Jan Schwarz ist Chefredakteur des donkmag. Zwei Mal ist das Pokermagazin bisher erschienen. Im Interview spricht Jan jetzt über die ersten beiden Ausgaben und die Zukunft des Magazins.
PokerOlymp: Kannst Du für unsere Leser kurz beschreiben, was Du als Chefredakteur so alles tun musst, bevor eine Ausgabe vom donkmag an den Zeitungskiosks ausliegt?
Jan Schwarz: Als donkmag-Chefredakteur bin ich für alles verantwortlich, was den Inhalt des Magazins angeht. Alles was man dann sehen, anfassen und lesen kann, ist auf meinem Mist gewachsen. Dazu gehören natürlich diverse Aufgaben. Zunächst geht es darum, das Ideengerüst für eine Ausgabe zu spinnen, also interessante Themen zu finden, wie z.B. eine interessante Sidebet oder einen erfolgreichen Online-Spieler, den aber noch keiner kennt, weil er in Quickborn oder Bad Salzdetfurth wohnt. An das Ideengerüst schließt sich die handwerkliche Arbeit an. Von banalen Dingen, wie Spielern oder Pokercoaches auf die Füße zu treten, die in Form von Blogs oder Strategieartikeln Content liefern, über das Führen von Interviews bis hin zum Verfassen von Berichten. Und zum Redaktionsschluss hin verdichtet sich der Arbeitsanfall dann natürlich immer nochmal.
PokerOlymp: Wenn man ein donkmag in die Hand nimmt, ist auf den ersten Blick klar, dass das donkmag… nun ja… anders ist, als die anderen. Wie ist es dazu gekommen und kannst Du euer Konzept grob beschreiben?
Jan Schwarz: Also die Geschichte ist, dass ich 2005 mit dem Online-Poker angefangen habe und mir damit mein Studium finanziert habe. Dann bin ich recht schnell zum Livepoker übergegangen und habe dort meine Erfahrungen gesammelt. Es gibt zwar Leute, die noch früher angefangen haben, aber ich denke, dass ich noch ein bisschen was von Pionierphase des deutschen Pokerbooms mitbekommen habe.Was meinen beruflichen Werdegang angeht, habe ich mit 16 angefangen, als freier Journalist bei einer Tageszeitung zu arbeiten. Dann habe ich Journalistik studiert und in verschiedenen PR-Agenturen, bei Magazinen und Tageszeitungen gearbeitet. Ich interessiere mich einfach für Medien. Ich bin auch jemand, der ein sehr umfangreiches Archiv mit Pokerliteratur pflegt. Also, ich habe z.B. alle bisher erschienenen Ausgabe vom “Das Casino und Poker Magazin” über die “Poker Tribune”, “Showdown” bis zu “Card Player Deutschland”, “Bluff Europe deutschsprachig” und das deutsche „Ace“. Das sind alles Titel, die es nicht mehr gibt, die aber jetzt hier bei uns im Büro in einer lustigen roten Schrankwand stehen.Es ist für mich sehr unterhaltsam zurückzublicken: worum es „damals“ noch ging, wer porträtiert wurde – das waren Leute, die man zum Teil heute noch kennt oder eben auch nicht. Aber für mich war Poker immer ein bisschen was Anderes. Gerade weil das Internet eines der tragenden Medien ist, ist es für mich in einem Printmedium eher uninteressant, wer vor drei Monaten ein bestimmtes Turnier gewonnen hat. Genauso ist für mich nicht so interessant, auf eine Pokerwelt einzugehen, die aus einem lokalen Cashgame besteht oder nur aus Phil Ivey und Daniel Negreanu, sondern Poker ist für mich viel mehr.Mir geht es darum: Was für Leute spielen Poker? Was machen sie abseits vom Pokertisch? Wie verstehen sie Poker? Warum ist jemand beim Poker besser als jemand anders?Gleichzeitig gibt es immer wieder Spieler, die spielen exzeptionell gut, aber kein Mensch kennt sie, weil sie nicht zur rechten Zeit im Fernsehen waren, nicht wie zum Beispiel Johnny Chan, Chris Ferguson oder Phil Laak, der zum ersten Mal eine Kapuze überm Kopf hatte. Und diese unbekannten Spieler sind für mich, und eben auch deswegen, Poker.
Poker ist außerdem unglaublich schnelllebig. Jemand der vor vier Jahren Turniere gewonnen hat, kann inzwischen ein ganz dicker Fisch sein. Das sind alles Themen, die ich im donkmag einfangen möchte. Dabei sind zwei Zielgruppen besonders wichtig: Das sind zum einen die Online-Spieler, die die ganze Szene vorantreiben, und zum anderen die Basis der Livespieler. Die Basis sind für mich nicht unbedingt die Casino-Spieler oder die Highroller, sondern die Breite Masse der Hobby-, Vereins- und Sachpreisspieler. Da hat jeder irgendwann mal angefangen, und ich kann mich da selbst nicht ausschließen. Irgendwann macht man dann in der Regel den nächsten Schritt. Um diese Spieler anzusprechen, möchten wir auch gerne in die Vereine gehen, weswegen wir mit der GFP (DE), der APSA (AT) und PokerAction (CH) zusammenarbeiten.
