David Packer ist einer der aufstrebenden Pokerspieler aus dem deutschsprachigen Raum. Der 23-jährige ist vor allem in der Wiener Pokerszene unterwegs und bei seinen Gegenern gefürchtet. Beim Event 2 des Pokernews Cup konnte er knapp 8.000 Euro gewinnen. Beim WSOP-Main-Event 2008 reichte es nicht ganz für die Geldränge. Bei der Pokertour 2008 rang er sich gegen 156 Mitstreiter durch und sicherte sich den prestigeträchtigen Titel des Österreichischen Staatsmeisters 2008 und strich über 12.900 Euro ein.
Lesen Sie hier bei PokerOlymp das Interview mit dem Pokerspieler und designiertem Börsianer.
Wie bist du zum Poker gekommen?
Meinen ersten Kontakt mit Poker hatte ich im Internet auf der Plattform eines Sportwettenanbieters. Dort probierte ich die 5 Euro Sit-n-Go’s aus und bemerkte gleich mal, dass die Leute dort ziemlich weak sind und ich meist gewann. Nach ein paar Monaten war ich dann mit einem Freund, den ich vom Sport kannte, das erste Mal bei einem Live-Turnier, damals im CCC Linz.
Seit wann spielst du? Wie startete deine Pokerkarriere?
Ich spiele nun seit, ich glaube es müssten drei Jahre sein. Anfangs war Pokern für mich aber nur eine reine Nebenbeschäftigung. Als Student hat man ja meist nicht gerade Geld en masse zur Verfügung, da war ein kleines Taschengeld nebenbei natürlich optimal und notwendig. Vorigen Herbst dann entschied ich mich dazu mal etwas anderes zu machen. Ich wollte nach Australien und ging ein Monat arbeiten in eine Fabrik um Kohle für die Flüge zusammenzubekommen. Mit anfangs ein paar hundert Dollar war ich dann in Sydney und Melbourne und entschloss mich dazu, meine Pokerkarriere zu starten. Zuerst machte ich 3 Wochen Sightseeing in Sydney mit ein paar Ausflügen ins Star City Casino und danach verbrachte ich einen Monat im Crown Casino, mit – ich glaube – 2 Tagen Ausnahme. Dort spielte ich mich auf mehrere Tausend A$ hoch und entschied, meine “Mission” erfüllt zu haben.Bevor ich heimflog reiste ich nochmal nach Sydney zurück und spielte die ersten beiden Events der APPT, wo ich allerdings nicht cashte.
Wie verlief dann dein weiteres Pokerjahr?
Zu Hause in Österreich startete ich dann mit einigen Sessions im CCC Wien, spielte Cash-game und fast alle Turniere, was mich nach 2 Monaten auch auf die 1. Position der CCC-Rangliste brachte. Überhaupt war ich gerade, was das erste Halbjahr betrifft, ein paar Mal kurzfristig in WGs in Wien eingemietet, um Poker zu spielen, ein wenig fortzugehen und im Juni auch um bei der Euro als Volunteer tätig sein.
Was hast du schon für Turniere gespielt?
Bei den Turnierserien im CCC war ich relativ aktiv, habe unter anderem 2008 alle Main-Events dort gespielt. Außerdem war ich im April beim Pokernewscup im CCC Salzburg, wo ich meinen ersten “größeren” Turniersieg errang. Das war damals echt ein schönes Erlebnis, mit Pokal und so. Im Internet spielte ich in der Zwischenzeit relativ wenig, 2-mal konnte ich aber ganz in Ordnung cashen. Wie auch immer, nach der Fußball-EM bei uns zu Hause habe ich mich dann noch entschieden, beim World Series Main Event mitzuspielen. Ich setze mir vorher einen Budgetrahmen, also ein Bankrollziel, und da ich es erreichte flog ich nach Vegas, schied dort aber an Tag 3 als ca. 950. aus.Nach der World Series machte ich dann ein paar Monate Pause, spielte erst wieder bei der Halloween-Turnierserie in Salzburg und dann bei den Staatsmeisterschaften in Wien.
Was sind deine Lieblingsvarianten bzw. auf welchen Online-Seiten spielst du?
