Danke! Endlich hat das Innenministerium von Rheinland-Pfalz Nägel mit Köpfen gemacht und Pokerturniere verboten. Endlich muss der deutsche Bürger nicht mehr selbst denken und Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Könnte man nicht gleich ein Gesetz erlassen, dass jeder Bürger monatlich ein Budgetplan erstellen und diesen beim Ministerium zur Genehmigung einreichen muss?
Es wurde nun schon so oft darüber diskutiert und debattiert. Glauben die Politiker tatsächlich, dass der deutsche Bürger so unmündig ist, nicht darüber entscheiden zu können, ob er 15 Euro für ein Sachpreisturnier investiert oder nicht?
Ich will mich gar nicht damit aufhalten, was ohnehin schon unzählige Male gesagt wurde. Ja, ich kann mein nicht vorhandenes Geld unter staatlicher Aufsicht in einen Automaten schmeißen oder meine noch nicht gemachte Erbschaft mit staatlicher Genehmigung und ohne Überprüfung beim Lotto verzocken. Das ist alles ganz korrekt. Aber 15 Euro in ein Pokerturnier investieren, das ist ja wirklich was ganz was Schlimmes.
Und vor allem die Jugend, die muss ja geschützt werden. Ein 18jähriger darf wählen gehen und die Politik mitbestimmen. Ein 18jähriger darf Alkohol kaufen und sich bewusstlos saufen. Ein 18jähriger darf in seinem Job Entscheidungen treffen, die vielleicht sogar Konsequenzen für andere haben. Aber ein 18jähriger darf keine 15 Euro investieren, um an einem Pokerturnier teilzunehmen, bei dem er vielleicht eine Playstation gewinnt.
Wer wählt eigentlich die Wahlkandidaten aus? Wählen gehen ist doch zumeist nur eine Auswahl zwischen Schlimm und noch Schlimmer. Ist es ein generelles Bewerbungskriterium, hirnlos, unlogisch und despotisch zu sein?
Der Glücksspielstaatsvertrag ist schon eine Verhöhnung an sich. Aber nun tatsächlich auch noch 15 Euro Turniere zu verbieten, dass fällt schon unter Diktatur. Vor allem die Gewinngrenze bei 40 Euro anzusetzen, verhindert, dass noch irgendein Veranstalter irgendein Turnier anbieten kann.
Natürlich gibt es da noch die über alles hochgelobten Vereine, die nur um des Pokerspiels Willen pokern. Aber ich traue mich dennoch zu behaupten, dass über 90 Prozent der Vereinsmitglieder entweder im Internet, bei einem Turnierveranstalter oder auch im Casino um Geld spielen. Es ist eine Sache, ein Turnier als sportlichen Wettkampf zu sehen. Und es ist eine ganz andere, wenn es auch etwas zu gewinnen gibt. Um nichts als die Ehre zu spielen ist Spaß und Unterhaltung. Aber um einen Preis oder Geldgewinn zu spielen, ist auch nichts moralisch Verwerfliches. Denn schließlich ist es in Casinos unter staatlicher Aufsicht und mit dem Finanzamt im Nacken ja sogar erwünscht.
Hat sich im Ministerium schon jemand mit Poker auseinandergesetzt? Ich empfehle das Frontal21-Interview, das vor kurzem auf ZDF lief. Abgesehen davon, dass sicherlich 30 Mal Poker als unerlaubtes Glücksspiel bezeichnet wurde, hat Thomas Zoissl das gesagt, was passiert. Werden die 15 Euro Turniere verboten, gibt es eben unzählige Cashgames im Hinterzimmer von diversen zwielichtigen Gestalten. Das ist ja auch viel ungefährlicher und kostet vielleicht gerade mal ein paar hundert Euro mehr. Ist doch wirklich viel besser, als zu einem existenzbedrohenden 15 Euro Turnier zu gehen.
Ich will die Turnierveranstalter nicht als barmherzige Samariter hinstellen. Wir alle wissen, dass sie sich doch mitunter ein schönes Leben verdienen. Und sicherlich gibt es genug Veranstalter, die die bestehenden Gesetze weit ausgereizt haben, um vielleicht noch den ein oder anderen Euro mehr zu verdienen. Aber kein Turnierveranstalter trägt dazu bei, dass jemand spielsüchtig wird und Haus und Hof verspielt. Da gibt es ganz andere Möglichkeiten.
Voran liegt es, dass Poker als solche Bedrohung angesehen wird? Bringen wir es doch auf den Punkt. Dem Staat entgehen Steuereinnahmen in Millionenhöhe, wenn außerhalb der Casinos gepokert wird. Und genau das ist es und sonst gar nichts. Kein Jugendschutz, keine Spielsuchtprävention ist die Motivation, die solche Erlässe oder einen Glücksspielstaatsvertrag zustande kommen lässt. Oder wie kann man es sich sonst erklären, dass die Schweiz Pokerturniere außerhalb der Casinos genehmigt. Oder auch die Dänen und die Engländer in öffentlichen Lokalen um kleine Einsätze spielen dürfen und das mit staatlicher Genehmigung. Sind unsere Nachbarn geistig mündiger und brauchen deshalb nicht vor der Spielsucht geschützt werden?
Warum geht man in Deutschland den komplizierten Weg? Kann man sich nicht einmal mit Pokerveranstaltern, Vertretern der Online-Pokerrooms und Casinobetreibern hinsetzen und eine ernsthafte und sinnvolle Lösung suchen? Nein, denn das wäre ja logisch und hätte einen Schimmer von Demokratie.
Vielleicht sollte sich die Regierung auch noch überlegen, den freien Verkauf von Pokerkarten und Jetons zu verbieten. Achja, und Computer und Internet dürfen nur noch im Büro und nicht mehr für private Zwecke genutzt werden, denn die Gefahren, die da lauern, kommen aus der Hölle persönlich.
Was vor Jahrzehnten in den USA gescheitert ist, wird sicherlich in Deutschland funktionieren. Es lebe die Prohibition!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.05.2008.