PokerOlymp: Zwei Ausgaben sind nun bereits erschienen, am 8. April kommt die nächste, wie zufrieden bist Du bisher mit dem, was ihr erreicht habt?
Jan Schwarz: Ich sage mal, wir waren auf alles gefasst. Denn gerade, wenn man etwas Neues macht, sagen ja viele nicht “Ah, das ist neu”, sondern: “Ah, das ist schlecht, weil es ungewohnt ist”. Aber das Feedback zu unseren ersten beiden Ausgaben war überwältigend gut. Auch von den Verkaufszahlen sind wir geschockt. Schon die erste Ausgabe hat sich um ein vielfaches besser verkauft, als wir erwartet hatten. Die zweite Ausgabe hat das sogar noch getoppt und war schon nach elf Tagen öfter verkauft als die erste Ausgabe nach acht Wochen. Langweilen tun wir uns also auf jeden Fall nicht, denn wer sich das donkmag ein zweites Mal kauft, sagt damit ja “OK, beim ersten Mal hat’s mir gefallen”. Daher ist dieser Erfolg für die Redaktion und das gesamte donkTeam natürlich nochmal ein extra Motivationsschub.
PokerOlymp: Wie sehen Eure Pläne für die Zukunft aus? Was kann man vom donkmag in den nächsten Ausgaben erwarten, z.B. auch im Hinblick auf die WSOP, die ja bald vor der Tür steht?
Jan Schwarz: Wir wollen zunächst einmal kontinuierlich gut recherchierte Stories bieten und den Lesern weiterhin Neues und Exklusives präsentieren. Unser Motto ist seit der ersten Ausgabe “abgeschrieben wird nicht!”. Wenn wir etwas veröffentlichen, dann war jemand von uns vor Ort oder wir haben ein Auge für eine Geschichte gehabt, die kein anderer gesehen hat. So wird man z.B. in der nächsten Ausgabe sehen wie Nasr el Nasr einkaufen geht.Dann gibt es redaktionell einige Überlegungen, gewisse Gimmicks mit dem donkmag zu verbinden, aber genaueres kann ich dazu noch nicht verraten, sonst wird es zu offensichtlich. Es lohnt sich also auf jeden Fall immer ins donkmag reinzugucken.
Ansonsten wollen wir die Webseite weiterentwickeln, die bisher eigentlich mehr eine Visitenkarte war. Wir wollen diese interessanter gestalten mit Blogs, die im April starten werden, und einer Newssektion mit Gossip rund um das Thema Poker. Das wird zwar nicht mit PokerOlymp zu vergleichen sein, aber es soll für unsere Leser den Zeitraum zwischen zwei Ausgaben ein wenig füllen. Außerdem lohnt sich auf der Webseite schon jetzt, immer wieder mal einen Blick in die Rubrik “donktube” zu werfen, denn wenn wir dort etwas einstellen, ist es immer sehr lustig.
Zum Thema WSOP möchte ich auch noch nicht zu viel verraten. Aber es wird nicht so extrem um die Turniere an sich gehen. Denn wenn jemand mit Assen gegen Könige verliert, ist das sicher für die Beteiligten bitter, aber das sind nicht unsere die Stories. Für uns wird es immer um das Drumherum gehen. Also ist die WSOP auch gerade deswegen interessant, weil es ein großes Auffangbecken und eine große Plattform für Poker ist, und es dementsprechend auch neben den Turnieren, viel zu berichten gibt. Wer wissen will wie die Turniere ausgehen, wird bei Plattformen wie PokerOlymp wahrscheinlich viel besser informiert.
PokerOlymp: Zu guter Letzt: Wo können unsere Leser das donkmag kaufen, wenn sie jetzt Lust bekommen haben? Nicht alle Pokermagazine sind ja in den Zeitungsläden immer leicht zu finden…
Jan Schwarz: Das kann ich aus Erfahrung unterstreichen, aber ich kann Entwarnung geben: Wir haben von den deutschsprachigen Magazinen die höchste Auflage und unser Vertrieb ist Axel Springer. Von daher sind wir relativ gut sortiert im Zeitschriftenhandel zu finden. Wir erscheinen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein und Teilen von Italien und Belgien. Wer nicht so viel rumlaufen möchte, der kann auf unserer Webseite die Händlersuche benutzen. Dann bekommt er direkt von Axel-Springer-Medienvertrieb eine E-Mail, mit der Angabe wo in seiner Nähe das donkmag noch nicht ausverkauft ist. Einfach nur die eigene Postleitzahl eingeben und schon kann man im angegebenen Zeitschriftenhandel sein donkmag kaufen. Noch bequemer ist es natürlich, sein donkmag zu abonnieren. Alternativ für alle die sagen: “Meine Hourly Win Rate leidet zu stark darunter, wenn ich vom PC weg und zum Kiosk gehe”, gibt es das donkmag auch als DigiZine online zu lesen.
Das Interview führte Matthias Manhertz.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.04.2010.