Das DOJ veröffentlichte heute eine Zusatzschrift zur Klage gegen Full Tilt Poker und beschuldigt die Eigentümer über 400 Millionen Dollar gestohlen zu haben.
In die Anklageschrift vom schwarzen Freitag wurden nun Punkte aufgenommen, die die Eigentümer der Seite massiv beschuldigen und ihnen Diebstahl in Millionenhöhe vorwirft. Zu den bisher beschuldigten Personen wurden die Namen Chris Ferguson, Howard Lederer und Rafe Furst hinzugeügt.
Eine Zusammenfassung der Zusatzschrift wird dabei sehr deutlich:
Full Tilt Poker hat nicht nur unrechtmäßige Geschäfte betrieben, Bankbetrug und Geldwäsche begangen, sondern seine Spieler betrogen indem man ihnen fälschlich versicherte, ihre Einzahlungen seien sicher und von den Geschäftsgeldern getrennt. Die Spielergelder wurden jedoch verwendet, um den Eigentümern von Full Tilt mehrere Hundertmillionen Dollar auszuzahlen. Full Tilt konnte diesen massiven Betrug teils deswegen ausführen, da das Geschäft zwar in den USA betrieben wurde, die Beschäftigten und Besitze und Bankkonten in Übersee verankert waren.
Ferner hatte das Unternehmen Full Tilt Poker seit dem Sommer 2010 Schwierigkeiten, Einzahlungen amerikanischer Spieler entgegenzunehmen. Anstatt dies öffentlich zu machen, hat das Unternehmen den Spielern einfach online das Geld gutgeschrieben, ohne es von den Konten der Spieler abzubuchen. Die Spieler konnten mit diesem Phantomgeld normal spielen und dieses Phantomgeld, dass niemals an Full Tilt überwiesen wurde, an andere Spieler verlieren. Spielern, die solches Phantomgeld gewannen, wurde online Geld gutgeschrieben, welches das Unternehmen niemals besaß, doch welches es jetzt den Spielern schuldete. Im Ergebnis verschuldete Full Tilt Poker sich sehr schnell bei den Spielern bis zu einer Gesamtsumme in Höhe von 130 Millionen Dollar.
Ferner geht aus der Klageschrift hervor, dass sich die Schulden bei den Spielern am 31. März 2011 auf etwa 390 Millionen Dollar belaufen, während sich die Eigentümer und Manager – namentlich Ray Bitar, Howard Lederer, Chris Ferguson und Rafe Furst – zwischen April 2007 und April 2011 über 440 Millionen Dollar ausgezahlt haben. Am 31. März 2011 habe Full Tilt nur 60 Millionen Dollar auf den Konten gehabt – weniger als als ein Sechstel der Schulden den Spielern gegenüber.
Der zuständige Staatsanwalt Preet Bharara, geht soweit öffentlich zu sagen, dass Full Tilt gar kein rechtmäßiges Unternehmen, sondern ein globaler Ponzi-Trick war.
Das amerikanische Justizministerium gewann offenbar auch Einblick in interne Emails der Firma Pocket Kings. So schrieb Ray Bitar am 12. Juni, dass eine jetzige öffentliche Mitteilung über personelle Änderungen an der Spitze des Unternehmens zu einem Banksturm führen würde und dass Full Tilt es sich im Moment nicht einmal leisten könnte, fünf Millionen auszuzahlen.
Etwas überraschend meldet sich Full Tilt Pro Tom Dwan bei 2+2 zu Wort und gibt zu, von diesen Dingen schon vorher gewusst zu haben: Es wurde Zeit, dass das DOJ das gemacht hat. Ich war während der ganzen Zeit an einen Geheimhaltungsvertrag gebunden (über Geld von Freunden, nicht mein eigenes und die haben deutlich mehr als ich), so dass ich über diese Einzelheiten nichts sagen konnte. Aber es hat mich die gesamte Zeit geärgert, dass das DOJ dies nicht öffentlich gemacht hat. (about time the doj did this. i’ve been under nda the whole time (friend’s $$, not my own- and they have way more) so i couldn’t say anything about these kind’ve specifics… but i was constantly pissed that the doj didn’t make this public.)Dabei bleibt anzumerken, dass Dwan nach dem schwarzen Freitag für die Sicherheit der Gelder auf FTP gebürgt hat.
Für Full Tilt kommt diese Veröffentlichung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Die Anhörung mit der AGCC um die Weitervergabe der Lizenz läuft bis zum morgigen
Dass die Eigentümer potentielle Investoren über die tatsächliche finanzielle Lage des Unternehmens hinreichend aufgeklärt haben, erscheint im Lichte dieser Veröffentlichung ebenfalls fraglich.
Die Dokumente des DOJ sind auf Englisch bei Subject: Poker zu finden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.09.2011.