/ Ralph Perry gewinnt sein erstes WSOP Goldarmband. Vier Jahre nach seinem dritten Platz beim 2002 Championship Event kann Perry das Gefühl des Sieges auskosten.
“Der Schmetterlingseffekt” ist ein gängiger Ausdruck zur Erklärung, dass alle Dinge unzertrennbar miteinander verbunden sind. Zum ersten Mal tauchte diese Frage in einem wissenschaftlichen Konzept auf: “Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Kansas einen Taifun im Süd-Pazifik auslösen?” Seit damals geht man davon aus, dass die minimale Luftbewegung, die ein Schmetterling verursacht, Monate später und tausende Kilometer entfernt einen Sturm auslösen kann.
“Den Schmetterlingseffekt” gibt es auch im Poker. Leider fehlt es den meisten an Verständnis dafür. Die kleinste unbedeutende Aktion kann Einfluss auf den Ausgang eines Pokerturniers haben. Stellen Sie sich vor, vielleicht ein lachen oder ein Niesen kann den Dealer beeinflussen und er mischt die Karten ein wenig anders. Nur eine Karte an einem anderen Platz und das Turnier kann einen ganz anderen Verlauf nehmen. Oder die Stimmung an einem Tisch, die auf den nächsten übergreift und wieder auf den nächsten. Sicherlich ist Poker ein Geschicklichkeitsspiel. Aber es wäre genauso möglich, dass ein harmloses Kichern des Spieler auf Platz 5 an Tag Eins am Tisch 164 bei der 2005 World Series of Poker den Ausgang des Turniers beeinflusst hat. Joe Hachems Sieg war eine Kombination aus Milliarden von Schmetterlingsflügel-Schlägen, die kombiniert mit Talent den Sieg möglich gemacht haben.
Rafael “Ralph” Perry ist in Russland geboren. Während seiner Kindheit immigrierte seine Familie nach Israel. Mit 17 kam Perry in die USA. Perrys Schmetterlingseffekt passierte vor 15 Jahren in Brooklyn, New York. Der 25jährige wurde in eine Poolhall eingeladen und entdeckte, dass ein Pokerspiel im Hinterzimmer im Gange war. Perry entschied sich, am Spiel teilzunehmen. Danach war sein Leben nicht mehr das selbe.
“Das Spiel war Seven Card Stud”, erinnert sich Perry. “Ich entschied mich zu spielen. Ich spielte eine Stunde und gewann zwanzig Dollars. Ich habe jede Hand gespielt und mich in das Spiel verliebt.” Nach seinem Gewinn wurde Perry von Freunden in einen Card Club in Brooklyn eingeladen, wo er bald Stammspieler war. Als Poker in Atlantic City legalisiert wurde, begann Perry dort zu spielen. Dann hörte er von einem Platz, wo noch mehr Poker gespielt wird – Las Vegas.
“Als ich das erste Mal nach Las Vegas kam, wollte ich einen Job als BlackJack Dealer haben. Aber ich hatte es nie notwendig, mir einen Job zu suchen”, sagte Perry. “Ich begann Low Limit Stud Games zu spielen. Das war alles was ich konnte. Ich spielte immer nur Stud.”
Eines Nachmittags saß Perry in einem Cardroom in dem sehr los war. “Ich schaute auf einen anderen Tisch und sah riesige Chipstapel in der Mitte des Tisches. Es waren wirkliche Monsterpots”, sagte Perry. “Ich fragte den Floorman, was das für ein Spiel sei. Er sagte mir Texas Hold’em. Ich frage ihn wie das gespielt wird, und sie zeigten es mir.”
Ganz sicher kam hier der Schmetterlingseffekt ein paar Jahre später. Perry gewann seinen Weg zum 2002 World Series of Poker Championship Event und wurde schließlich Dritter. “Es war eine schlimme WSOP bis zum Mainevent”, erzählt Perry. “Dann wurde ich Dritter und bekam eine halbe Million Dollars. Das war das meiste Geld, das ich je besessen hatte.”
