Wenn Sie wie ich in Turnieren weit kommen, müssen Sie irgendwann auch an einem Shorthanded-Tisch spielen. Dabei ist die Strategie simpel – spielen Sie mehr Hände und seien Sie aggressiver. Diese Vorgehensweise kann aber auch schnellere Verluste und ein schnelleres Aus bedeuten, wenn Sie nicht korrekt spielen. Es ist einfach zu sagen, Sie sollen aggressiver sein, aber schwer zu bestimmen, wann dies der Fall sein sollte und was dies genau bedeutet.
Erfahrene Spieler sind sich dieses aggressiven Shorthanded-Stils sehr wohl bewusst und wissen sich zu wehren. Aus diesem Grund müssen Sie eine klugen Ansatz wählen, der auf selektiver Aggressivität beruht und sich auf kleine bis mittlere Pots konzentrieren. Überlassen Sie anderen Spieler die wilden Schlachten um die großen Pots, während Sie sich alle kleinen schnappen.
Beim Shorthanded müssen Sie eine Raise-or-Fold-Strategie anwenden. Hat sich noch niemand am Pot beteiligt, raise ich mit jeder halbwegs harmonischen Hand (54 oder höher), wenn ich die Spieler in den Blinds gut einschätzen kann. Die meisten Blinds werden Sie stehlen können, da es für Ihre Gegner nach einem Raise schwer ist, ihre marginalen Hände zu spielen. Normalerweise werden marginale Hände nur gespielt, wenn man selbst die Initiative hat.
Hat sich vor mir schon jemand am Pot beteiligt, spiele ich ganz normal und achte darauf, mich nur mit sehr starken Händen zu engagieren. Der Grund ist einfach – haben Sie nicht die Kontrolle über die Hand, lohnt es sich meist nicht, den Pot zu spielen.
Auf dem Flop sollten Sie unabhängig davon, ob Sie etwas getroffen haben, eine Continuation Bet mit 50 bis 75 Prozent der Potgröße bringen. Sie müssen einen Angriff starten, bevor die Hände völlig definiert sind. Denken Sie daran, Sie haben nicht immer gute Karten, aber das Gleiche gilt für Ihre Gegner, für die es genauso schwer ist, den Flop zu treffen, wie für Sie.
Schauen wir uns ein Beispiel an:
Sie raisen mit 54o und auf dem Flop kommen AKQ. Der Flop ist für Sie und Ihren Gegner sehr gefährlich, und das ist Grund, warum ein Raise in Position Ihnen einen Vorteil verschafft. Wenn Sie nach einem Check setzen, wird Ihr Gegner alle Paare von 22 bis TT und oft auch Kx oder Qx folden.
Neben dem Stehlen der Blinds besteht ein weiterer Vorteil eines Raise vor dem Flop darin, die Anzahl der Gegner zu reduzieren und dadurch die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, den Pot mit einer Continuation Bet auf dem Flop gewinnen zu können.
Wichtig ist bei Ihren Steal-Versuchen aber auch, dass Sie in der Lage sein müssen, den Pot nach einem Call aufzugeben. Die Fortsetzung eines Bluffs erfordert Einsätze in jeder Setzrunde und je mehr Chips Sie verschwenden, desto weniger bleiben Ihnen für zukünftige Steals. Betrachten Sie Ihren Stack als geladene Waffe. Je mehr Kugeln Sie noch im Magazin haben, desto weniger Munition verbrauchen Sie in zukünftigen Pots.
Dazu noch ein Beispiel:
Sie raisen vor dem Flop mit T9s und werden von beiden Blinds gecallt. Auf dem Flop kommen A95 und Sie bringen nach zwei Checks die übliche Continuation Bet. Sobald einer der Blinds callt, spielt es keine große Rolle mehr, dass Sie den Flop getroffen haben. Vielmehr sollten Sie den Pot aufgeben, wenn Sie sich auf dem Turn nicht verbessern.
Mit Ihrem aggressiven Stil beim Shorthanded können Sie auch Fallen stellen. Treffen Sie tatsächlich mit einer Ihrer gut verborgenen Hände ein Monster, wird sich Ihre Aggressivität zu Ihren Gunsten auswirken. Eventuell leistet ein Spieler mit einer marginalen Hand Widerstand und Sie können die Falle zuschnappen lassen und die Beute einfahren, Baby!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.03.2010.