Was bedeutete es für die Pokerwelt, wenn PokerStars in New Jersey keine Lizenz erhielte? Nach Alexandre Dreyfus, Gründer von GPI, Winamax und Chiligaming sieht die möglichen Konsequenzen gelassen.
In einem recht umfangreichen Kommentar – Meine Sicht auf PokerStars in New Jersey, alles ist relativ – nimmt er Stellung zu der Situation im amerikanischen Markt und mutmaßt, was passieren könnte.
Unter obigem Link ist der Beitrag im Original zu finden, hier in Auszügen übersetzt:
Kein Kasino in den USA will, dass PokerStars zugelassen wird
Das Nachwort zur PokerStars-gegen-New-Jersey-Saga dürfte bald geschrieben werden. Jede Woche höre ich verschiedene Szenarien und andere mögliche Ergebnisse. Wird PokerStars lizensiert? Ich weiß es nicht. Um ganz offen zu sein, ich bin selbst in einem Konflikt. Denn zum einen bin ich noch Berater von Bally Technologies, welchen ich letztes Jahr mein Unternehmen Chiligaming verkauft habe und welches mit dem Golden Nugget in Atlantik City kooperiert. Zum anderen ist PokerStars einer der Sponsoren meines neuen Unternehmens, dem Hendon Mob.
Ob PokerStars in New Jersey zugelassen wird, ändern nichts für mich, aber das heißt nicht, dass ich nichts dazu zu sagen hätte. Ich bin seit über 10 Jahren in der Industrie und habe Winamax.com und Chilipoker.com gegründet. Ich habe zwar keine Ahnung, wie man (erfolgreich) Poker spielt, aber ich halte mich für einen Experten in der Gaming-Industrie – ja, ich bin Franzose und werde machmal als hochmütig wahrgenommen.
Vor einigen Tagen wurde in der BusinessWeek ein Artikel veröffentlicht, den ich sehr interessant fand. Seien wir ehrlich, abgesehen vom Resorts AC will kein Kasino in New Jersey (oder den ganzen USA), dass PokerStars zugelassen wird. Das kann ich nachvollziehen, das ist einfach das Geschäft.
Wenn JP Morgan nach einem Vergleich weitermachen kann, auch PokerStars
Ich weiß zwar nicht, wie amerikanische Politik funktioniert, aber so wie ich das verstehe, kann JP Morgan, nachdem es vor einigen Wochen einen 13-Milliarden-Dollar-Vergleich zahlte, weiter tätig sein, auch wenn, was auch immer sie zuvor gemacht hatten, offenbar nicht korrekt war.
Warum sollte PokerStars, welches als juristische Person 731 Millionen Dollar zahlte, nicht die gleiche Möglichkeit zustehen? Sollte diese verwehrt werden, glaube ich, muss dies mit sehr starken Argumenten gestützt werden, um eine juristische Schlammschlacht zwischen Lizenznehmer und Lizenzgeber zu verhindern.
Ist New Jersey lohnenswert für PokerStars?
(...) Stelle ich mir vor, ich wäre an der Stelle von PokerStars, würde ich genau das selbe tun: Neue Geschäftsmöglichkeiten suchen. (...) Der Pokermarkt in New Jersey dürfte realistisch rund 100 Millionen Dollar Einnahmen pro Jahr in den nächsten zwei Jahren generieren. Angenommen PokerStars bekommt 40 Prozent des Marktes, dann sind sind 40 Millionen Dollar. Nicht schlecht, aber wie schon mein Physik-Lehrer mir damals erklärte: Alles ist relativ. Was sind 40 Millionen Dollar Umsatz (nicht Reingewinn) für PokerStars?
Schaut man sich Pokerscout an und nimmt an, dass die Zahlen verlässlich sind, gibt einem das eine gewisse Idee bezüglich der Umsätze von PokerStars und Full Tilt. Wenn ich vom französischen Markt, den ich kenne, hochrechne, komme ich auf eine Schätzung von 1,5 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr. Das heißt, die möglichen Umsätze in New Jersey machten grade mal 2,5 Prozent dessen aus. Das ist nicht sehr viel.
Keine Lizenz unter kruden Bedingungen
Was heißt das alles? Das heißt, dass sosehr PokerStars (und die Anteilseigner) der Welt zeigen wollen, dass sie das beste Poker-Angebot für amerikanische Spieler abliefern können, man sich niemals auf unvernünftige Konditionen einlassen wird. Was könnten das für Konditionen sein? Hier zum Beispiel: Letzte Woche stimmten die Gründer von PartyPoker zu, in den nächsten 36 Monaten 15 Prozent ihrer Anteile zu veräußern, damit Bwin.Party in New Jersey eine Lizenz erhält. Das ist äußerst überraschend.
Angenommen das selbe müssten die PokerStars-Anteilseigner machen. Würden sie dem jemals zustimmen? Wenn ich es wäre, mit Sicherheit nicht. Ich würde meine Bewerbung zurückziehen und der Lizenzierung den Rücken kehren.(...)
Die möglichen 2 Prozent mehr Umsatz sind es für die Gruppe derzeit nicht wert, um sich auseinandernehmen zu lassen.
PokerStars ist Poker
Wäre das dann ein Scheitern von PokerStars? Sollte das passieren, würde die Presse (insbesondere in den USA) dies genauso darstellen. Die Konkurrenten würden dies ebenfalls proklamieren und ich kann das nachvollziehen. Schließlich wären dies gute Nachrichten für ihren eigenen Markt.
Eine verlorene Schlacht für PokerStars? Wahrscheinlich. Wäre es das Ende? Sicherlich nicht. Man erinnere sich daran, was in den letzten 5 Jahren in der Poker-Industrie so alles passiert ist: So viele Veränderungen, so viele Überraschungen und so viele Konsolidierungen.
Derzeit hält PokerStars über 60 Prozent des weltweiten Poker-Marktes und diese Zahl wird jeden Tag größer. Nimmt man Nevada und New Jersey hinzu, hat PokerStars immer noch 59 Prozent. Nach dem Schwarzen Freitag konzentrierte sich PokerStars auf den europäischen und die emporkommenden Märkte. Nach zwei Jahren hieß ihr Slogan: “Wir sind Poker”. Ich denke, das trifft es – sie sind Poker.
All diejenigen, welche einen Erfolg darin sehen, wenn PokerStars die Rückkehr in die USA nicht schafft, werden am Ende wohl sehr enttäuscht sein, denn die Ressourcen und Investitionen, die nicht in die USA gesteckt werden, gingen dann in andere Märkte. Der einzige Markt auf dem PokerStars dann nicht Poker wäre, wäre die USA. Und diese sind in den nächsten zwei Jahren nur Nevada und New Jersey. Denn selbst wenn auch andere Staaten Regulierungen durchsetzen sollten, wird es mindestens 2 bis drei Jahre dauern, bis es dort zu Online-Poker kommt.
“Geduld zahlt sich immer aus” – das haben mir 18 Jahre Berufserfahrung beigebracht. Also warten wir einfach mal ab was der River bringt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.11.2013.