Wer ist Peter Eastgate? Der junge Mann, der letztes Jahr der König der November Nine wurde und als WSOP-Champion mit 22 Jahren neun Millionen Dollar gewann, ist wie ein Phantom. Ein ziemlich abgehobenes Phantom, schließlich kann es nicht gut sein, in jungen Jahren soviel zu gewinnen. Das ist so, als würde der Esel die Möhre, die vor ihm hängt, sofort fressen und dann nicht mehr weitergehen.
Ich erwartete also einen jungen Menschen, der zu schnell zu viel Geld bekommen hat und sich entsprechend benimmt.
Als Eastgate beim Interview auftauchte, wusste ich sofort, dass ich mein Bild von ihm umschmeißen musste. Ich traf einen bescheidenen, sehr intelligenten jungen Mann, der ganz genau weiß, was er will.
Keine Affektiertheit, keine Starallüren. Er kam direkt nach Bertrand Grospellier durch die Tür des Interviewraums. Elky war so „starlike“, dass ich dachte, es wäre Weinachten und der vollbehängte Christbaum wird zur Tür reingetragen. Eastgate trottete nach ihm in den Raum und man hätte ihn fast gar nicht bemerkt. Der nette Däne, der bei der WSOP 2008, der PCA auf den Bahamas und in diversen Turnieren schon über zehn Millionen Dollar gewonnen hat, plauderte im Interview ganz ungezwungen über sein Leben, die nächste WSOP, die Durrr-Challenge und Phil Hellmuth, dem er ganz locker den Rekord des jüngsten WSOP-Gewinners aus dem Jahr 1989 abgenommen hat.
Wie ist es als 22-Järiger mit 9.000.000 Dollar in Las Vegas?
Es war cool. Erst hab ich gar nicht verstanden, wie groß die ganze Geschichte war, als ich das Ding gewonnen habe. Ich war nach 20 Stunden Poker an zwei Tagen einfach nur müde und wollte mich nur noch ausruhen. Danach wurde es cool. Ich musste nicht mehr pokern und konnte die Freiheit, viel Geld zu haben, voll genießen.
Hand aufs Herz. Wie viel von dem Geld hast du noch?
Fast alles (lacht). Fast! (lacht noch mehr)
Wie hast du die Zeit vom Juni bis November 2008 erlebt und was rätst Du den nächsten November-Nine?
Die Zeit war für mich ein bisschen zu lang. Ich war nicht zu nervös aber am Ende war ich einfach nur froh wenn es vorbei sein würde. Es ist aber gut für die Spieler, denn man lernt ihre Namen kennen. Ich versuchte, mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Gut war, dass ich Gelegenheit hatte, meine Gegner genau zu studieren.
Was sagst bzw. hast du Phil Hellmuth dazu gesagt, dass sein Rekord als jüngster WSOP-Gewinner gebrochen ist?
Es war lustig, denn ich habe ihn ein paar Wochen später in London getroffen. Er gratulierte mir und war einfach ein cooler Typ. Er war nicht sauer oder so was. Er sagte nur, dass es eine Zeitmaschine geben müsste. Dann würde er in der Zeit zurückreisen und seinen Rekord verbessern. Leider ist das der einzige Rekord, den man nicht verbessern kann. Außerhalb vom Tisch ist er ein extrem netter Mann und das ist der einzige Mann, den ich kenne.
Wer sind Deine Vorbilder im Poker und Nichtpokerbereich?
Mich inspirieren viele Spieler. Im NichtPoker-Bereich mein großer Bruder.
Mal ehrlich, warum machst Du nicht bei der Durrr-Wette mit? Was hältst du davon?
Zuviel Geld für mich. Ich habe die hohen Stakes gespielt seitdem ich gewonnen habe und einiges verloren. Ich bin nicht daran interessiert, noch mehr zu verlieren. Diese Spieler sind besser als ich. Es ist ziemlich klar, dass sie im Vorteil sind.
Wie die nächste WSOP ablaufen? Welche Trends siehst du?
Ich denke, das Niveau am Final-Table der nächsten WSOP wird wegen der höheren Start-Stacks deutlich höher sein. Die guten Spieler haben bessere Chancen bis zum Final-Table zu überleben.
Wie stehst du zu Rebuy-Turnieren?
Klar bevorteilt es die Spieler, die mehr Geld haben. Auf der anderen Seite kommt so aber auch immer mehr Value in den Preispool. Die Spieler, die schlecht spielen, machen Rebuys, deswegen ist das eigentlich gut.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Willst Du nur Poker spielen oder auch etwas anderes machen? Du hast ja im Grunde mit der WSOP und PCA mit 23 Jahren schon alles erreicht und finanziell ausgesorgt.
Ich habe erstmal keine anderen Pläne. Hoffentlich werde ich andere Sachen machen. Ich habe ein Projekt für Kinder gegründet, das Friends of Eastgate Project. Ich kann immer noch Resultate machen, obwohl ich neun Millionen gemacht hab. Jetzt kommt der „Test of Time“. Finanziell hat sich Poker für mich schon gelohnt.
Was würdest Du jemanden sagen, der dich fragt, worauf es beim Poker ankommt?
Poker ist ein psychologisches Spiel mit mathematischen Aspekten. Du musst spielen und üben und du musst ein paar Sachen vorher wissen. Ich kann nur jedem raten, viele Freerolls zu spielen. Du musst in den Kopf deines Gegners gucken. Du musst zum Beispiel wissen, wann er denkt, dass du bluffst. Das macht das Spiel wirklich interessant.
Wie bist Du zum Poker gekommen?
Ein Freund auf dem Gymnasium führte mich ein und lud mich zu einem Home-Game ein und man sagte mir, ich könne auch online spielen und dann war ich süchtig.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.
Ich bedanke mich auch und grüße die Leser von PokerOlymp.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.03.2009.