Ein Bracelet bei der WSOP ist schon etwas ganz Besonderes. Das sieht auch Jörg Peisert so, der zuvor vor allem auf nationaler Ebene große Erfolge feiern konnte. Der Sieger von Event 52 der diesjährigen WSOP und seine Lebensgefährtin Sandra Ambroz trafen sich nach der Rückkehr mit Hansi Conraths, der für uns das Interview mit dem frisch gebackenen Bracelet-Besitzer führte:
Hallo Jörg, seit letzter Woche seid Ihr zurück im rheinischen Düsseldorf mit einem sensationellem Erfolg, dem Braceletgewinn im Event 52 der diesjährigen WSOP in Las Vegas. Wie fühlt man sich mit einem Bracelet im Gepäck?
Ich denke, jeder Pokerspieler träumt von einem Sieg bei der WSOP und mein Traum ist zur Hälfte wahr geworden.
Da muss ich nachhaken, wieso zur Hälfte? Du hast ein Bracelet gewonnen?!
Der größte und vollständige Traum wäre es gewesen, mit meinem “Spatzl” (Anm.: Sandra Ambroz, seine Lebensgefährtin ) beim Main Event der WSOP im Heads up zu sitzen … (Schmunzeln )....
Sandra, was sagst Du dazu?
Natürlich ist dies ein Traum, doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Okay, dann kurz zu Dir, hast Du Dich also von Jörg in Sachen Poker anstecken lassen?
Ja, das hab ich in der Tat, bin aber noch nicht soweit wie Jörg. An die ganz großen Turniere traue ich mich noch nicht ran, doch in den hiesigen Casinos spiele ich doch das ein oder andere Turnier und hab auch schon einige Final Tables erreicht. Wenn Jörg EPT’s oder ähnliches spielt, spiele ich Side-Events und/oder Cashgame.
Hast Du auch in Vegas gespielt?
Ja, aber mehr Cashgame (grinst).
Nicht bei der WSOP, doch bei einem 500terDeepstackturnier im Venetian, da bin ich 30ste von 431 Startern geworden. Immerhin ein kleiner Turniererfolg –schmunzel, vor allem wenn man berücksichtigt, dass fast alle Spieler vorher bei der WSOP gespielt haben.
Zwar kein Bracelet mitgebracht, aber alle Achtung. Was sagst Du zu Jörgs Erfolg?
Na, ich bin natürlich megastolz auf mein Schatzi und es ist schön, das Hobby mit ihm zu teilen. Ich lerne auch viel von ihm und wir diskutieren viele Hände und Situationen.
Jörg Peisert direkt nach seinem Sieg
Dann mal zurück zu Dir Jörg und zu der viel diskutierten Hand, als Du J 10 gegen Michael Nodas All-In gecallt hast. Kannst Du sie aus Deiner Sicht beschreiben?
Aus meiner Sicht war dies gar nicht so spektakulär von mir. In der Phase raiste ich eh any two cards und dies auch mit J10o, bekam von ihm dann ein Reraise und ich musste überlegen, wie ich weiter spiele. Ich entschloss mich zu re-re-raisen und ihm die Frage zu stellen, ob seine Hand stark genug ist, um das Turnier aufs Spiel zu setzen. Ich hatte mich mit meinem Re-re-raise soweit comittet, dass es ein instant call gewesen ist. Daher kann man doch die Frage stellen, ob es von ihm richtig war, mit AQo sein Turnier zu riskieren, da ich ja Stärke gezeigt hatte und comittet war. Hätte ich die Hand verloren, hätte ich noch genug Chips gehabt, um vernünftig weiter zu spielen. So war aber auch am Tisch klar, dass man mich besser nur mit einem Monster angreift, was für den weiteren Verlauf des Turniers für mich sehr chipsparend war.
Gab es außer dieser Hand noch weitere kritische Momente auf dem Weg zum Turniersieg?
Natürlich mehrere, nicht nur die 2 diskutierten Hände wie J10o oder 33 gegen 44 … Nein wichtiger waren Momente, als ich im Turnier mit 16 Spielern mit AA All-In war und diese auch halten, oder kurz vor der Bubble-Phase, als ich short war und einige gute Pötte nach offen gefoldeten Laydowns einstreichen konnte. Es gibt viele Hände in einem so großen Turnier, die wichtig sind.
Du bist bislang vor allem bei nationalen Turnieren sehr erfolgreich in Erscheinung getreten. Konntest Du bei der WSOP einen qualitativen Unterschied bei den Spielern ausmachen?
Beurteilen kann ich nur das, wo ich dabei war, möchte nicht grundsätzlich alles über einen Kamm scheren. Also ich spielte auch schon bei der PCA auf den Bahamas oder bei der EPT in Monaco oder in Moskau und nun zum 2ten mal bei der WSOP. Zu den Spielern muss ich sagen, dass ich doch den Eindruck hatte und wie man auch auf Statistiken der Entries und cashes sieht, dass die Europäischen Spieler stärker spielen. Von der Masse ist die USA bei der WSOP zwar klar vorne, aber auch nur quantitativ :-) Andererseits kommen die meisten Superstars aus den USA…. zu vergleichen ist das schwierig, das möchte ich mir aber auch nicht anmaßen.
Hast du Dich speziell für die WSOP vorbereitet oder wie sieht generell Dein Lernprozess aus?
Gelernt wird ständig und da ich ein reiner Live-Spieler bin, also nicht online, versuche ich die hiesigen Turniere, auch kleinere, so häufig wie möglich zu spielen. Etwas Lektüre dabei, zur Zeit lese ich Kill Everyone, welches sehr interessant und informativ ist … na und dann halt viel mit Freunden und “Spatzl” analysieren :-)
Du bist Unternehmer im Bereich Vermögensmanagement. Was macht man am besten mit einer halben Million Dollar, die man bei der WSOP gewonnen hat?
Mein leider zu früh verstorbenes Vorbild André Kostolany würde wohl vorschlagen, dies in die Ausbildung der Kinder zu stecken und dies denke ich ist ne gute Idee.
Wirst Du nun mehr Turniere als bisher spielen und auch regelmäßig an der EPT teilnehmen?
Da ich dies auch schon vorher gemacht habe und Poker nur ein Hobby für mich ist, wird sich nicht viel ändern, spezielle Pläne gibt es nicht, immer nur wie es die Zeit erlaubt.
Zu deinen Hobbys zählt auch Golf. Viele Pokerpros spielen auch Golf, vielleicht gibt es ja mal eine Battle mit Daniel Negreanu auf dem Golfplatz?
Nee sicher nicht, ich weiß nicht, ob ich gut genug mit Handicap 21 bin, und die Wetten, die da vonstatten gehen, sind mir doch ein wenig zu hoch :-)
Ok, dann bedanke ich mich bei Dir und Sandra und wünsche euch beiden im Pokerzirkus für die Zukunft viel Erfolg.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.07.2009.