Eine der kompliziertesten Hände bei No-Limit Hold’em mit großen Stacks ist Ax Kx , die nicht umsonst gerne als Anna Kurnikova bezeichnet wird. In der heutigen Hand der Woche lässt sich der Protagonist mit Miss Kurnikova in einen großen Pot verwickeln und trifft Top Pair, doch der Gegner bleibt aggressiv. Wie immer wollen wir unsere Leser auffordern, ihre eigene Entscheidung zu fällen und die Gründe dafür anzugeben. (Anm. der Red.: Diese Hand stammt von einem Leser, bei dem wir uns für die Einreichung bedanken. Wer ebenfalls eine interessante Hand einreichen will, bitte an [email protected] )
Gespielt wird Rush Poker mit Blinds von 0,50 $/1 $. Der Spieler in UTG (Stack: 87,75 $ und Werte von 20/4 in 49 Händen) limpt und unser Protagonist (Stack: 100 $) raist mit A K auf 4 $. Alle anderen Spieler folden, doch UTG reraist auf 12 $. Im Pot sind 17,50 $ und unser Protagonist entscheidet sich mit Pot Odds von etwas mehr als 2 zu 1 für einen Call. Im Pot sind somit 25,50 $.
Der Flop bringt K 4 3 und unser Protagonist hat Top Pair, Top Kicker getroffen. Der Gegner setzt Potgröße, also 25,50 $. Wieder bekommt der Protagonist Pot Odds von 2 zu 1 und entscheidet sich schließlich für einen Call. Eine bessere Hand wird er mit einem Raise nicht zum Folden bekommen und eine schlechtere bezahlt ihn vielleicht später noch aus, denkt er sich. Im Pot sind damit 76,50 $.
Auf dem Turn kommt der J und der Spieler in UTG geht mit seinen restlichen 50,25 $ All-In. Im Pot sind somit 126,75 $ und der Protagonist bekommt Pot Odds von 2,5 zu 1. Wie würden unsere Leser spielen? Call oder Fold, bzw. an welcher Stelle hätte jemand die Hand anders gespielt?
Eure Vorschläge gebt ihr bitte wie immer über die Kommentarfunktion ein. Vielen Dank schon jetzt für die rege Beteiligung.
Auch heute wieder vielen Dank für die rege Beteiligung und die vielen Vorschläge. Die meisten Leser haben den wunden Punkt entdeckt und den Preflop-Call des Protagonisten moniert. In der Tat entscheidet sich hier quasi die Hand, denn nach seinem Treffer bleibt dem Protagonisten kaum etwas anderes übrig, als zweimal zu callen – einmal wegen des Treffers, das zweite Mal wegen der Pot Odds.
Die vorliegende Samplesize des Gegners ist zwar gering, spielt aber vermutlich ohnehin kaum eine Rolle. Ein Limp-Reraise verweist (übrigens nicht nur beim Rush Poker) fast immer auf ein Monster wie Asse oder Könige und wird nur von ganz durchtriebenen Gesellen als Bluff eingesetzt. Insofern ist das Verhältnis der eigenen Hand zur gegnerischen Range schlicht und ergreifend katastrophal, und jeder weitere investierte Dollar pure Geldverschwendung. Ein Call mit 6 5 wäre zwar nicht gerade ratsam, ergäbe aber noch mehr Sinn, weil die eigene Hand nicht komplett vom gegnerischen Spektrum dominiert würde.
In der realen Hand hatte der Gegner in UTG tatsächlich Asse und gewann nach dem Call des Protagonisten auf dem Turn den Pot. Um die Katastrophe zu begrenzen, hätte der Protagonist auf dem Turn trotz der Pot Odds auch folden können. Er schlägt hier schlicht nur noch einen Bluff.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.01.2011.