Ging es in den bisherigen beiden Teilen unserer Serie über die Benutzung einer Hilfssoftware um die grundlegenden Werte, wollen wir uns heute einigen Statistiken zuwenden, die vor allem auf höheren Limits stark differieren und damit besonders wichtig sind.
Weitere relevante Statistiken
Neben diesen grundlegenden Werten gibt es noch weitere Angaben, die einen Spieler näher beschreiben und die Entscheidungsfindung erleichtern. Aus Platzgründen müssen wir uns hier auf die wichtigsten beschränken – wer mehr wissen will, kann im PT3 ein wenig herumprobieren. Besprochen werden nun die wichtigsten Statistiken vor und nach dem Flop. Beginnen wir vor dem Flop.
1. 3-Bet-Quote vor dem Flop (3B)
Dieser Wert ist vor allem auf höheren Limits äußerst wichtig. Beim Krieg der Preflop-Raises reicht das Spektrum von sehr tighten Spielern bis zu hyper-aggressiven Vertretern, die quasi keine Gelegenheit zum Squeeze auslassen. Ein Squeeze ist ein Reraise vor dem Flop, wenn der ursprüngliche Raiser schon mindestens einen Caller bekommen hat. Entsprechend ist Ax Kx gegen einen Spieler, der eine 3-Bet-Quote vor dem Flop von 1 hat, eine eher schwache Hand, während sie gegen jemanden mit einer 3B von 18 fast schon ein Monster ist. Die eigene Reaktion lässt sich anhand dieses Wertes mit ein wenig Erfahrung recht gut bestimmen.
2. Fold-Quote nach 3-Bet vor dem Flop
Dieser Wert ist deshalb wichtig, weil er anzeigt, wie häufig jemand seine Hand nach einem Reraise vor dem Flop aufgibt. Er korrespondiert mit der 4-Bet-Quote vor dem Flop, die als zusätzliche Information liefert, wie oft jemand nach einem Reraise nicht nur callt, sondern sogar noch einmal raist.Auch hierbei gibt es alles – Spieler, die fast immer nach einem Reraise folden, und solche, die dies fast nie tun. Entsprechend kann man sein eigenes Spiel justieren. Gegen jemand, der sehr oft nach einem Reraise foldet, sollte man sehr häufig reraisen, gegen jemanden, der sehr selten foldet, dagegen nur mit starken Händen.
3. Continuation Bet auf dem Flop (CB)
Der erste Postflop-Wert, die Quote der Continuation Bets auf dem Flop, hat ebenfalls eine große Wichtigkeit. Normal ist hier ein Spektrum zwischen 65 und 75 Prozent, doch gibt es auch Vertreter, deren Quote stark davon abweicht. Hat ein Spieler einen Wert von 50 oder darunter, lohnt es sich, öfter in Position gegen ihn anzutreten, da er sich vermutlich viele Pots stehlen lässt. Liegt der Wert deutlich darüber, sind häufigere Raises auf dem Flop bzw. Floats profitabel. Ein Float ist ein Call auf dem Flop mit der Intention, den Flop auf dem Turn oder River zu stehlen.
4. Fold nach Continuation Bet auf dem Flop (FC)
Auch dieser Wert ist eine wichtige relative Größe, da er angibt, wie leicht ein Gegner nach dem Flop gegen jemanden mit Initiative aufgibt. Foldet ein Gegner in 70 Prozent der Fälle oder öfter, lohnt sich eine CB in halber Potgröße schon mathematisch in 100 Prozent der Fälle, da man sich Pot Odds von 2 zu 1 gibt.
Schwieriger wird es, wenn ein Gegner in weniger als 50 Prozent der Fälle aufgibt. Ärgerlicherweise kann man diese Gruppe in zwei Spielertypen aufteilen – sehr schwache Calling Stations, die mit jedem Müll callen, und sehr starke Spieler, die nach jeder erdenklichen Möglichkeit suchen, dem Gegner bis zum River den Pot abzunehmen. In Verbindung mit den anderen Werten sollten diese Typen aber unterscheidbar sein.
Normal ist ein FC von 50 bis 65, gegen den man sein normales Verhältnis von CBs und Checks anwenden sollte.
5. Showdown-Quote (WtSD)
Dieser Wert besitzt ebenfalls recht große Aussagekraft, da er angibt, wie oft ein Spieler zum Showdown gelangt. Normal sind 24 bis 27 Prozent, während ein Spieler mit einem WtSD von unter 20 sich allzu oft aus der Hand drängen lässt und in die Kategorie Nuts-Spieler fällt. Wer einen sehr hohen WtSD (über 30) hat, neigt dagegen dazu, nicht zu erkennen, wann er geschlagen ist. Gegen so jemanden kann man zwar seltener bluffen, dafür aber mehr Value Bets bringen.
Fortsetzung morgen mit der Anwendung in der Praxis.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 30.01.2011.