Bereits vor einigen Tagen stellten wir den Pokerspieler Tri Nguyen und sein neues Buch “How I Made My First Million from Poker” vor. Heute präsentieren wir ein exklusives Interview, das PokerListings.com mit dem talentierten Youngster geführt hat.
Dabei können unsere Leser auch etwas gewinnen, insgesamt werden fünf handsignierte Ausgaben des Buches verlost. Da eine Ausgabe bekanntlich einen Wert von 47 Dollar hat, wahrlich kein schlechtes Angebot. Um an der Verlosung teilzunehmen bitte hier klicken.
PokerListings.com: Was war der Hauptgrund für dieses Buch und was willst Du Pokerspielern damit auf den Weg geben?
Tri “SlowHabit” Nguyen: Der Hauptgrund für dieses Buch war mein starker Zweifel, dass Pokerspieler die mentale Komponente ausreichend berücksichtigen und gut auf sich aufpassen. Will jemand sein Spiel verbessern, denkt er immer an die strategische Komponenten, etwa wie man mit AK oder anderen Händen besser spielen kann. Dies ist zwar hilfreich, aber nicht so wichtig wie das Selbstmanagement als Pokerspieler.
Dieser Prozess kann langwierig sein und er braucht seine Zeit. Doch wenn man letztlich ein “Profi” geworden ist und weiß, wie man sich selbst managt, die eigenen Grenzen begreift, auf Geist und Körper achtet, die richtigen Partien auswählt und kostspielige Situationen vermeidet, spielen die spieltechnischen Veränderungen kaum noch eine Rolle. Man hat seinen Platz für lange Zeit gefunden.
Es ist schwer, einem sehr erfolgreichen Spieler begreiflich zu machen, dass er noch mehr lernen muss. Aber wenn man nur die aktuell beste Strategie zur Verfügung hat, gewinnt man zwar momentan Geld, verliert jedoch eventuell den Anschluss, wenn sich die Spielbedingungen in der Zukunft ändern.
Tri Nguyens neues BuchPokerListings.com: Was bringt Dir ein Projekt wie “How I Made My First Million From Poker” neben den passiven Einkünften (ein Thema, das auch in dem Buch vorkommt), die Du mit dem Buch erzielst?
Tri “SlowHabit” Nguyen: Häufig höre ich den Satz, Pokerspieler sei kein erfüllender Beruf. Dies kann in mancherlei Hinsicht stimmen, doch wenn man dieses Gefühl bekommen will, kann man andere Spieler trainieren, ein Buch schreiben oder Videos produzieren. Jeden Morgen freue ich mich, wenn ich nach dem Aufstehen die vielen Emails lese, in denen sich Leute für die Bücher bedanken und dafür, wie sie ihnen weitergeholfen haben. Das ist ein gutes Gefühl.
Dieses Buch war am schwersten zu schreiben, weil es viele subjektive Aspekte enthält. Ich brauchte etwa zwei Jahre dafür. In “Let There Be Range” lernt man, wie man mithilfe von Spektren Hände analysiert und in “Exploiting Regulars” bringe ich dem Leser die konkrete Anwendung dessen bei. Diese Bücher basierten auf meiner Erfahrung als Pokerspieler, daher war das neue Buch schwieriger zu schreiben. Ich war erleichtert, als ich damit fertig war.
Außerdem erzeugt ein solches Buch passive Einkünfte, ein Thema, um das es in dem Buch auch geht. Als professioneller Pokerspieler kann man bei einem anhaltenden schlechten Lauf das Gefühl bekommen, alles würde zusammenstürzen, man könnte seine Rechnungen nicht mehr bezahlen und man würde vielleicht nie mehr gewinnen, obwohl die bisherigen Ergebnisse dem widersprechen. Ein Buch oder andere Einkünfte und das Wissen, dass man sich am Ende des Monats um die Kredite oder Rechnungen keine Sorgen machen muss, kann einem während eines Downswings sehr helfen, den Tisch zu verlassen.
Zudem geht es als besserer Spieler auf den höheren Limits nicht darum, möglichst viele Hände zu spielen. Das Aufzeichnen von Händen ist weiterhin wichtig, aber es geht mehr um Qualität, weil die Spieler besser sind, man nicht so viele Hände spielen kann und es nicht so viele Fische gibt. Aus diesem Grund muss man möglichst konzentriert sein, um seine Ergebnisse maximieren zu können.
Tri Nguyen erklärt …PokerListings.com: Schlägt man das Buch auf, sieht man als Erstes das Vorwort von Barry Greenstein. Wie froh bist Du darüber, dass dieses Buch als Weiterführung von Greensteins Ace on the River betrachtet werden kann?
Tri “SlowHabit” Nguyen: Ich war überglücklich, als Barry damit einverstanden war, das Vorwort zu schreiben. Die Geschichte ist ziemlich witzig. Als ich vor sechs oder sieben Jahren auf dem College war, hatte ich das Glück, das Manuskript von Barrys Buch in die Hand zu bekommen, und verstand es nicht recht. Warum zum Beispiel erzählte er mir etwas vom Lebensstil eines Live-Profis, während ich wissen wollte, wie man bestimmte Hände richtig spielt und damit Geld im Casino gewinnt.