Mein Lieblingsvariante ist ganz klar No-Limit Hold’em. Es ist meiner Meinung nach das perfekte Spiel. Wie schon Doyle Brunson sagte, der Cadillac des Pokern. Wenn ich online spiele dann zur Zeit am liebsten auf Full Tilt oder Pokerstars.
Wer sind deine Vorbilder und warum?
Wenn ich ein Vorbild habe, dann am ehesten Gus Hansen. Er hat den Pokerspielstil revolutioniert und ich denke, er ist ein durch und durch sympathischer Kerl. Was das Pokertechnische angeht, so bewundere ich auch die Künste die Stu Ungar gehabt haben musste.
Wie hast du deine Skills erworben? Auch mit Büchern?
Anfangs las ich gar keine Literatur. Mein Interesse kam erst nach mehreren Monaten, als ich mir dachte, es wäre interessant zu wissen, was denn eigentlich allgemeine “Lehrmeinung” sei. Mittlerweile habe ich aber sicher um die 15 Pokerbücher gelesen und viel interessantes Wissen daraus erworben.
Man sagt, du machst auch in Aktien. Welche Parallelen siehst du zwischen Poker und Aktien?
Ja, das stimmt. Ich hab mich schon mit 13 für Börse interessiert, allerdings ist mein Interesse damals bald wieder abgeflacht, da es für mich nichts zum investieren gab. Mit dem Pokern hat sich das ein wenig geändert und ich beschäftige mich zunehmend mit dem Thema. Mal sehen, vielleicht wird das später ja mal als Hauptjob interessant. Zur Zeit jedenfalls plane ich gerade mit meinem Freund Florian Achenbach von Pokerfieber.com ein Internetfinanzprojekt. Durchaus möglich, dass da auch für den ein oder anderen Pokerspieler etwas dabei sein könnte. Parallelen sehe ich vor allem bei Geduld und Disziplin, auch die erforderliche Mentalität ist sehr ähnlich.
Was war bisher das Highlight beziehungsweise der Tiefpunkt deiner Pokerkarriere?
Mein Highlight war wohl der Staatsmeistertitel im Dezember bei der Pokertour08. Vom Geld abgesehen, ist hier vor allem das schöne der Titel.Wenn du sagst, du bist Pokerstaatsmeister, dann kann mit dem Begriff jeder etwas anfangen. Abseits der Pokerwelt ist das wahrscheinlich mehr wert als ein 50.000 Dollar Cash im Internet. Tiefpunkt war wohl, als ich nach der World Series ein paar Monate null Bock auf Pokern hatte. Bad-Beats und so hat wohl jeder, die sollte man optimalerweise gut mit der Bankroll managen auch wenn’s mal rauf oder runter geht.
Jüngst kommt immer wieder das Thema Poker und Alkohol beziehungsweise Drogen auf. Wie stehst du zu dem Ganzen?
Ich persönlich hab immer die Finger von Drogen gelassen, glaube nicht, dass es der richtige Weg ist.
Was würdest du einem jungen Spieler sagen, der dich fragt, worauf es bei erfolgreichem Poker ankommt?
Das kommt ganz darauf an, welche Ziele der Spieler verfolgen will. Will er online spielen oder Live. Turniere oder Cash-game. Hobby oder “making a living“. Prinzipiell würde ich sagen die Basics erlernen und danach einen eigenen Spielstil zulegen. Ziele setzen, diese verfolgen und Spaß am Spiel haben.
Wo siehst du beim Pokern deine Stärken?
Ich glaube eine meiner Stärken ist meine Konzentrationsfähigkeit. Das hat mir schon in meiner Jugend, als ich beim Minigolfen österreichischer Meister und Mannschaftsjugendeuropameister war, geholfen.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Meine Ziele für das neue Jahr sind vor allem Turnierserien spielen, die machen mir am meisten Spaß. Daneben ein wenig Cashgame und das Starten unseres Finanzprojekts. Langfristig wäre natürlich ein Vertrag mit einer der großen Onlineplattformen fantastisch.
David, vielen Dank für das Gespräch.
Ich danke auch und wünsche allen Lesern von PokerOlymp gute Hände und ein erfolgreiches Pokerjahr.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 31.12.2008.