Auch in der heutigen Zeit genießt Poker einen etwas halbseidenen Ruf. Dem Spiel haftet weiterhin ein Hauch von Ruchlosigkeit an. Das mag teilweise mit der Darstellung in diversen Filmen oder dem rechtlich nicht einwandfreien Status zusammenhängen. Die meisten haben eine sportliche Einstellung zu Poker. „Money is simply the means of keeping score“, so beschrieb es Anthony Holden.
Aber wo es um viel Geld geht, da sind Gestalten, die jede sich bietende Chance nutzen, um an dieses Geld heranzukommen nutzen, nicht weit.Dabei gibt es neben klarem Betrug viele Grauzonen, in denen Spieler unethisch vorgehen. Einiges wird als vertretbar akzeptiert, wie die Nutzung von Hilfsprogrammen wie Pokertracker, anderes ist verständlich wie das Einspringen eines Freundes, der ein Turnier zu Ende spielt, weil die Internetverbindung den Geist aufgegeben hat.
Auch ist in diesem Zusammenhang kein Etiquette-Verstoß gemeint. Wie zuletzt bei James Bond wird aus dramaturgischen Gründen in Filmen beim Showdown so gut wie immer die etwas schlechtere Hand zuerst aufgedeckt. Obwohl Le Chiffre in der entscheidenden Hand callt (was ja, ins Deutsche übersetzt, ungefähr so viel heißt wie: „Ich will sehen.“), zeigt er seine Karten vor Bond. Dann schaut man sich 30 Sekunden lang tief in die Augen, bis schließlich Bond die Nuts präsentiert. Puh! Das ist noch einmal gut gegangen. Die Welt ist gerettet. So ein sogenannter Slowroll gilt allerdings im wirklichen Leben als äußerst unhöflich, verstößt jedoch nicht gegen festgeschriebene Regeln, die jemanden den Pott verlieren und die Welt ins Unglück stürzen lassen.
Hier geht es um mehr oder minder schwere ethische Vergehen und die möglichen Konsequenzen. Die folgenden Beispiele basieren auf echten Vorkommnissen, sind aber für diesen Artikel modifiziert worden.
Wir von der PokerOlymp-Redaktion würden gerne von Ihnen wissen, wie Sie zu folgenden Fällen stehen:
Ein Spieler, der in seiner Pokerlaufbahn auf ehrliche Weise 20.000$ gewonnen hat, die sich in seinem Pokerraum-Account befinden, spielt ein großes Multitable-Turnier mit und gewinnt 80.000$. Es stellt sich aber heraus, dass er vor dem Turnier auch noch einen Account auf den Namen seiner Mutter und den Namen seiner Katze aufgemacht hatte, und dadurch dreimal an dem Turnier teilnehmen konnte. Während des Turniers spielten seine drei Turnierteilnehmer nie am selben Tisch, er hatte also keinen direkten Vorteil durch die verschiedenen Spielerkonten, bis auf die Tatsache, dass er drei statt einer Chance(n) hatte, einen großen Gewinn zu erzielen. Wie sollte der Pokerraum mit ihm verfahren?
a) Alles bleibt wie es ist. Der Spieler hat dreimal Startgeld bezahlt und das Turnier aufgrund seiner Spielweise und der Karten gewonnen.
b) Es ist nicht im Sinne eines Turniers, dass jemand mehrmals teilnimmt. Alleine die Möglichkeit, mit mehreren Teilnehmern an einem Tisch zu landen, wo man dann einen unfairen Vorteil hätte, weil man Informationen über die Karten eines Mitspielers hätte, erzwingt die Konfiszierung des Gewinns. Die 20.000$ werden dem Spieler überwiesen und er wird in diesem Pokerraum gesperrt. Alle übrigen Teilnehmer rücken einen Platz nach vorne und erhalten dementsprechend einen höheren Gewinn.
c) Siehe b), nur werden die 80.000$ vom Pokerraum beschlagnahmt, um die Kosten für das Aufspüren von Betrügern zu decken. Die anderen Teilnehmer haben ja das Preisgeld, das für den erreichten Platz ausgezahlt wird, erhalten.
d) Siehe b), nur sollte der Pokerraum auch die anderen 20.000$ im Account als Strafe einbehalten.
e) Siehe c), nur sollte der Pokerraum auch die anderen 20.000$ im Account einbehalten.
Zwischen H und G gibt es einen freundschaftlichen Wettstreit darüber, wer der bessere Heads-up-Spieler ist. G hat bereits drei Matches über 1.000$ gewonnen, als ihn H ein viertes Mal herausfordert. Was G nicht weiß, ist, dass H im vierten Match von einem starken Profi unterstützt wird. H gewinnt das Match und brüstet sich damit, lässt aber auch durchblicken, dass ihm geholfen wurde, woraufhin G 2.000$ von ihm fordert, da H betrogen hat.
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Martin Voigt
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 23.01.2007.