Harry Casagrande ist in Österreich ein Star und auch in Deutschland und derSchweiz ist er bekannt wie ein bunter Hund. Seit 2001 räumt der sympathische Linzer bei fast allen Turnieren ab, vor allem in diesem Jahr läuft es mehr als rund. Er wurde 2009 bei der CAPT Innsbruck im Main Event Vierter, bei den Poker Masters Seefeld konnte er den zweiten Platz belegen und bei der CAPT Velden wurde er im Main Event Dritter. Daneben spielt er auchleidenschaftlich gerne Schach.
Seine Turniergewinne belaufen sich insgesamt auf über 700.000 Euro. In unserem Interview spricht der Star aus Österreich über seine Poker-Erfolge, Schach und seine Ambitionen für die Zukunft.
Wie hast du die CAPT Velden erlebt, bei der du Dritter im Main Eventgeworden bist? Wer war dein schwerster Gegner?
Harry Casagrande: Die Veranstaltung in Velden ist mein Lieblingsturnier in Österreich. Durch das einmalige Ambiente im Casino und die tolle Umgebung kann man hier das Pokern mit Urlaub verbinden. Dadurch ist die Stimmung beim Turnier selbst immer aufgelockert und angenehm. Natürlich ist so eine Pokerwoche auch sehr anstrengend, da man ja doch bis zu 13 Stunden im Spielsaal verbringt und immer konzentriert sein muss.Der schwerste Gegner ist – wie bei jedem Turnier – die eigene Ungeduld in Phasen, in denen man keine spielbaren Hände bekommt.
Wie erklärst du dir deinen tollen Lauf bei den diesjährigen Veranstaltungender Casinos Austria? Wie schaffst du es immer wieder an den Final Table?
Casagrande: Es gab auch in den oben erwähnten Turnieren Phasen, wo ich einen shortstack hatte und schon mit dem Ausscheiden rechnen musste. Für einen tollen Lauf ist auch immer das nötige Glück erforderlich.Eine gewisse Portion Gelassenheit trägt natürlich dazu bei, dass man es bis zum Final Table schaffen kann. In Urlaubsstimmung geht’s dann noch ein bissl leichter.
Man hat dich auf der CAPT Velden mit einem neuen Logo auf der Brust gesehen, TrickyPlay.net. Was hat es damit auf sich?
Casagrande: Ein Bekannter machte mich auf die Seite TrickyPlay.net aufmerksam. TrickyPlay.net ist eine europäische Seite, man spielt mit der europäischen Währung, die Software ist einfach, aber sehr übersichtlich. Das gefällt mir sehr gut.Diese Seite hat meiner Meinung nach einen Aufschwung verdient und deshalb unterstütze ich Sie mit dem Logo auf meiner Brust – soweit es geht auch an Final Tables. :-)
Schaut man deinen Eintrag in der Hendon Mob Database an, sieht man fast nurErfolge in Österreich. Wieso spielst du fast ausschließlich dort?
Casagrande: Bitte hier meine Erfolge in z.B. St. Maarten, Barcelona, Zürich, Amsterdam nicht übersehen! Aber es stimmt, ich spiele trotz allem am liebsten in Österreich. Weil hier einfach das Rundherum wie z.B. Turnierabwicklung, Unterkünfte, Service usw. passt.Außerdem spiele ich lieber Turniere, die maximal 2 Tage dauern. Deswegen sieht man mich eher selten bei EPT- oder WPT-Turnieren, die doch über 4 Tage ausgetragen werden.
Was war dein persönlich größter Erfolg im Poker?
Casagrande: Als hemmungsloser Optimist glaube ich, dass der wirklich größte Erfolg – nach vielen mittelgroßen Erfolgen – demnächst kommen wird (EPT oder EM in Österreich?). Bei der letzten EM konnte ich als Chipleader den Final Table in Angriff nehmen, musste mich aber mit dem 5. Platz begnügen (Sandra hat wirklich sehr stark gespielt!!!).
Wie viele Stunden am Tag beschäftigst du dich mit Poker? Was treibst dusonst noch?
Casagrande: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Tage ohne Poker (z.B. wenn alle Internet-Konten leer sind lol), aber auch stundenlange bzw. nächtelange Sitzungen vor dem Computer.Seit einiger Zeit bin ich bei Post freigestellt (ohne Bezüge!!!) und widme mich nur mehr dem Pokern.Manche nennen mich den Erfinder der Freizeit, aber natürlich mache ich auch andere Dinge als Pokern und das Leben genießen. Einen großen Stellenwert hat selbstverständlich meine Familie samt Hund.
Du spielst ja auch Schach und bist dort sehr weit gekommen. Wo siehst du imVergleich zu Poker die größten Unterschiede? Wo gibt es Gemeinsamkeiten?
Casagrande: Für den Schachsport war ich früher sehr viel unterwegs, ich habe z.B. für Österreich an 2 Schacholympiaden teilgenommen.Schachspielen ist im Vergleich zum Pokern ein Sport für Idealisten. Davon leben kann man eindeutig nicht.Psychologie, strategisches Denken, Ausdauer, Menschenkenntnis usw. braucht man sowohl fürs Schach- als auch fürs Pokerspielen. Wie viele andere Kollegen habe auch ich den Weg über Schach und Back Gammon zum Pokern gefunden.
Was sind deine nächsten Turniere? Was planst du für die Zukunft?
Casagrande: Einen richtigen Jahresplan für Turnierteilnahmen gibt es bei mir nicht. Ich entscheide mich sehr kurzfristig, wo ich live spiele. Jedenfalls teilnehmen werde ich an den restlichen CAPT Turnieren des heurigen Jahres der Casinos Austria sowie an der Poker EM und den Nations Cup in Baden im Herbst.Was plant ein Pokerspieler für seine Zukunft? Die Bankroll ständig zu erhöhen? :-)
Vielen Dank für das Interview.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.08.2009.