Liebe Pokerfans, hier will ich meine Gedanken zu den wichtigsten Händen des Turniers am Potsdamer Platz vom vergangenen Wochenende erklären. Das Buy-in betrug 330 Euro, die Blinds sind zuerst halbstündlich (die ersten drei Levels), dann stündlich gestiegen.
Startstack: 15.000, 200 Spieler. Es gab zwei Starttage und ich habe am Freitag begonnen – und das Turnier am Sonntag nach einem Deal am Final Table gewonnen (11.000 Euro).Hier erst einmal Tag eins, in wenigen Tagen folgen meine Gedanken zum zweiten Tag…
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Stack: 15.000, Blinds: 25/50, Hand: KQo, Position: Hijack
Ich erhöhe auf 150 und bekomme zwei Caller in den Blinds. Der Flop bringt K, Q, x ohne Flushdraw und die Blinds checken zu mir, ich setze 350 – ein Call. Am Turn setze ich 550, am River 1400. Sowohl Turn als auch River waren Blanks, ich zeige KQ und streiche meinen ersten größeren Pot ein.
Stack 16 000, Blinds 150/300, Hand: 33, Position: Button
Nach einer Stunde ohne spielbare Hand (gefühlt: sieben Pokerleben) und konsequenten Folds bekomme ich 33. Ein tighter Spieler von UTG raist auf 900, ich calle. Das ist im Sinne des „Set Value“ (treffe ich meinen Drilling, bekomme ich mutmaßlich einige Chips von meinem Gegner) nicht unbedingt korrekt. Denn normalerweise geht man davon aus, dass ich knapp das zwanzigfache meines Einsatzes potenziell gewinnen können muss, um den Call mit einem kleinen Pocket zu rechtfertigen. Hier calle ich 900, habe selbst aber nur 16.000 Chips, der Raiser sogar nur 14.000. Ich kann hier höchstens 14.000 plus Blinds, also 14.450 gewinnen. Zwanzig Mal 900 sind aber 18 000 – also kein guter Call. Die Chance auf einen Drilling beträgt eins zu acht – und selbst wenn ich diesen treffe, sind weitere Gewinne nicht garantiert. Mein Gegner kann aufgeben oder vielleicht sogar selbst einen besseren Drilling treffen oder eine andere stärkere Hand.
Der Flop kam also: 2x 4x 5x Rainbow. Mein Gegner setzt 1000 – und ich callte. Er kann hier auch ohne Treffer und mit zwei Overcards wie AK setzen, gegen höhere Paare habe ich zehn Outs (die zwei Dreien, jedes Ass, jede Sechs), also ist der Call logisch. Der Turn ist eine acht (unwichtig) und der tighte Raiser machte weiter Dampf: 2.000. Wahrscheinlich hält er also doch ein Overpair (QQ oder besser). Ich mache einen Fehler und calle gegen meine Odds. Am River erscheint die irrelevante 10, er setzt nochmals 2.000 in den mittlerweile 10.000 großen Pot. Das wiederum muss ich ja fast callen – wenn ich nur in einem von fünf Fälle richtig liege (ich bekomme genau 1:5), ist der Call gerechtfertigt, denke ich. Also calle ich. Erwartungsgemäß zeigt er QQ. Ich lege meine Hand auf den Muck. Toll gespielt, Rustem! Bis auf die Aktion am Flop war wirklich alles verkehrt.
Stack: 11.000, Blinds: 300/600, Hands: 99, AQo, Position:?
Ich sitze inzwischen an einem neuen Tisch (leider). Wurde am ersten Tisch noch sehr viel gelimpt und Reraises (Drei-Bets) in astronomischer Höhe wurden einfach gecallt, wird hier ein aggressiveres und besseres Poker gespielt. Zweimal antworte ich auf Raiser in später Position mit einem All-In. Einmal mit 99, einmal mit AQo und streiche die Pötte ein. Mein Stack: 16.000. Danach wage ich nach vier Limpern ein so genanntes „Squeeze-play“, indem ich vom Button mit Ax,4x erhöhe. Alle folden und ich darf 3.300 Chips einsammeln.Stack: 19 000, Blinds: 400/800, Hand: K9o, Position: Button
Der Hijack (hinter dem Button) limpt. Ich entscheide mich für einen größeres Raise, um den Pot vor dem Flop zu gewinnen. Leider callt der Limper meine 3300 und der Flop geht auf: K Q 7 . Kein schlechter Flop für mich. Er checkt, ich setze 4000 in den beinahe 8000 großen Pot. Er callt. Am Turn taucht die 10 auf. Er checkt. Hier könnte ich checken, aber meine Überlegungen sind folgende: Ax Jx hätte vor dem Flop ebenso erhöht wie die meisten besseren Könige wie AK oder KQ. KT würde mich natürlich schlecht aussehen lassen, aber vom “worst case” will ich nicht ausgehen. Gegen viele Hände wie schwache Könige, Damen oderStraight Draws liege ich nach wie vor in Führung – und mein Image am Tisch ist ein ziemlich aggressives. Also setze ich 9000. Er callt. Am River kommt mit der 3 ein Flush an. Er checkt wieder – ich kann hier nur ebenfalls checken. Mit einem Flush sollte er zwar for Value setzen, aber wer weiß? Jedenfalls zeigt er im Showdown Q8x. Ich streiche den etwa 20.000 großen Pot ein – ganz nett für meine doch eher ranzige Hand.
Ich beende den Tag mit 34.900 Chips.
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Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.03.2011.