Zum zweiten Mal nach 2006 hat es William Thorson geschafft, beim Main Event der WSOP eine absolute Spitzenplatzierung zu erzielen. Momentan rangiert der Schwede auf dem 19. Platz im Chipcount, nachdem er zuvor schon einmal Chipleader war, und wird in der kommenden Nacht sicher noch einmal angreifen.
Im Jahr 2006, beim größten Main Event aller Zeiten, verzettelte sich Thorson als einer der drei Big Stacks in einer Hand mit Jamie Gold und musste sich mit Rang 13 begnügen. Mit Cashes von fast 2,5 Millionen Dollar ist der PokerStars Pro auf Platz 5 in der schwedischen Preisgeldrangliste und gilt als einer der besten Spieler seines Landes.
Der amerikanische Card Player unterhielt sich während des Main Event mit dem Schweden – ein Gespräch, das wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:
Du bist beim Main Event 2006 weit gekommen. Hast Du aus dieser Erfahrung etwas mitgenommen, das Du nun anwenden willst?
Thorson: Ja, allerdings. Ich werde versuchen, die letzte Hand nicht mehr so schlecht zu spielen. Dennoch spielte ich 2006 meines Erachtens sehr gut und habe in den letzten vier Jahren als Pokerspieler viel dazu gelernt. In der letzten Hand beging ich damals einen Fehler, denn ich spielte zu hastig. Als ich mit Buben raiste und Jamie Gold reraiste, annoncierte ich direkt All-In. Das habe ich nie wieder getan, sondern nehme mir immer eine Minute Bedenkzeit. Hätte ich das 2006 getan, hätte ich gewiss gefoldet. Heute calle ich vielleicht mit der gleichen Hand, aber nur weil ich dies für den richtigen Spielzug halte. Damals agierte ich zu hastig und dachte nicht über die Situation nach. Hoffentlich versaue ich es nicht wieder, aber das weiß man nie.
Wie hat sich das Main Event in den letzten vier Jahren verändert?
Thorson: Ich denke, nicht allzu sehr. Das Main Event ist einfach ein tolles Turnier mit einer tollen Struktur. Ich spiele es unheimlich gerne. In anderen Turnieren muss man gelegentlich ein bisschen mehr zocken und möchte an Tag 1 keinen Short Stack bekommen, daher zockt man lieber und geht nach Hause, um an einem anderen Turnier teilzunehmen. Im Main Event möchte man fehlerfrei spielen, weil man seine Chancen nicht versauen will.Vermutlich gibt es mehr junge Spieler, aber viel hat sich nicht verändert. Was mich betrifft, bin ich vielleicht ein paar Prozent besser als 2006.
Hast Du dieses Jahr irgendwann an 2006 zurückgedacht?
Thorson: Ziemlich oft sogar. Immer wenn mir Spieler begegnen, mit denen ich damals am Tisch saß, oder wenn es zu bestimmten Situationen kommt, denke ich über die Geschehnisse von 2006 zurück. Bei 25 verbliebenen Spielern war ich damals Dritter im Chipcount. Ich versuchte einen anderen Spieler auf dem Flop aus der Hand zu drängen und plötzlich musste ich ihn callen und mich auf ein Glücksspiel einlassen. Ich verlor diesen Pot mit 9 Millionen, als der durchschnittliche Stack 4 Millionen betrug. Das kommt mir häufig in den Sinn.
Der Druck steigt, je näher man seinem Ziel kommt. Es macht dennoch Spaß, schließlich träumen alle Spieler davon, Chipleader zu sein, wenn nur noch 50 Konkurrenten im Rennen sind. Ich hoffe nur, dass es so weiterläuft. Ich fühle mich sehr stark, aber man muss abwarten. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt. In den Pausen weiß man erst, wie es läuft, da man am Tisch so konzentriert ist.
Du hast mit Michael Mizrachi, Matt Affleck, Tony Dunst, John Racener und Hasan Habib einen der härtesten Tische erwischt. Wie läuft es?
Thorson: Ziemlich gut. Vor anderthalb Stunden hatte ich sechs Millionen und nun sind es zwölf. Alles lief prima. Ich konnte den Tisch kontrollieren und meine Gegner haben mitbekommen, dass ich nach Raise und Reraise All-In gehe. Sie versuchen keine Dummheiten und das ist gut für mich. Sie wissen auch, dass ich meinen Big Blind verteidige. Momentan ist die Situation am Tisch optimal für mich.
Du standst in vielen großen Turnieren kurz vor dem großen Triumph. Meinst Du, jetzt könnte es klappen?
Thorson: Das hoffe ich, schließlich ist es mein Lebenstraum. Ich weiß, dass ich eine Chance habe, und ich spiele gut. Es sind aber noch viele Levels zu spielen und der Weg bis November ist weit.
Im Vorjahr hast Du drei Live-Turniere gewonnen. Hast Du Dein Turnierspiel verbessert oder ist sonst etwas passiert?
Thorson: Ich habe mein Spiel verändert und denke, ich bin in Turnieren stark. 2009 war ich einige Male unzufrieden über die Art, wie ich ausschied, daher musste ich in Klausur gehen und einiges verändern. Das scheint zu funktionieren.
Gewiss gab es bislang viele wichtige Hände, aber welche war ausschlaggebend für Deine gute Ausgangslage?
Thorson: Ich habe nicht viele teure Hände gespielt. In einer raiste jemand auf 200.000 und ich callte. Ein anderer Spieler ging mit 1,5 Millionen All-In. Ich hatte KQs. Ich berechnete die Pot Odds und die Art und Weise, wie er All-In gegangen war, ließ nicht auf ein Monster schließen. Er war ein etwas älterer Herr und ich wusste, dass er eine mittelstarke Hand hatte. Ich callte und er hatte Neunen. Ich gewann die Hand und es war natürlich großartig, mit einem Coinflip 3 Millionen Chips zu gewinnen. Diese Hand gab mir viel Selbstvertrauen, da die anderen mitbekamen, dass ich kranke Calls mache.
Wir danken dem CardPlayer für die Erlaubnis, dieses Interview ins Deutsche zu übertragen und unseren Lesern zugänglich zu machen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.07.2010.