Damals ergab das keinen Sinn für mich, doch als Profi packte es mich. Barry hat begriffen, dass auf den höheren Limits kein großer spielerischer Unterschied zwischen Dir und Deinen Gegnern besteht, sondern dass es dort mehr um das Selbstmanagement geht, mit dem man sich in eine bessere Ausgangsposition bringt. Bei diesem Buch hatte ich das Gleiche im Sinn, wollte es aber mehr auf junge Internetspieler zuschneiden.
Ich weiß nicht, wie es mit 40 oder mit 30 sein wird. Viele Ratschläge in diesem Buch sind ziemlich aggressiv und der Hauptgrund dafür ist, dass ich es mir für einen Kerl mit 18 bis 24 Jahren sehr schwierig vorstelle, einzusehen, dass er sich selbst besser managen muss.
PokerListings.com: Du unterscheidest beim Spiel eines Pokerprofis zwischen der technischen und der mentalen Seite, die sich auf Lebensstil, Lebensfreude, Gesundheit und andere Dinge bezieht. Wie wichtig ist diese mentale Komponente Deiner Meinung nach? Und setzt sie voraus, dass man bereits ein technisch starker Spieler ist?
Tri “SlowHabit” Nguyen: Müsste ich es prozentual ausdrücken, würde ich das Verhältnis mit 60 zu 40 beziffern. Dabei sollten 60 Prozent der Zeit für die mentale Komponente aufgewendet werden.
Sobald man beim Poker die Handanalyse, die richtige Spielweise auf Flop und Turn und alles andere gemeistert hat, was man für den Erfolg auf den niedrigen Limits braucht, nimmt die Bedeutung der mentalen Komponente immer mehr zu. Man spielt besser, lernt mehr und hat mehr Energie für die Verbesserung seines Spiels, wenn man sich gut fühlt.
Aus diesem Grund liest man seit dem Black Friday auch von so vielen guten Spielern, deren Spiel unter den ganzen Zusammenbrüchen leidet. In Zeiten wie diesen braucht man Hoffnung und Energie, um weiter zu spielen.
Leider schaffen dies viele nicht. Das ist schon ein wenig ironisch, da viele sich dem Poker verschrieben haben, weil sie das Spiel so lieben und damit ihren Lebensunterhalt verdienen wollten, und jetzt nach wenigen Jahren ihren Traum aufgeben.
Tri Nguyen ist happy …PokerListings.com: Viele Pokerspieler haben zu Beginn ihrer Karriere einen Traum, und obwohl er sich nicht bei jedem verwirklicht, hat jeder diese einmalige Chance. Wie glücklich bist Du darüber, Pokerspieler zu sein, und welche Chancen siehst Du für andere junge Menschen, die hart an sich arbeiten wollen?
Tri “SlowHabit” Nguyen: Müsste ich auf einer Skala von 1 bis 10 mein Glück bewerten, Pokerspieler geworden zu sein, würde ich 100 sagen. Ich bin ein großer Anhänger davon, als junger Mensch möglichst viele Dinge auszuprobieren, um herauszufinden, was man mag und was einen glücklich macht. Kann man dabei auch noch Geld gewinnen, wird vieles einfacher.
Gelingt es einem, in jungen Jahren schon Geld anzuhäufen, kann man viel aggressiver investieren, studieren oder andere Dinge tun. Irgendwie ist es daher ungerecht, dass es Poker gibt. Als ich zum Beispiel auf dem College 19 oder 20 war, verdiente ich mit Poker eine Menge Geld, und als ich 21 wurde, durfte ich ins Casino und konnte dort sechsstellige Summen gewinnen.
Will ich etwas studieren oder lernen, kann ich dieses Geld dafür verwenden, während viele meiner Freunde sich Praktika oder Einstiegsjobs suchen müssen. Ich weiß nicht genau, was sie machen, aber vom Hörensagen weiß ich, dass es nicht besonders toll ist.
PokerListings.com: Glaubst Du, dass Poker-Anfänger eine realistische Vorstellung davon haben, wie viel Arbeit im Erfolg steckt?
Tri “SlowHabit” Nguyen: Ich bin mir absolut sicher, dass die meisten keine Ahnung haben, wie viel Arbeit darin steckt. Doch vermutlich ist dieser Beruf anders als ein normaler, weil wir ihn so lieben.
Als ich viel spielte, hielt ich Poker für einen 24-Stunden-Job, ich träumte sogar davon, wie man eine Hand richtig spielt. Am Morgen spricht man als Erstes über die Hände der vergangenen Nacht und wenn man mit dem Spielen aufhört, redet man auch über Hände. Das dürfte bei den meisten Berufstätigen nicht der Fall sein.
PokerListings.com: Thanks Tri.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.12.2011.