Nach langer Abstinenz konnte Phil Ivey mit dem Sieg in einem der teuersten Turniere überhaupt ein deutliches Ausrufezeichen hinter seinen Namen setzen.
Das Super-Highroller-Turnier der Aussie Millions ist keine billige Angelegenheit. Ein Buy-In von umgerechnet knapp 200.000 Euro müssen die Spieler auf den Tisch legen und entsprechend nahmen auch nicht sonderlich viele Spieler überhaupt teil. Dafür las sich das Teilnehmerfeld wie ein Who-is-Who des internationalen Turnier-Pokers: Daniel Negreanu, Patrik Antonius, John Juanda, Sam Trickett, Tom Dwan, Jason Mercier, Gus Hansen, Titelverteidiger Erik Seidel und schließlich “Altmeister” Phil Ivey waren unter den grade mal 16 Spielern des Turniers.
Tom Dwan hielt es keine zwei Stunden am Tisch, dann stolperte er mit Trips in Gus Hansens gefloptes Full-House. Ohne viel Federlesen landeten jeweils 200 Big Blinds in der Mitte und Dwan war aus dem Turnier, bevor überhaupt alle Spieler so richtig angekommen waren.
Etwas später erwischte es den Titelverteidiger Erik Seidel. Er schob etwa 35 Big Blinds mit 8x 8x in die Mitte, fand aber in Dan Smith seinen Meister, der Jx Jx hielt und die Hand auch gewinnen konnte. Somit stand schon sehr früh fest, dass es einen neuen Champion geben wird.
Nach fünf Stunden stand der “Final-Table” mit neun Spielern – allerdings sollten nur drei von ihnen überhaupt Preisgeld erhalten. Es lag noch ein langer Kampf vor den verbliebenen Spielern.
Wie bei Turnieren üblich saß auch Jason Mercier am Final-Table und wie ebenfalls nicht unüblich, war er der erste, der diesen wieder verlassen musste. Mit Ass-Sieben versuchte er einen Re-Steal gegen Phil Ivey. Doch dieser hielt Ass-Dame, sah absolut keine Veranlassung, seine Hand zu entsorgen und zahlte das All-In. Spätestens nach der Dame auf dem River war die Hand zu Gunsten von Ivey entschieden, der sich damit ein gutes Polster aufbauen konnte.
Dieses Polster hatte Ivey auch bitter nötig, denn keine zehn Minuten später musste er die Hälfte seines Stack wieder an Antonius abtreten: Auf einem Q 8 2 -Flop hielt Ivey K K und sah sich nach Bet und Raise gegen Antonius mit 2 2 All-In. Weder König, noch Pik kamen auf Turn und River, wodurch Ivey im unten Mittelfeld des Counts ankam und Antonius zu den Chipleadern aufschloss.
Nachdem Tony Bloom, Dan Smith, Sorel Mizzi und Winfred Yu ausgeschieden waren, waren es nur noch vier Spieler, die um das Preisgeld von insgesamt etwa 3,2 Millionen Euro spielten: Phil Ivey, Daniel Negreanu, Patrik Antonius und Gus Hansen. Es war Bubble-Zeit.
Die Bubble zog sich lange hin und das Spiel wurde zäh und langsam, doch schließlich nahm sich Daniel Negreanu ein Herz und pushte sich aus dem Turnier: Er re-stealte mit Ax 8x gegen Patrik Antonius, der mit Jx Jx eröffnet hatte und das All-In selbstverständlich callte. Der Flop brachte dem Kanadier keine Hilfe und so musst er sich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Ein Sieg bei dem Turnier hätte ihn auf Platz eins der All-Time-Money-List gehievt. So bleibt Daniel Negreanu jedoch weiter etwas über 2 Millionen Dollar hinter Erik Seidel.
Mit der geplatzten Bubble gewann das Spiel wieder an Tempo und mehr oder weniger direkt nach dem Negreanu-Bust nahm auch Gus Hansen seinen Hut: Mit Top-Pair lief er auf dem Flop in Iveys Two-Pair. Bet, Raise, All-In und schon war man im Heads-Up.
In dieses ging Phil Ivey gegen Patrik Antonius mit einer marginalen Führung und konnte diese schließlich auch nach Hause tragen. Es dauerte nicht lange und Ivey hatte sich einen 7:1 Chip-Lead erspielt. So kam es unausweichlich zum All-In zwischen den beiden: Antonius ging aus dem Small Blind mit K 3 All-In, Iey callte mit A Q , traf eine Dame auf dem Turn und beendete damit das Turnier.
Damit konnte Phil Ivey, der nach der Full-Tilt-Katastrophe für über ein halbes Jahr fast komplett abgetaucht war, wieder einen Big-Point einfahren und die Poker-Welt daran erinnern, dass mit ihm in Zukunft weiter zu rechnen sein wird. Außerdem spülte der Sieg umgerechnet etwas über 1,6 Millionen Euro in seine Kasse – kein schlechter Lohn für einen Abend Poker.
Das Endergebnis:
Phil Ivey | AUD 2.000.000 |
Patrik Antonius | AUD 1.200.000 |
Gus Hansen | AUD 800.000 |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.01.2012.