Ein Knaller im Netz. Raufgeschossen wie eine Rakete in den Youtube-Himmel. Erstmalig in der Geschichte von PokerOlymp haben wir einen „Clip-Corner Extra“ – als aktuelle Ergänzung zur traditionellen Donnerstagsausgabe. Besondere Anlässe und sehr besondere Clips müssen nun mal gewürdigt werden.
Kleine Vorwarnung für unser sicher doch recht feinsinniges Leserpublikum.- Wenn Ihnen nicht der Sinn nach derber Sprache und üblen Flüchen steht, nützen Sie Ihre Zeit besser. Lesen Sie nicht weiter und vor allen Dingen starten Sie keinesfalls den präsentierten Clip. Eltern haften für Ihre Kinder und wer sich bei meinem Boss beschweren möchte, nur zu! Der ist am Wochenende auf einem Seminar zum Thema „Dimitri Schostakowitsch und das Wohltemperierte Klavier“ – Am Montag fürchte ich allerdings werde ich diesen Artikel per Dienstanweisung ohnedies entfernen müssen.
Gezählte 31 mal das Wörtchen “f+ck“ oder „f+cking“ plus die 7 mal die eigenständige Mutation „motherf+cker“, ungezählte „asshole“, „cowpiss“ und ein anmutig poetisches „f+ck your mother´s cornhole“. Nun, was ist eigentlich passiert? Was lässt diesen verzweifelten Neteller-User, der unter dem Youtube Nickname „buffay“ kurzfristig eine Art Weltruhm erlangen konnte, so die Nerven verlieren? Vordergründig – und jetzt halten Sie sich bitte fest – gefällt dem Helden dieses Clips der Tonfall des Neteller-Supports nicht. Besonders das die flapsig joviale Verwendung „Cheers“ treibt ihn deutlich jenseits der 180. Gezählte 17 mal erwähnt er „Cheers“ und „Double-Cheers“ – was immer das bedeuten mag.
Nun, Neteller hassen ist eine rationale, durchaus vernünftige Haltung. Wer dort jemals als stolzer Besitzer eines Euro-Kontos seine Bankroll von z.Bsp. 500 Euro zweimal von Partypoker zu Pokerstars und dann retour transferiert hat und dann froh sein musste, ob der horrenden Wechselgebühren überhaupt noch einen Euro übrig zu haben, weiß was ich meine. Neteller hassen tun viele, aber kaum einer kann es so gut erklären wie eben „buffay“.
Zum juristischen Teil, nach dem „Defense of Deceny Act“ kann ja jeder verbale Ausraster vor breitem Publikum – zum Beispiel in einer Talkshow – mit Bußgeld jenseits der $250,000 bestraft werden. Nach einer aktuellen Initiative diverser Abgeordneter zum US-Senat soll dann noch im Wiederholungsfall etwa jedes „F+ck“ mit einer halben Million Dollar Extra-Pönale belegt werden.
So gesehen wird Schimpfen dann zum kostspieligen Hobby und die Raubritter-Wechselgebühren von Neteller sind geradezu milde dagegen. Jetzt noch zum psychologischen Aspekt. Was geht da exakt vor im Kopf vom Kollegen „buffay“ und könnte uns das auch passieren, wenn wir eine Webcam und einen Youtube-Zugang hätten? Steckt in jedem von uns so ein kleine „buffay“? Und fühlt man sich hinterher tatsächlich besser? Als staatlich geprüfter Hypochonder und Hobbypsychologe kann ich da prompt Auskunft geben. Irgendwo hinten im spannenden limbischen System, dort wo unser Gehirn in der bewährten Urversion arbeitet, haben wir all die emotional besetzten und kreativen schmutzigen Wörter gespeichert. Und damit die Fäkalausdrücke nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit hervorsprudeln, steht da ein kleines Gedankenmännchen und passt auf. Wenn dieses Männchen in Normalform ist, gehen wir sorgsam mit unseren Ausdrücken um und folgen nicht jedem Impuls. Der eine mehr, der andere weniger. Wenn das Gedankenmännchen schwer krank ist oder überhaupt für immer streikt – dann nennt man das „Tourette-Syndrom“. Und wenn man ein ganz, ganz starkes Gedankenmännchen dort stehen hat, das wirklich diszipliniert und rund um die Uhr seinen Job macht, dann kann man Papst oder Bundespräsident werden.
Das wird „buffay“ wohl für immer verwehrt bleiben. Immerhin hat er unter den Gesichtspunkten des Marketings großes geleistet. Mehr als 3,000 der weltweiten Youtube-Gemeinde wollten seinen verlorenen Kampf gegen die Contenance sehen. Und fast hundert Kommentare in der selben Zeit sind geradezu rekordverdächtig. Mal sehen, was aus dem Jungen noch wird. Vielleicht erweitert er sein Vokabular um geschätzte 20 Begriffe und schreibt ein Buch, so wie Dieter Bohlen.
Wir von PokerOlymp werden jedenfalls weiter über das Platzen des amerikanischen Online-Traumes berichten. Unsere exzellente News-Redaktion hält Sie ohnedies stets aktuell über die realen Turbulenzen von Neteller auf dem Laufenden (Was tun die Amis ohne Neteller?). Nach Informationen, die uns zugespielt wurden, weichen doch tatsächlich immer mehr Amerikaner nach Mexiko aus, um dort zu entspannen und wie sie es gewohnt sind, bei Partypoker zu zocken. Darüber werden wir aber an anderer Stelle berichten. Für heute verabschiede ich mich von dieser kleinen Sonderausgabe des „Clip-Corners“ mit einem fröhlichen
„Cheers“ – Götz Schrage
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.01.2007.