Weiter geht es mit dem spannenden Bericht von PokerStars Pro John Paul Kelly, der dieses Jahr beim Main Event der WSOP sehr weit kam. Lest hier seine Eindrücke von dem Turnier und einige spannende Hände.
An Tag 5 bekam ich einen ziemlich starken Tisch mit Bryan Colin, Simon Deadman und Matt Giannetti zugelost. Mir gelang es, meinen Stack sehr effektiv von 1,3 Millionen auf 1,9 Millionen auszubauen, ehe ich gegen die geriverten Nuts einen riesigen Bluff brachte. Ich raiste mit A 3 und wurde von einem Spanier auf dem Button gecallt. Der Flop brachte Qx 5x 2x mit einem Kreuz, ich setzte und er callte. Auf dem Turn kam der K und er callte mit 550.000 Chips Rest eine Bet von 102.000 Chips. Der River brachte eine Zehn und ich ging mit etwas mehr als Pot All-In, weil ich davon ausging, dass er alle Hände mit einem Paar folden würde und selbst mit Qx Tx kaum callen konnte. Leider hatte er auf dem Turn einen ziemlich schlechten Call mit Ax Jx gemacht und die Nuts gerivert, wodurch ich einen herben Rückschlag erlitt.
Anschließend fuhr ich fort, mit vielen Händen zu raisen und zu reraisen, weil ich das Gefühl hatte, dass der restliche Tisch fast Angst vor mir hatte und nicht gegen einen so verrückten und undurchschaubaren Spieler wie mich antreten wollte. Als ich mit AKs und einem gefloppten Nut Flush Draw auf dem River Top Pair traf und eine knappe Value Bet brachte, wurde ich mit 280.000 Chips ausbezahlt. Ich war also wieder bei 1,8 Millionen, als ich an einen absolut verrückten Tisch mit David Bach und Maximilian Heinzelmann (zweimal in Folge Zweiter bei der EPT) gesetzt wurde.
Ich entschied mich zu einer absurd tighten Spielweise, da es mehrere Spieler gab, die unter allen Umständen einen Krieg heraufbeschwören wollten. Also erholte ich mich und lehnte mich zurück, und tat damit das komplette Gegenteil dessen, was ich an dem anderen Tisch gemacht hatte. Mir gelang an diesem Tag ein guter Schlusspunkt, als ich gegen einen eindeutig durchdrehenden Max auf dem Button AA bekam und dieser mit Tx 6x auf einem Board mit KT3KK die Hand sehr schlecht spielte. Er hat viel Talent und ist ein harter Gegner, machte in dieser Hand aber meines Erachtens einige Fehler. Ein mit Ausnahme des großen Bluffs und der großen Hand mit AA recht ereignisarmer Tag ging so mit einem Stack von ungefähr 2,6 Millionen Chips zu Ende.
Bei der Ankunft an Tag 6 wusste ich, dass ich vermutlich die bisher schwerste Auslosung hatte, da der aktuelle Player of the Year der WSOP, Ben Lamb, zwei Plätze zu meiner Linken saß. Zudem saßen bei mir am Tisch Frank Calo, der ein sehr guter Spieler ist, der wenig Fehler macht, und Massimiliano Martinez, die aktuell führende Loose Cannon beim Big Game von Poker Stars. Ein weiterer interessanter Spieler war der Direktor der Poolhall Junkies, Mars Callahan, der in vielerlei Hinsicht spannend ist und auf den viele Kameras gerichtet waren. In den ersten 30 Minuten ließ ich gegen ihn einen großen Bluff vom Stapel, als ich auf einem Board mit einem Ass seine schwache River-Bet mit einem All-In beantwortete. Er überlegte und foldete schließlich offen ein Ass. Die Kameras haben unsere Karten eingefangen, vielleicht bekommen wir diese Hand also in der Zusammenfassung zu sehen!
Ben Lamb machte es mir nicht leicht, oft eine Hand zu spielen, da er sich gern mit Position Flops ansieht. Daher musste ich einige kluge Folds machen, als er Position hatte, und versuchte mir einen Überblick über seine Spielweise zu verschaffen. Natürlich denken die meisten, er sei ein Glückspilz und hätte einen Lauf usw., aber ich habe viel PLO mit ihm gespielt und er war immer ein harter Gegner. Da ich das Gefühl hatte, dass er gegen eine größere Konfrontation nichts einzuwenden hatte, wollte ich erst seine Spielweise studieren und ein wenig vorsichtiger agieren. Mit dem Direktor legte ich mich nach dem Bluff mehrmals an und gewann dabei fast jeden Pot.
Dann kam es zu einer brisanten Hand, in der ich mit Ax Jx raiste und Ben Lamb und Mars callten. Auf dem Flop kamen Ax Tx 6x mit einem Flush Draw und der Direktor donkte in uns hinein. Ich callte und Lamb foldete, worauf das A kam und einen weiteren Flush Draw brachte. Ich checkte, um ihn zu täuschen und gleichzeitig aus Vorsicht, da ich nach einem Check-Raise nur noch einen Bluff schlagen konnte. Auf dem River kam eine Sieben in einer anderen Farbe und er checkte in einer merkwürdigen Weise, die mich verunsicherte. Ich fragte deshalb den Dealer, ob er gecheckt habe, worauf dieser Mars anschaute, der wiederum „Check“ sagte und seine Karten umdrehte. Ich forderte ihn sofort auf, dies zu unterlassen, da ich ihm eine Frage gestellt hatte, doch ich hatte bereits eine Karte gesehen.
Der Floorman wurde gerufen und er traf im Verbund mit dem Dealer eine meines Erachtens sehr einseitige Entscheidung zugunsten des Multimillionärs. Das erlebe ich immer öfter, dass bei wichtigen Entscheidungen eher für den bekannteren Spieler entschieden wird, und halte dies für unfair, da die Regeln grundsätzlich jeden schützen sollten. Ich musste ebenfalls checken und zeigte die beste Hand. Obwohl ich meist milde gestimmt bin, sagte ich dem Floorman, dass ich seine Entscheidung für schrecklich und einen Witz hielt, im Endeffekt war es aber der Dealer, der den ursprünglichen Fehler begangen hatte und diesen zu vertuschen versuchte, indem er angeblich einen Check von mir vernommen hatte. Wie auch immer, am Ende warf ich Mars aus dem Turnier, als ich in einem riesigen Pot mit einem Buben als höchste Karte auf dem Board KK hatte, er setzte, ich raiste und es zum All-In kam. Das Board brachte ihm keine Hilfe und ich kletterte auf 4,3 Millionen Chips, die vermutlich unter die Top Ten spülten.Als Nächstes saß ich am Fernsehtisch, über den ich beim nächsten Mal mehr erzählen will.
In Kürze geht es weiter. Den Blog im Original gibt es auf PokerStarsBlog.com
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.08.2011.