Aufgrund weiterer Berichte involvierter Spieler können wir etwas mehr Licht in die dubiosen Vorgänge im Casino Hohensyburg am vergangenen Donnerstag bringen, bei denen nach Angaben unserer Leser zunächst Preisgelder verschwanden und dann wie von Geisterhand wieder auftauchten.
Nach Beendigung der Rebuy-Phase hatten einige Spieler bei der Turnierleitung Zweifel an der Korrektheit der Anzahl der Rebuys und somit des Preisgelds erhoben, konnten die Rebuy-Liste aber nicht einsehen, da ihnen dies von der Turnierleitung versagt wurde. Einige Zeit später „tauchte“ offenbar ein Geldsack mit ca. 3.000 Euro auf und das Preisgeld wurde entsprechend erhöht. Um für weitere Aufklärung zu sorgen, haben wir mit einigen Spielern gesprochen, die an den Geschehnissen unmittelbar beteiligt waren. Da die Spieler eine Sperre in den Westspiel-Casinos befürchten, sind sie bislang verständlicherweise nicht bereit, ihre Namen der Öffentlichkeit preiszugeben, diese sind der Redaktion aber bekannt.
Alle drei Gespräche führten wir mit Spielern, die regelmäßig in Hohensyburg zu Gast sind:
Gespräch 1:
Kannst Du die Vorgänge am vergangenen Donnerstag im Casino Hohensyburg aus Deiner Sicht beschreiben?
Für andere Spieler und mich war es merkwürdig, dass trotz ständiger Rebuy-Rufe kaum mehr Geld im Geldpool angezeigt wurde. Da ich nach Gesprächen mit anderen Spielern die Unruhe spürte, sprach ich den Turnierleiter an. Dieser wirkte stark verunsichert. Statt das Ganze als grotesk oder Unverschämtheit zurückzuweisen, versuchte er mich zu beruhigen, er würde schon alles wieder in Ordnung bringen. Die Mimik entsprach etwa der eines Kindes, das man direkt auf eine verbotene Aktion anspricht. Die Art und Weise wie Rebuys und Addons bei diesem Turnier verwaltet wurden, nämlich gar nicht, lässt meiner Meinung nach nur einen Schluss zu: Hier bereichert sich mindestens 1 Person auf Kosten der Spieler und nachgeordnet auf Kosten der Dealer (kleinere Tips!). Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass 1 Person das allein durchziehen kann.
Gab es bereits im Vorfeld Hinweise, dass es bei der Anzahl der Rebuys und Add-Ons nicht mit rechten Dingen zugehen könnte?
Da ich in den letzten 12 Monaten wenig in Dortmund gespielt habe, kann ich nur über dieses Event sprechen. Früher bei anderer Turnierleitung wurden die Anzahl der Rebuys und Add-Ons zeitnah angepasst, Auffälligkeiten gab es meines Wissens dort nicht.
Was ist Deiner Meinung nach nötig, um solche dubiosen Fälle künftig zu vermeiden?
Bei meinem Gespräch mit dem Poker-Abteilungsleiter habe ich folgendes angemahnt:
a. Klare, übersichtliche Auflistung aller Rebuys und Add-Ons, sowie deren Einsehbarkeit für die Spieler
b. Dokumentation der Geldeingänge unter Kameraaufsicht
c. Kassenprüfung durch einen Finanzbeamten wie im Roulettebereich
Welche Reaktion des Casinos Hohensyburg und der Westspielgruppe hältst Du für angemessen?
Bei dieser Schwere der Vorwürfe sind die unmittelbar Beteiligten zumindest in andere Bereiche zu versetzen, bis die Vorwürfe durch Strafverfolgungsbehörden geklärt worden sind. Desweiteren sind die von anderen und mir geforderten Maßnahmen zur Kontrolle sofort umzusetzen, um zerstörtes Vertrauen wieder aufbauen zu können.
Welche Konsequenzen ziehst Du als Pokerspieler aus dieser Erfahrung?
Poker spielen ist nicht mein Beruf, sondern Hobby. Da ich aber schon einige Jahre dabei bin,weiß ich die Dimension der Vorgänge gut einzuschätzen. Hier fanden nach meiner Einschätzung eindeutig Straftaten statt, deren Auswirkungen heute noch nicht zu überschauen sind. Ich denke, dass mit mir viele Pokerspieler nun sehr stark sensibilisiert wurden in Bereichen, die bisher immer als sicher galten. Kurzfristig wird dies zu einem Besucherrückgang in Dortmund führen, aber mittelfristig werden die Vorfälle dazu beitragen, auch in den Pokerbereich mehr Transparenz und Sicherheit zu bringen, so dass sich die Spieler wieder voll auf ihr Spiel konzentrieren können.
Gespräch 2:
Kannst Du die Vorgänge am vergangenen Donnerstag im Casino Hohensyburg aus Deiner Sicht beschreiben?
Es nahmen etwa neunzig Spieler teil, es wurde an neun Tischen gespielt. An meinem Tisch gab es 4 Rebuys, am Nachbartisch 7 Rebuys. Der Bildschirm vermeldete 20 Rebuys, aber schon an diesen beiden Tischen gab es 11 Rebuys. Einige Spieler haben sich beschwert und nachgezählt.Man hatte schon häufiger das Gefühl, das bei den Rebuys etwas nicht stimmt, daher haben einige Spieler beschlossen, die exakte Zahl zu ermitteln. Es konnte nicht stimmen. Ein Croupier lief mit einer Liste herum, kassierte und teilte die Chips aus. Auf seiner Liste wurden Kreuze für Rebuys und Add-Ons gemacht. Die Liste wurde wegen Datenschutz nicht gezeigt. Plötzlich wurde stillschweigend der Gesamtpreispool um 3.000 Euro hochgesetzt.Auf weitere Nachfragen teilte der Pokerchef mit, es sei ein Geldsack mit 3.000 Euro aufgetaucht. Wie kann es sein, dass mit einer Strichliste ein solcher Fehlbetrag entsteht, das kann in meinen Augen nur Betrug sein.
