Vergangene Woche holte er sich gleich zwei Turniersiege bei den PokerOlymp Open 4 und im Anschluss war Johannes “Seri” Vogel gern bereit, uns ein ausführliches Interview zu geben.
Zwei Teilnahmen, zwei Siege, so lautet die makellose Bilanz des Wahl-Hamburgers, der nicht nur beim Poker einen lockeren Eindruck hinterlässt, sondern auch bei unserem kleinen, zwanglosen Gespräch. Hier das Interview mit Johannes “Seri” Vogel, der vergangene Woche gut 50.000 Euro bei den PokerOlymp Open 4 abräumte.
Wie kommt es zu den Namen seri, ips.seri und seriace?
Er klingt gut, außerdem ist es das Sustainable Europe Research Institute in Wien (grinst).Nein, der Name hat leider keine Geschichte, erst gab es nur Seri als Online-Nickname und als ich mit Poker angefangen habe, kam das Ace dazu. SeriQueen wäre ein bisschen seltsam gewesen…Ips war mein Starcraft:Broodwar Clan. Das Spiel habe ich 2005 noch gespielt und bin über Dominik Kofert alias Korn, der auch Broodwar gespielt hat, zum Poker gekommen. Da habe ich mein Clankürzel ips. erst einmal auf Pokerstars im Namen drin gelassen.
Wo und was spielst Du im Moment hauptsächlich und wie sieht dein Tagesablauf aus?
Was das Online-Grinden anbelangt bin ich in letzter Zeit sehr faul gewesen und habe die letzten beiden Monate so gut wie gar nicht gespielt. Das wird sich aber jetzt wieder ändern und ich werde in alter Manier die nächsten 2 bis 3 Monate ordentlich auf FullTilt grinden und zunächst No-Limit Cashgame 3/6 spielen. In der Zwischenzeit habe ich relativ viel Livepoker gespielt, meistens in Schenefeld das Cashgame, oder in diversen Hamburger Höhlenrunden.
Und dich am Sonntag von Jules in Schenefeld im Heads-Up abzocken lassen.
Jules ist einfach der beste Spieler Hamburgs (grinst). Das Turnier dauerte für ein Freeroll schon relativ lange und es war eine heiße Omaha-Partie am anderen Tisch im Gange, da sind wir einfach im Heads-Up blind All-In gegangen, um die Omaha-Action nicht zu verpassen. Dort habe ich dann den ganzen Turnier- und Last-longer-Bet-Gewinn des Tages vermischt. Omaha ist halt ein krankes Varianzspiel… (grinst)
Du gehst ja insgesamt wie wenig andere Spieler offensiv mit deinen Verlusten um, während andere Spieler offenbar immer nur gewinnen.
You win some, lose some, its all the same to me (grinst). Varianz gehört beim Poker dazu und es bringt wenig, sich darüber zu beklagen. Die Ergebnisse nach einem Tag oder einer Wochesind ziemlich irrelevant, wichtig ist nur, was langfristig rauskommt.
Dennoch sind Verluste eine psychologische Hürde, oder?
So ist das leider mit dem menschlichen Gehirn, auch wenn die Logik einem sagt, dass alles halb so schlimm und unwichtig ist. Instinktiv ist man natürlich schlecht drauf, wenn man an einem Abend ein paar Stacks verliert, aber nach einer gewissen Zeit baut man eine gewisse Toleranzgrenze auf. Nach etlichen hunderttausend Händen hat man die krankesten Sachen an Glück- und Pechsträhnen schon erlebt, jeden Bad Beat in allen möglichen Kombinationen erlitten. Was einen nicht umbringt, macht einen härter (grinst), außerdem ist es extrem kontraproduktiv sich aufzuregen, am Ende läuft man noch tilt.
Du hast bei den PokerOlymp Open 4 eine unglaubliche Performance hingelegt. Was bedeuten diese Erfolge für dich?
Es freut mich, dass ich in Schenefeld zweimal gewinnen konnte. Ich fühle mich sehr wohl dort und das Casino ist pokertechnisch mein zweites Wohnzimmer. Außerdem habe ich damit meinen Live-Turnier-Fluch gebrochen, denn vorher habe ich nie was in Live-Tourneys gerissen.
Kannst Du kurz einige entscheidende Turniermomente aus Deiner Sicht schildern.
Die Turniere verliefen relativ unspektakulär, es gab keine wirklichen Keyhände. Beim 1500er gab es aber eine solche Hand. Nach zwei Händen war ich am zweiten Tag short und habe aus dem Cut-Off einen Standard-Push mit A7 gemacht und bin vom Small Blind mit AK gecallt worden. Da habe ich schon meine Kopfhörer eingepackt, das Buch zugeklappt und geistig mit dem Turnier abgeschlossen. C´est la vie. Selbst als die Sieben auf dem Flop kam, war ich noch sehr skeptisch, da der Gegner immer noch einen Backdoor-Flush oder den König treffen kann. Aber die Sieben hielt und ich war weiter.Man muss so eine Hand eigentlich mindestens einmal in einem Turnier gewinnen, um wirklich weit zu kommen. Der Glücksanteil auf so wenige Hände ist einfach zu groß, als dass es ohne ginge.
Du schienst der einzige zu sein, der nach dem Deal noch richtig motiviert war, während deine beiden Kontrahenten morgens um vier schon ein wenig an Spannung verloren hatten.
Naja, es standen ja noch 5.200 € aus für den Ersten und Geld ist Geld. One for the money, two for the show (grinst).
Ein paar Worte zu Homo Faber, dem Roman, den Du bei den PO-Open dabei hattest. Hast Du das Buch mittlerweile zu Ende gelesen?
Ja. Ein sehr gutes Buch, das ich sehr weiter empfehlen kann.
Geht es einen Tick genauer? Immerhin geht es um einen Mann, der nur an die Wahrscheinlichkeit glaubt.
Ach so, ich hab mir eigentlich nur die Bilder im Buch angeschaut (grinst).
Was werden Deine nächsten Live-Turniere sein?
Ich spiele auf jeden Fall die EPT in Dortmund, aber weiter geht die Planung noch nicht.
Und die WSOP?
Vegas scheint kein guter Ort für mich zu sein…
Du hast durch Deine früheren Videoblogs eine größere Gemeinde begeistert. Können wir mit neuen Blogs rechnen?
Wenn ich die Kommentare lese, reizt es mich, vielleicht doch wieder mit dem Bloggen anzufangen. Aufgehört hab ich, weil ich zu dem Zeitpunkt andere Sachen als Bloggen im Kopf hatte.
Das fänden mit Sicherheit viele Leute gut, wenn du wieder anfangen würdest.
Und nach einem Eintrag, wenn ich wieder aufhören würde…(grinst)
Hab Dank und viel Erfolg weiterhin!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.02.2009.