagen betrug seinen Bankroll nur mehr $6. Johns erklärte seiner damaligen Freundin (jetzt seine Frau Mandy), dass er mit dem Pokern aufhört, wenn er die letzten $6 verloren hat.
Johns begann sich mit dem Spiel auseinanderzusetzen und wurde besser. Innerhalb weniger Wochen hatte er zunächst ein paar hundert, dann ein paar tausend Dollar. Bis er 21 wurde – und alt genug, um an der 2006 World Series of Poker teilzunehmen – betrug seine Bankroll fast eine halbe Million Dollar.
Mandy Twiggs-Johns, die Frau des neuesten WSOP-Champions, gab zu, dass sie am Anfang von der neuen Arbeit ihres Mannes nicht begeistert war. “Dann, fing er an zu gewinnen und wir kauften ein neues Haus”, sagte sie. “Ich sehe jetzt, dass Poker ein Geschicklichkeitsspiel ist und Ian es genießt zu spielen. Also habe ich akzeptiert, was er macht.”
Die Johns sind nun aber in der Zwickmühle. Soviel des Familieneinkommens hängt vom Online-Poker ab. Sie waren geschockt, als sie vom neuen Gesetz hörten, das Online-Poker verbieten soll. “Es ist verrückt”, sagte Johns, als er nach dem neuen Gesetz gefragt wurde. “Soll ich jetzt etwa umziehen?”
Es war das erste Jahr, dass Johns bei der World Series of Poker, präsentiert von Milwaukees Best Light, mitspielte. Mit genügend Vertrauen in sein Pokerspiel kam Johns zum ersten Mal nach Las Vegas, um ein paar Events zu spielen und vielleicht ein paar Dollars extra zu verdienen. Er hatte keine Ahnung, dass er den begehrtesten aller Preise gewinnen würde – ein WSOP Gold Bracelet.
Das 23. Turnier im WSOP-Kalender war das $3,000 Buy-In Limit Hold’em. 341 Teilnehmer sorgten für ein Gesamtpreisgeld von fast einer Million Dollar. Es dauerte zwei Tage bis nur mehr die neun Finalisten übrig waren. Der Finaltisch spiegelte das Jüngerwerden von Poker wieder. Nur zwei Spieler waren über 30. Es war das zweite Event, bei dem kein ehemaliger Armbandgewinner am Finaltisch saß.
Name | Chipcount | Seat |
Tad Jurgens | 60,500 | 1 |
Mark Newhouse | 106,000 | 2 |
Fi Tran | 31,000 | 3 |
Ben Robinson | 103,000 | 4 |
Ian Johns | 207,000 | 5 |
Brendan Taylor | 155,000 | 6 |
Javier Torresola | 132,000 | 7 |
Jerrod Ankenman | 161,000 | 8 |
Theo Tran | 74,000 | 9 |
Fi Tran war der erste Spieler, der ging. Der Verkäufer für medizinischen Bedarf aus dem südlichen Kalifornien hatte vom Start weg nur mehr wenige Chips. Er ging mit Platz Neun und bekam $18,823.
Ben Robisnon, aka “Kid Rock” war der Ältestes am Finaltisch, mit einem Alter von 49. Robinson, der in der Rockband “Top Priority” aus Florida Gitarre spielt, wurde unschön aus dem Turnier befördert, als er mit A-J gegen A-Q verlor. Robinsons Entschädigung für das Turnier betrug $28,235.
Brendan Taylor war als nächster an der Reihe. Der aus Henderson, Nevada, stammende Spieler war das erste Mal an einem WSOP-Finaltisch. Taylors Schlusshand wurde gegeben, als er am Flop mit einem Paar Könige das Top Pair hielt und doch gegen eine Straße verlor. Taylor nahm Platz Sieben, der $37,646 zahlte.
Tad Jurgens erlebte den schlimmsten Albtraum eines Pokerspielers, als er Pocket Kings bekam und gegen die Pocket Aces seines Gegners lief. Am Turn waren beide all-in. Die Asse hielten und Jurgens fiel weich auf das Preisgeld des sechsten Platzes mit $47,058.
Mark Newhouse ging kurze Zeit später. Der 22jährige Pokerspieler und Student wurde auf Platz Fünf eliminiert. Newhouse bekam $56,470 für seine Bankroll.
Theo Tran hat die Universität von Pittsburgh absolviert. Wie viele seiner Studienkollegen, hatte Tran herausgefunden, dass er mit Poker ein wenig Geld extra verdienen kann. In seiner letzten Hand verlor Tran mit A-10 gegen Jerrod Ankenmans A-K. Der vierte Platz zahlte $65,881.
Als nur mehr drei Spieler waren, hatte Javier Torresola wenige Chips und ging all-in. Er verlor seine verbliebenen Chips in dieser letzten Hand. Der M.I.T-Absolvent, der als Ingenieur arbeitet, erhielt $75,293 für den dritten Platz.
Ian Johns hatte eine beachtliche Chipführung gegenüber Jerrod Ankenman während des gesamten Heads-Up. Ankenman versuchte sein Bestes, um die Sache spannend zu machen. Aber er bekam nie die richtigen Karten und auch keine Chance, um ins Spiel zurückzukommen. Das Goldarmband war eindeutig Ankenmans Ziel am Finaltisch. Als Co-Autor des Buches “The Mathematics of Poker” sah es Ankenman als seine Pflicht an, hatte doch sein Co-Autor Bill Chen schon zwei Armbänder bei dieser WSOP gewonnen. Ein Sieg von Ankenman hätte den Bucherverkauf sicher noch mehr angekurbelt. Doch das Buch wird sich auch so gut verkaufen, nur geschadet hätte ein weiteres WSOP Gold Braclet sicherlich auch nicht.
Ankenmans letzter Atemzug kam nach sieben Stunden Spiel. Die letzte Hand im Turnier gewann Johns, als er mit A-3 zwei Paar schaffte. Ankenmans letzte Hand wurde nicht gezeigt. Jerrod Ankenman, ist Absolvent der Pepperdine Universität und lebt in Connecticut als professioneller Pokerspieler. Als Runner-Up erhielt er $150,586.
Ian Johns hob seine Frau in die Höhe und feierte mit ihr seinen ersten WSOP-Erfolg. Schon als Online-Spieler sehr erfolgreich, durfte sich Johns nun über ein Preisgeld von $291,755 in diesem Turnier freuen.
“Ein Traum ist für mich wahr geworden”, sagte Johns gleich nach seinem Sieg. “Ich kann es noch gar nicht fassen. Aber eines weiß ich – ich möchte bald wieder hier sitzen. Ich glaube, ich werde im kommenden Jahr sehr viele Turniere spielen.” Und damit sei die Frage von Amarillo Slim beantwortet. Es hat mit einem Zahnstocher angefangen….aber kann man aus einem Holzstoß einen ganzen Wald machen?
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.01.2007.