Samstagnachmittag. Regen in Hamburg. Die Frisur sitzt. Der Kamin brennt, Rotwein ist im Glas. Der Hund schläft. Ruhige Zeiten, entspannter Tag. Dann schellt es und Marc steht vor der Tür. Der Marc. Mein Abend ist gerettet. Das gefällt mir. Gefallen finde ich auch an der Frage meines Sohnes „Papa, ist das der, der nichts anzuziehen hat?“ Womit bewiesen wäre, dass weiße Bademäntel jeder Alters- und Zielgruppe auffallen.
Ich habe wirklich die große Freude, einen leibhaftigen EPT-Final-Table-Spieler in meiner bescheidenen Hütte begrüßen zu dürfen. Das muss gefeiert, das muss begossen werden.
Udo Gartenbach: Marc, möchtest Du ein Glas Rotwein?
Marc Gork: Nein, danke, lieber ein Mineralwasser. Ohne Kohlensäure.
Udo Gartenbach: Wie bitte? Stilles Wasser ist doch auch was für Tunten.
Marc Gork: Nachher nehme ich ja auch noch ein Bier oder mehrere. Aber für Rotwein bin ich wahrscheinlich noch zu jung. In Pokerkreisen habe ich ja jetzt doch mit etwas älteren Menschen zu tun, die sich den ein oder anderen edlen roten Tropfen gönnen. Da kann ich nicht mithalten, und kann dem jetzt auch noch nichts abgewinnen.
Udo Gartenbach: Lass uns während der Vorspeise (ich habe gemischte Antipasti gemacht) ein wenig über Pokern reden. Du darfst auch gerne mit vollem Mund reden. Was ist für Dich der Thrill bei unser aller Lieblingsspiel?
Marc Gork: Das ist im Prinzip eine schwierige Frage. Der Hauptaspekt ist der, dass ein Spiel mit einem im Prinzip einfachen Ablauf und einfachen Regelwerk so komplex sein kann und das bei Poker die Möglichkeit besteht, seine eigene Persönlichkeit sehr stark einzubringen. Soll heißen, eine relativ selbstbewusste Person kann sich selbstsicher in dem Spiel bewegen. Dazu kommt, das man viele Menschen kennenlernt. Und man trifft halt auch unglaublich viele unterschiedliche Charaktere am Tisch, was die Sache extrem interessant macht.
Udo Gartenbach: Marc, wie bezeichnest Du Deinen Stil ?
Marc Gork: Flexibel , anpassungsfähig und kreativ. Ja, auf jeden Fall kreativ.
Udo Gartenbach: Gut?
Marc Gork: Vielleicht nicht immer… Aber auf jeden Fall sehr interessant.
Udo Gartenbach: Ich denke mal, Du bist der bessere Pokerspieler von uns beiden. Obwohl… Wenn wir nun zehnmal gegeneinander Heads-Up spielen, wie oft würde ich gewinnen können?
Marc Gork in Rage “against the machine”Marc Gork: Ich weiß gar nicht, ob ich besser Poker spiele als Du. Gehen wir mal davon aus. Bei zehn Heads-Up wäre deine Chance noch relativ hoch. Vielleicht könntest du 6 zu 4 gewinnen. Wirklich abzeichnen wird sich das erst nach 40 bis 50 Runden.
Udo Gartenbach: Ich freu mich auf ein Kräftemessen. Vielleicht sitzen wir ja bald mal an einem Tisch, beispielsweise bei der Pokerolymp Open Anfang Mai. Ich werde da mitspielen und mit einem Mau Mau-T-Shirt am Tisch sitzen. Dann mach ich Dich fertig.
Marc Gork: Ich freu mich drauf!
Udo Gartenbach: Noch ein Bier, Marc?
Marc Gork: Jawoll, danke.
Udo Gartenbach: Wer ist der beste Pokerspieler der Welt? Außer uns beiden?
Marc Gork: Schwer zu beantworten. Da habe ich keinen Favoriten.
Udo Gartenbach: Wer ist der geilste Pokerspieler der Welt? Natürlich auch wieder außer uns beiden?
Marc Gork: Wieder schwer zu beantworten. Ich glaube, Du.