Vier lange Jahre sind vergangen, seit dem Perry im Rampenlicht geschlagen wurde. Seit dem hat er sein Stück vom Kuchen bekommen und viele Finaltische bei Turnieren erreicht, aber trotz allem fehlte Perry der Sieg zum großen Durchbruch. Das sollte sich am 18.Juli2006 jedoch ändern.
Ralph Perry war einer von 525 Spielern, die am Pot Limit Omaha Championship in diesem Jahr der World Series of Poker, präsentiert von Milwaukees Best Light, teilnahmen. Nachdem 516 Spieler eliminiert waren, blieben neun Spieler für den Finaltisch übrig.
Russ Salzer, a.k.a. “The Muscle”, endete auf Platz Neun. Salzer, der im Vorjahr eine tolle WSOP hatte, bewies einmal mehr sein felsenfestes Turnierkönnen. Salzer, der aus New York City stammt, erhielt $14,333.
Jason Newburger war der nächste Spieler, der ausschied. Der 22jährige Sportstudent, der derzeit an der Bradley University ist, spielte zum ersten Mal Pot Limit Omaha. Bemerkenswert, er wurde Achter und bekam $21,499.
Frank Henderson war der einzige ehemalige WSOP Gold Bracelet Gewinner am Finaltisch. “Hollywood” Henderson gewann seinen Titel 1989. Sein Kamp um Armband Nummer Zwei wurde sehr kurz. Henderson verdiente $28,665 für den siebenten Platz.
Als nächstes verabschiedete sich Spiro Mitrokostas. Er ist Absolvent der Tufts University bei Boston und ein leidenschaftlicher Red Sox Fan. Platz Sechs brachte ihm $35,831.
Ray “Rooster” Lynn konnte nicht viel auftrumpfen. Lynn war der nächste eliminierte Spieler. Der Landschaftsgärtner, der in Washington, DC, lebt, erreichte$42,998 an Preisgeld.
Kurze Zeit später wurde Zhang Luzhe aus Wien, Österreich, vom Tisch mit Platz Vier entfernt. Luzhe, der regelmäßig bei teuren Cashgames in Europa mitspielt, erhielt $50,164 für seine Pokerbankroll.
Mit nur mehr drei Spielern verlor Brian Kocur seinen letzten Pot an Ralph Perry. Kocur, der im Immobiliengeschäft ist, erhielt $57,330.
George Abdallah spielt nun seit fast einem Jahrzehnt Poker. Der Restaurantbesitzer aus Houston war schon oft im Ranking von großen Turnieren. Einen Sieg bei einem WSOP Circuit Pot Limit Omaha Event und ein vierter Platz beim WSOP Circuit Championship im May in New Orleans kann er vorweisen. Abdallah wollte dieses Goldarmband unbedingt, um es seinen beiden Mentoren Sammy Farha und John Bonetti gleichzutun. Aber Abdallah hatte von Beginn an einen Nachteil in den Chips und konnte niemals die Kontrolle übernehmen.
Die letzte Hand im Turnier wurde gedealt, als Ralph Perry mit K-J-10-3 gegen Abdallas Q-10-4-3 antrat. Der Flop brachte Abdallah mit 10-7-3 zwei Paare. Er ging all-in und lag vorne, als Perry bezahlte. Mit der Neun am Turn hatte Perry einen Straight Draw. Und mit der Acht am River war die Straße für Perry komplett. Abdallah musste sich mit Platz Zwei begnügen, der $109,664 zahlte. Obwohl es sein höchster Gewinn bislang war, sah man keine Zufriedenheit in Abdallahs Gesicht.
Mit seinem wohlverdienten Sieg erhilet Ralph Perry sein erstes WSOP Goldarmband. Er erhielt $207,817 an Preisgeld. Als Perry für die Fotographen posierte und sein Siegerinterview gab, sahen viel Spieler, die ein anderes Turnier spielten, zum neuesten WSOP-Champion herüber. Dutzende Gespräche folgten. Die Karten waren neu gemischt und die Pokergeschichte geändert.
Originaltext Nolan Dalla
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.02.2007.