Gab es bereits im Vorfeld Hinweise, dass es bei der Anzahl der Rebuys und Add-Ons nicht mit rechten Dingen zugehen könnte?
Der Verdacht war schon länger da und wurde unter Spielern diskutiert, aber keiner hat die Initiative ergriffen und die Rebuys gezählt. Dies war das erste Mal, dass wir aktiv wurden.
Was ist Deiner Meinung nach nötig, um solche dubiosen Fälle künftig zu vermeiden?
Es muss eindeutig bessere Kontrollen geben, vielleicht sollte wie beim Roulette jemand vom Finanzamt dabei sein. Für jedes Rebuy und Add-On sollte jeder Spieler sofort eine Quittung ausgestellt bekommen. Am Ende der Rebuy-Phase sollte eine Liste mit den Namen der Spieler und der Anzahl der Rebuys und Add-Ons veröffentlicht werden.
Welche Reaktion des Casinos Hohensyburg und der Westspielgruppe hältst Du für angemessen?
Eine genaue Aufklärung dieses Vorfalls muss sofort durchgeführt werden. Es gibt in Hohensyburg mehrere Rebuy-Turniere pro Woche und der entstehende Schaden ist keine Kleinigkeit, wenn man es hochrechnet, verschwinden im Monat mindestens 25.000 Euro. Das müssen wir Spieler bezahlen, obwohl wir uns in einem staatlichen Casino befinden, wo man sich sicher fühlen müsste. Aber ich fühle mich nun nicht mehr sicher.
Welche Konsequenzen ziehst Du als Gast des Casinos Hohensyburg aus dieser Erfahrung?
Ich werde nur noch an Freeze-Outs teilnehmen. Seitdem die neuen Pokermanager die Leitung übernommen haben, ist die Zufriedenheit der Spieler und Mitarbeiter deutlich gesunken. Wir haben Gespräche mit langjährigen Mitarbeitern geführt, die sehr unzufrieden sind, aber sich nicht zur Wehr setzen können. Die jüngsten Ereignisse führen dazu, dass ich seltener hingehe. Das Vertrauen in die deutschen Casinos sinkt nach diesem Vorfall bei allen Pokerspielern.
Gespräch 3
Kannst Du die Vorgänge am vergangenen Donnerstag im Casino Hohensyburg aus Deiner Sicht beschreiben?
Nach der Rebuy-Phase schätzten wir am Tisch, wie viele Rebuys getätigt wurden. Ich sagte zu meinem Nachbarn etwa 25 Rebuys, weil hier immer Rebuys verschwinden. Mein Nachbar glaubte an mehr Rebuys wegen der 89 Spieler. Dann gab es die Add-On-Pause und 78 Spieler waren noch im Turnier. 74 Add-Ons und 20 Rebuys wurden vermeldet. Wir haben dann an sechs oder sieben Tischen nachgefragt, dabei gab es 60 Rebuy-Anmeldungen. Ich wollte mich mit der Pokerleitung nicht anlegen, da ich ein Casinoverbot befürchtete. Ein anderer Spieler wollte den Vorfall aber klären und sprach mit dem Turnierdirektor und erklärte diesem das Problem der Spieler. Der Direktor teilte ihm einige Zeit später mit, dass eine Rebuy-Tasche in eine Schublade gestellt worden war, diese nach hinten gerutscht sei und ein Kollege sie übersehen hätte. Nach unserer Beschwerde hätten sie sich auf die Suche begeben und dabei die Tasche gefunden. Danach wurde das Preisgeld um ca. 3.000 Euro erhöht. Der ganze Fall wird noch merkwürdiger, wenn man bedenkt, dass nur der stellvertretende Chef die Rebuys einkassiert hat und es deshalb eigentlich nur eine Geldtasche gegeben haben kann.
Gab es bereits im Vorfeld Hinweise, dass es bei der Anzahl der Rebuys und Add-Ons nicht mit rechten Dingen zugehen könnte?
Ja. Seit die neue Leitung da ist, werden die Rebuys deutlich später als zuvor eingetragen. Würden die Rebuys sofort auf dem Bildschirm angezeigt, wäre alles transparent. Ich fürchte, hier wird geschickt betrogen. Die meisten Spieler wollen keinen Ärger, daher hat sich bislang niemand zur Wehr gesetzt.Übrigens sah ich am Samstag Spieler, die auch schon am Donnerstag gespielt haben, obwohl dies nach den Regeln gar nicht erlaubt ist.
Was ist Deiner Meinung nach nötig, um solche dubiosen Fälle künftig zu vermeiden?
Die Rebuys sollten direkt in Chips ausgegeben werden, und jeder Spieler sollte eine Quittung bekommen.
Welche Reaktion des Casinos Hohensyburg und der Westspielgruppe hältst Du für angemessen?
Sie sollten die Pokerleitung austauschen, da diese Vorfälle in meinen Augen kein Zufall, sondern Diebstahl sind. Das entspricht einem Banküberfall. Sie vertreiben alle Stammspieler, und bekommen mittlerweile beim Cashgame gerade noch einen Tisch zusammen.
Welche Konsequenzen ziehst Du als Gast des Casinos Hohensyburg aus dieser Erfahrung?
Ich spiele auf jeden Fall keine Turniere mehr, wie viele andere Stammgäste auch. Cashgame spiele ich seit einigen Wochen nicht mehr, da die Stimmung im Casino sehr schlecht geworden ist.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.03.2009.