Mark Gork rockt die Mau Mau-Sieben gegen Udo Gartenbach und siegtUdo Gartenbach: Nun mal nicht so frech zu mir, Marc. Ich könnte vom Alter her locker Dein Vater sein. Ich hätte Dir auch was erzählt, wenn Du mit so einer Idee Glücksspiel nach Hause gekommen wärst.
Marc Gork: Pokern ist auf kurzfristige Sicht natürlich mit Glück verbunden. Aber langfristig nicht, da werden sich bessere Spieler immer und grundsätzlich gegen schlechtere Spieler durchsetzen.
Udo Gartenbach: Wie bist Du eigentlich zum Pokern gekommen?
Marc Gork: Tatsächlich durchs Fernsehen. Ich mal beim Rumzappen ein Pokerevent gesehen. Das wollte ich dann auch mal ausprobieren. Habe dann bei PartyPoker ein paar Dollar eingezahlt, und dann habe ich Blut geleckt. Dann habe ich irgendwann mal mit Freunden ein Quali-Turnier für die EPT in Dortmund gespielt; das habe ich gewonnen. Und dann war ich in Dortmund. Der Rest ist Geschichte.
Udo Gartenbach: Spielst du eigentlich nur Texas Holdem?
Marc Gork: Mittlerweile gibt’s ja hier in Europa den Trend, Pot Limit Omaha zu spielen, von daher muss man sich da anpassen, um den ein oder anderen Euro zu drehen. Ansonsten mag ich alle Varianten sehr gerne; bin auch ab und zu an 8-Game-Tischen zu finden, wo alles durcheinander gespielt wird. Wobei die Stud-Varianten nicht unbedingt meine Favoriten sind. Besonders mag ich übrigens Badugi.
Udo Gartenbach: Was? Das hört sich eher nach ‘nem schlechten arabischen Schnaps an oder nach einer versifften Hafenkneipe in Marseille. Was ist das denn?
Marc Gork: Ein Lowball-Spiel, du hast vier Karten auf der Hand. Je nach Variante kannst du bis zu dreimal tauschen. Ziel ist es, die absolut niedrigste komplett bunte Hand zu halten. Soll heißen von jeder Farbe eine und möglichst Ass bis 4. Also Razz noch schlechter.
Udo Gartenbach: Nochmal zurück zu geilen Pokerspielern. Du bist ja nun wirklich eine „coole Sau“ am grünen Tisch. Wie viel davon ist Showtime, was davon ist der echte, wahre Marc Gork?
Marc Gork: Alles was ich am Pokertisch bin, ist so ziemlich alles meine Person. Zu 99,9 Prozent. Schauspielerische Aspekte kommen erst bei gewissen Moves, wenn es mir entweder unglaublich gut geht, ich also ziemlich weit vorne bin oder unglaublich weit hinten. Ansonsten ist wirklich das, was so von mir zu sehen ist, meine Person. Wenn man mich auf der Straße trifft, verhalte mich ähnlich. Nur halt ohne Karten.
Udo Gartenbach: So, nun lass uns erstmal essen.
Marc muss sich stärken für unser Spielchen gleich. Passend zu Pokern und zu meiner Spielstärke gibt es Papaya-Zuckerschoten-Salat mit Fisch als Hauptspeise. Zwar keine Edelfische wie Lachs, Steinbeißer und Süsswassergarnelen, aber immerhin Fisch.
Udo Gartenbach: Marc, ich muss aus journalistischer Sorgfaltspflicht mit Dir natürlich über Geld reden. Man kennt ja einige Summen, die Du gewonnen hast. Was ja nicht wirklich wenig Geld ist. Ist von der ganzen Kohle noch was übrig, oder hast Du alles für Wodka, leichte Mädchen und German High Roller Events verpulvert?
Marc Gork: Nein, natürlich ist da noch was von übrig. Natürlich musst du als Pokerspieler damit leben, dass es mal nicht so gut läuft und du Verluste hast. Nichtsdestotrotz habe ich noch Rücklagen, um das ein oder andere Turnier zu spielen. Und auch eventuell mal wieder einen kleinen Erfolg einzufahren.
Udo Gartenbach: Was sind das für Turniere, wo sehen wir Dich demnächst. Andersherum gefragt, was sind Deine kurz- oder mittelfristigen Ziele?
