Viele Jahre lang war Phil Hellmuth der führende Repräsentant von Ultimate Bet und machte sich damit angesichts des Superuser-Skandals nicht nur Freunde. Nun ist die Partnerschaft zwischen UB und Hellmuth, der immer noch die meisten Bracelets bei der WSOP gewonnen hat, beendet und der 46-jährige beantwortete zu diesem Thema die Fragen unserer amerikanischen Kollegen vom CardPlayer. Dieses Interview wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten und geben es hier auf deutsch wieder.
CardPlayer: Hat UB die Partnerschaft beendet oder hast Du Dich entschieden, das Unternehmen zu verlassen?
Phil Hellmuth: Ehrlich gesagt war es eine gemeinsame Entscheidung. Für mich war sie geschäftsbedingt und für UB auch. Es ist wirklich ziemlich simpel. Annie Duke und ich haben UB gleichzeitig verlassen und manche werden dies nicht als Zufall interpretieren, doch wenn Du sie fragst, wird sie Dir bestätigen, dass es so war.
CP: Wenn Du Annie Duke erwähnst, habt ihr über einen gemeinsamen Abschied diskutiert oder war es nur eine Koinzidenz, dass sie sich ebenfalls gegen die Verlängerung ihres Vertrags entschied?
PH: Es war wirklich eine Koinzidenz. Ich wusste, dass Annie über einen Abschied nachdenkt und sie wusste dasselbe von mir, aber es war wirklich Zufall, dass wir offiziell am selben Tag kündigten. Im Ernst, ich sprach seit November mit UB über die Möglichkeit der Beendigung der Zusammenarbeit. Ich hätte eigentlich gedacht, dass wir uns mit einem Abstand von ein oder zwei Monaten verabschieden, aber so ist nun eben gekommen. Ich kenne ihre Situation nicht, aber für mich war es eine rein geschäftliche Entscheidung.
CP: Was glaubst Du, wie es UB ohne Dich ergeht?
PH: Nun, ich hoffe, gut. Ich bin ein sehr loyaler Mensch und drücke UB die Daumen. Ich weiß, dass sie bald einige sehr gute Spieler ins Rennen schicken werden, die das Unternehmen gut repräsentieren werden. Joe Sebok und einige jüngere Spieler wie Eric Baldwin oder jemand wie Mark Kroon werden die Seite gut vertreten und ich wünsche ihr nur das beste.
CP: Wie wichtig ist es für Dich, das Aushängeschild einer Pokerseite zu sein?
PH: Nicht wichtig. Es ist schön, macht Spaß, aber keine Bedingung. Natürlich spreche ich mit vielen Seiten wie PokerStars, Full Tilt oder Bodog und es wird eine Vereinbarung geben, die für mich am sinnvollsten ist. Das meine ich nicht nur finanziell, da es wirklich sehr wichtig ist, dass ich gut zu dem Unternehmen passe. Bei der Fortführung meiner Gespräche mit den verschiedenen Seiten wird es sehr interessant werden, wo ich letztlich lande. Das Schöne ist, dass das Telefon meines Agenten wie verrückt klingelt, seit die Gerüchte im November zu rumoren begannen. Es ist schön, erwünscht zu sein, und das macht mich sehr glücklich.
CP: Hast Du schon eine Tendenz?
PH: Ehrlich gesagt, noch nicht. Es ist interessant, natürlich gibt es die beiden großen Männer an der Spitze von PokerStars und Full Tilt, aber ich spiele niemand gegen den anderen aus. Beide Marken sind großartig mit vielen Vorzügen, aber gleichzeitig sind sie sehr verschieden. PokerStars ist eher für Turniere bekannt, und natürlich ist dies ein Bereich, in dem ich mich bekanntermaßen ausgezeichnet schlage. Bei Full Tilt allerdings sind viele meiner engen Freunde.
Man sollte aber auch nicht einige andere Möglichkeiten vergessen. Ändert sich die Gesetzeslage, hat ein Unternehmen wie Zynga auf einmal eine Pokerseite mit 5 Milliarden Dollar Kapital. Natürlich befände ich mich in einer ausgezeichneten Lage, wenn ich ein solches Unternehmen vertreten könnte. Momentan führen wir Telefonate und ich habe noch keine klare Präferenz. Noch einmal, es geht nicht nur darum, die finanziell beste Möglichkeit herauszufinden, sondern auch den Ort, zu dem ich am besten passe. Dabei sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Es geht auch um die Atmosphäre, die meine Auftraggeber verströmen.
