Tony G., immer unterwegs und immens beschäftigt. Trotzdem hat er sich für die PokerOlymp Leser Zeit genommen und sich den Fragen von Götz Schrage gestellt. Erfahren Sie mehr über den Start seiner Karriere, über seine Pläne für die Zukunft und wie man mit einem großen Fehler ein großes Turnier gewinnen kann. – Es wird der Frage nach dem legendären Moskauer Millionenpot nachgegangen und Sie erfahren den Zusammenhang zwischen den „Chippendales“ und einem geplanten Börsengang.
Götz Schrage: – Tony! Es gab Zeiten da hatte ich deutlich mehr Geld als Du! Was habe ich falsch gemacht?
Tony G: Vielleicht nicht so gutes Poker gespielt wie ich.
Götz Schrage: Das mag schon sein, aber Du bist ja durchgestartet wie eine Rakete. Vor kurzem habe ich gelesen, “Tony G. geht mit seinem Business an die Börse.” Hätte mir vor sieben Jahren einer gesagt, “Tony G. geht mit seinem Körper zu den Chippendales.”, ich hätte es eher geglaubt.
Tony G: (lacht) Chippendales?! – Da bin ich schon besser an der Börse aufgehoben. Ja, es stimmt, wir bereiten uns darauf vor, überprüfen alle Optionen und ein Börsengang ist durchaus möglich.
Götz Schrage: Ich drück Dir die Daumen. – Was sagst Du zu Deinen Erfolgen bei Youtube. Deine Clips sind ja immer ganz oben in der Hitparade. Angeblich müssen die Jungs bei Youtube jedes Mal zwei weitere Server kaufen, wenn ein neues Filmchen von Dir auftaucht.
Tony G: Die Wahrheit? Ich war selbst ganz überrascht. Ich meine, es gibt soviel im Netz. Aber offenbar mögen die Leute, wie ich gewinne und manche ganz sicher, wie ich verliere.
Götz Schrage: Ich glaube die Leute mögen wenn Du den Mund aufmachst. Beziehungsweise die Zuseher mögen es. Die Gegner hassen Dich wahrscheinlich.
Tony G: Nein, das stimmt nicht. Du kennst mich, abseits des Spieltisches bin ich doch recht angenehm und höflich und so. Hinterher gibt man sich die Hand und alles ist wieder in Ordnung. Meistens jedenfalls. – Vielleicht mögen mich manche auch wirklich nicht.
Götz Schrage: Besonders legendär Dein Spruch „Send them back to Russia“. – Ist das eine baltische Tradition? Mit den russischen oder auch nur russischstämmigen Spielern, legst Du Dich ja ganz besonders gerne an. – Was zahlst Du eigentlich Deinen Leibwächtern an Gefahrenzulagen nach solchen Auftritten.
Tony G: Leibwächter? Keine schlechte Idee! Suchst Du einen Job Götz? – Aber zur „baltischen Tradition”, das stimmt schon, zwischen uns Litauern und unseren russischen Nachbarn gibt es immer eine Menge Zündstoff.
Götz Schrage: Danke für das Angebot. Aber soviel Geld hast nicht mal Du, dass ich mich zwischen Dich und ein paar durchgeknallte Russen werfe. – Spielst Du eigentlich auch mal in Moskau? Da soll es ja eine ganz besonders hohe Partie geben.
Tony G: Durchaus. Wirklich verdammt hoch. Ich war da ein paar Mal eingeladen. Unglaublich was da Geld am Tisch liegt.
Götz Schrage: So vor drei bis vier Monaten gab es ein Gerücht, dass es einen 5 Millionen Euro Pot gegeben hat. War das eine Forumsente oder hast Du da auch was gehört?
Tony G: Das stimmt. Das habe ich aus verlässlicher Quelle auch gehört Es waren exakt 8 Millionen Dollar. Also sogar noch ein bisschen mehr als 5 Millionen Euro, wenn ich das jetzt richtig rechne.
Götz Schrage: Nochmals zurück zur Vergangenheit, zu den kleinen Brötchen. Was hat die Wende gebracht in Deiner Karriere? War es Paris die WPT. Ich glaube einmal 5., einmal 2. Platz.
Tony G: Nein, Götz – und das sage ich nicht aus Höflichkeit. Der erste Schritt war meine damalige Übersiedelung nach Wien. Dass man da zu jeder Zeit, kontinuierlich und legal Poker spielen konnte, hat mir sehr viel gebracht. – Paris war sicher eine weitere wichtige Station. Plötzlich hatte ich 100.000 Euro. Ein gewaltiges Geld damals und natürlich auch noch heute.
Götz Schrage: Du und Jeff Lisandro, ihr ward ja damals wie Zwillinge. Oder er war mehr wie Dein großer Bruder. Ist diese Freundschaft noch intakt?
Tony G: Absolut! Jeff war und ist ein absolut wichtiger Mensch für mich. Von ihm konnte ich sehr viel lernen und lerne heute noch. Seine spielerische Aggressivität oder sollte man fast sagen, seine spielerische Brutalität, hat mich sicher beeinflusst und ich freue mich auch, dass er diese WSOP so erfolgreich war. Ein Bracelet hat er jetzt auch!
Götz Schrage: Das stimmt und ausgerechnet bei 7 Card Stud! Du erinnerst Dich sicher. Jeff war der ungekrönte Hold’em König, aber beim Stud hat er doch die Jetons reingeschaufelt wie ein Verrückter und selbst der Dümmste hat sich gefreut, wenn er Platz genommen hat.
Tony G: Jeff hat in den USA sein Stud Spiel enorm verbessert und so hat es mich nicht wirklich überrascht. Aber natürlich erinnere ich mich an seine Gala-Auftritte in der hohen Stud-Partie. (lacht)
Götz Schrage: Noch eine letzte Frage. – Wir kennen alle Deine letzte Hand, mit der Du das WPT Bad Boys of Poker Turnier gewonnen hast. 10-8 in Karo gegen Mike Matusow mit K-K. Wie ich den Clip zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich mir gleich Alarm. – Du fragst Matusow, wie viele Jetons er hat und der strahlt höflich wie ein Honigbär, sagt es Dir zuvorkommend und Du stellst ihn trotzdem „all in“.
Tony G: Das stimmt wirklich. In dem Moment, als ich „all in“ gesagt habe, ist es mir auch klar geworden. Da wusste ich, Mike hat eine Bombenhand. – Nur was sollte ich tun? Ich konnte schlecht sagen, ich habe mich geirrt. Aber so ist Poker und deshalb lieben wir den Sport. Manchmal gewinnt man durch einen Fehler.
Götz Schrage: Vielen Dank für das Gespräch und dass Du Dir Zeit genommen hast.
Tony G: Klar! Gerne geschehen. Und wenn ich Wien bin, gehen wir wieder Wiener Schnitzel essen.
Götz Schrage: Aber nur wenn Du Dich mit keinen russischen Kellnern oder Touristen anlegst. Dann setze ich mich an einen anderen Tisch.
Tony G: Keine Sorge und die Rechnung bezahle ich auch.
Götz Schrage: Super und weiterhin viel Glück!
Tony G: Vielen Dank und schöne Grüße an die PokerOlymp Leser.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.07.2007.