Marc Gork: Ich habe irgendwann mal gesagt, dass ich mit 25 Jahren Millionär sein möchte. Da habe ich ja noch knapp zweieinhalb Jahre Zeit. Mal schauen, ob’s klappt.
Udo Gartenbach: Das würde ja am besten in Vegas klappen. Bist Du dieses Jahr bei der WSOP?
Marc Gork: Das kann ich Dir nicht genau sagen. Ich war letztes Jahr da und fand es ziemlich cool. Da ich ab April mein Studium wieder aufnehme, wird es zeitlich möglicherweise eng.
Udo Gartenbach: Du konzentrierst Dich nicht ausschließlich aufs Pokern?
Marc Gork: Nein, ich bin in erster Linie Student. Dafür bin ich mit meinen 22 Jahren auch noch zu jung, um jetzt die nächsten 60 Jahre durchzupokern.
Udo Gartenbach: Mit Fachbereich Germanistik. Willst Du auf Lehramt gehen oder in die Verlagsbranche?
Marc Gork: Ich denke, es wird eher etwas in den Medien sein.
Udo Gartenbach: Zurück zu Zielsetzungen, hast Du noch andere Wünsche beim Pokern?
Marc Gork: Ja, ich würde gerne mal gegen Stefan Raab bei dessen Sendung spielen. Am liebsten Dich auch noch mit am Tisch. Dann würde noch lustiger werden. Herr Raab ist ja schon ein sehr sehr amüsanter, aber auch ein sehr schwacher Gegner am Pokertisch. Außerdem könnte ich mir mal vorstellen, bei einer kompletten Frauenrunde am Tisch zu sitzen.
Das Essen ist beendet. Ich habe gar nicht schlecht gekocht, es hat geschmeckt, alle wurden satt. Meine Frau übernimmt dankenswerter Weise das Abräumen, damit wir endlich zocken können. Ich zieh mir eben schnell mal meinen Bademantel an. Dann geht’s los. Mit Mau Mau.
Mau Mau, selbst beim Mau Mau schlägt mich Marc Gork. Wie schlecht ist das denn eigentlich. Ich kann nicht mal beim Mau Mau gegen ihn gewinnen. Die Hand ist schnell erklärt. Ich war die ganze Zeit Chipleader, hatte gute Reads auf Marc, war im Prinzip 80 zu 20 Favorit. Und dann kommt der Bad Beat. Er hat tatsächlich die letzte Sieben. Ich muss 8 Karten ziehen und habe keine Chance mehr. Er gewinnt das Mau Mau-High-Roller-Heads-Up gegen mich. Immerhin werde ich guter und verdienter Zweiter, was mir ja beim Pokern noch nie gelungen ist.
Marc Gork signiert die schicksalhafte SiebenUdo Gartenbach: Marc, ist die Pokerszene rockig? Sex and Drugs and Rock Roll? Groupies? Mädchen, die an der Rail kreischen? Wollen die lieber ne signierte Karte oder ein Kind von Dir?
Marc Gork: Die Facette des Pokerns habe ich noch nicht ausgekostet, wenn es die überhaupt gibt. Ich habe zwar die ein oder andere Frau schon kennenlernen dürfen, aufgrund meines kleinen pokerbusinessinternen Vip-Status. Aber ich habe bislang keine Kinder gezeugt und auch nur wenig Autogramme auf blanke Brüste gegeben. Das hält sich noch in Grenzen.
Udo Gartenbach: Du bist also doch nicht der Tiger Woods des Pokersports?
Marc Gork: Nein, noch nicht. Aber ich habe ja noch ein, zwei Tage Zeit. (Ich habe von Marc das Versprechen, wenn es soweit ist, diese Stories exklusiv zu bekommen.)
Udo Gartenbach: Nochmals zu den Groupies. So ganz glaube ich Dir ja nicht, dass Du noch keine Schlüpfer zugeworfen bekommen hast und dass noch nie jemand ein Kind von Dir wollte. Ich würde das gerne mal überprüfen; signiere mir doch bitte dieses Herz As. Das wird derjenige Leser hier gewinnen, der den besten Kommentar schreibt betreff: Ich will kein Kind von Marc Gork.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.03.2010.