CP: Kannst Du noch etwas zu Deinen anderen Verträgen sagen?
PH: Ich vertrete bereits die WSOP Academy und Aria. Diese Verträge gelten schonn und werden von keiner Entscheidung für oder gegen eine Internetseite beeinflusst. Das Aria-Logo habe ich bei drei oder vier Staffeln von Poker After Dark getragen. Mittlerweile werden diese Sendungen in mehr als 50 Ländern ausgestrahlt. Ständig werden sie aus dem einfachen Grund wiederholt, weil die Leute die Verrücktheit des Phil Hellmuth, des Poker Brat, sehen wollen. Das sind unverhoffte Präsentationen von Aria im Wert von mehreren Millionen Dollar, nur weil Aria mein Hauptsponsor war, als sich im November mein Abschied von UB anbahnte.
Hellmuth mit altem LogoCP: Hat Dein Abgang irgendetwas mit den Vorfällen bei UB zu tun, wie in der Szene bisweilen vermutet wurde?
PH: Jeder, der dies denkt, liegt falsch. Das ist schon einige Jahre her. Hör zu, ich bin sehr loyal. Wenn du einen meiner Geschäftspartner fragen würdest, würden sie Dir sagen, dass ich einer der loyalsten Typen der Welt bin. Ich hätte gehen können, als die Nachricht vom Skandal bekannt wurde, aber ich wollte bleiben und es in Ordnung bringen. Natürlich hat es dem Unternehmen geschadet, aber in vielerlei Hinsicht meine ich, dass wir bei der Neupositionierung von UB sehr erfolgreich waren. Jetzt bin ich in der Situation, mich neu zu orientieren, aber das hat ehrlich nichts mit den Vorfällen vor einigen Jahren zu tun. Die meisten Leute wären in der Phase gegangen, als das Unternehmen Pleite gehen konnte, aber ich bin stolz, dass ich dabei blieb und mein Bestes gegeben habe, um den Schaden zu beheben. UB ist nun so weit, weiterzumachen, und ich bin es auch.
CP: Ende letzten Monats hast Du getwittert, eventuell an der Show “Dancing with the Stars” teilzunehmen. Wirst Du dabei sein?
PH: Das kann ich noch nicht bestätigen. Irgendwann nächste Woche treffen wir uns in Los Angeles und werden dann herausfinden, ob ich daran teilnehmen werde.
CP: Wie geht es bei Dir weiter? Hast Du Dir einige Ziele für die Zukunft gesetzt?
PH: Mein Leben war in den letzten sechs Monaten unglaublich. Jeden Tag wachte ich glücklich auf und ich freue mich wirklich darauf, was 2011 für mich zu bieten hat. Letztes Jahr spielte ich viel mehr Poker als vorher, vor allem die teuren Mixed Games im Aria, das war schön.
Mein jüngster Sohn steht vor dem High-School-Abschluss, wird also bald am College sein. Das entlastet meine Frau und mich, wodurch ich mehr Zeit haben werde, Poker zu spielen. Außerdem will ich zu 60 Prozent nach Las Vegas ziehen. Ich war immer Pokerprofi, aber in den letzten Jahren habe ich das Spiel der Familie hintan gestellt. Nun kann ich mich wirklich wieder auf Poker konzentrieren und glaube, dass ich ein großartiges Jahr haben werde.
Zuletzt habe ich viel in der 200 $/400 $-Partie im Aria gespielt und das machte mir richtig Spaß. Ich habe wirklich erkannt, dass Leute wie Daniel Negreanu Recht haben, wenn sie sagen, dass es schwierig ist, ab und zu an einem Cashgame mit 100.000 Dollar Einsatz teilzunehmen. Zuletzt habe ich viele Stunden investiert und befinde mich nun in einem guten Rhythmus. Dieses Gefühl hatte ich viele Jahre nicht.
Was Turniere betrifft, möchte ich auf insgesamt 24 Bracelets kommen. Das ist mein neues Ziel. Vom Gefühl her werde ich noch 30 mehr gewinnen.
Anm. der Red.: Wir danken dem Cardplayer für die Abdruckgenehmigung. Das Originalinterview befindet sich hier
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.01.2011.