Eine Woche EPT in Berlin: Am Ende sollte wieder ein Kanadier in Deutschland triumphieren. Doch die deutsche Ausbeute kann sich sehen lassen.Mit Ben Wilinofsky hat nach Mike McDonald im Jahr 2008 abermals ein Kanadier eine EPT in Deutschland gewonnen. Der ganz große Wurf blieb den Deutschen verwehrt, aber auf einen zweiten Platz durch Max Heinzelmann und drei Spieler am Final-Table kann die deutsche Pokersportnation auch stolz sein.
Sechs Tage gastierte der EPT-Zirkus in Berlin. Erstmals wurde das Turnier in der Spielbank ausgetragen. Vieles war bei der Organisation gelungen, Einiges noch verbesserungswürdig. Wer die Warteschlangen bei der Registrierung miterlebt hat, wer die Preise für Getränke gezahlt hat und wer nachmittags ins Cash-Game wollte, wird wissen, welche Bereiche noch auszubessern sind.
Stelldichein des Pokerzirkus
Die EPT lockte viele bekannte Gesichter nach Berlin. Unter anderem gesellte sich Peter Eastgate an die Tische. Er schaffte es sogar unter die Top-100 und blieb uns so bis zum vierten Tag erhalten. Gesagt hat der Eastgate während der Woche eigentlich nichts, dennoch war es schön, den Weltmeister so lange dabei zu haben.Ebenfalls nichts gesagt bei dem Turnier hat – und das ist eigentlich erstaunlich – Tony G. Ihm rutschte zwischendurch nur ein “I’m bored” raus, aber ansonsten lümmelte der sonst so redselige Litauer ganz entspannt in seinem Stuhl. Auch sein Ausscheiden nahm er äußerst gelassen und verzichtete auf jede Beschimpfung der Gegner. Ist ihm sein Image als Feuerzunge in Deutschland nicht so wichtig?
Schöne Damen hatte die EPT Berlin auch zu bieten. Sandra Naujoks – seit zwei Jahren quasi Inventar der EPT, überzeugte vor allem als Co-Kommentatorin im Live-Stream. Liv Boeree schafft es leider nicht über den ersten Tag hinaus. Überhaupt waren die Damen bei dieser EPT in den vorderen Plätzen arg unterrepräsentiert. Es scheint auch, als würden die Damen von den Organisatoren der EPT immer noch nicht ganz als vollwertige Spieler betrachtet werden: Das Ladies-Side-Event war nur ein €300-Turnier und hatte damit das Abstand niedrigste Buy-In alle Side-Events. Mit am besten schnitt im Main-Event die holländische Hockey-Spielerin Fatima Moreira de Melo ab: Platz 105 und damit immerhin im Geld.Annette Obrestad war auch anwesend, aber da sie nicht mit Benny Spindler am selben Tisch saß, fiel sie nicht weiter ins Gewicht.
Zwei Berliner weit vorne
Jonas GutteckTT: TTDie Spieler aus der Pokerhauptstadt Berlin konnten sich gut schlagen. Ein Berliner – Jonas Gutteck – schaffte es bis an den Final Table. Diesen musste er zwar als erster Spieler räumen, aber dies kann trotzdem als Erfolg verbucht werden. Auf Platz 14 kam ein weiterer Berliner über die Ziellinie: TT (TT), auch wenn er für diese Positionierung mehrmals von Fortuna stärkeren Gebrauch machen musste.
Kurioses an den Tischen
Andrey AlexandrovichLobzhanidze
Die Berliner EPT schrieb einige kuriose Geschichten. So erlebten wir zum Beispiel gleich eine dreifache Bubble. Während der ersten Hand des Hand-for-Hand-Modus waren drei Spieler gleichzeitig All-In. Es ging einigen wohl nicht schnell genug, nach Hause zu kommen. Der Bubble-Boy war auch gleichzeitig der am absurdesten gekleidete Spieler: Andrey Alexandrovich Lobzhanidze trug eine Art bunte Tischdecke mit Kapuze und dies auch konsequent während des gesamten Turniers. Am Ende brachte ihm die Verkleidung kein Glück: Platz 121 und nicht im Geld.
Adinolfis Papst
Einen Glücksbringer der ganz besonderen Art leistete sich Mario Adinolfi. Er hatte während des gesamten Turniers ein Heftchen vor sich liegen, das wie ein Abreißkalender aussah. Geziert wurde dies Heftchen mit dem Konterfei von Papst Johannes Paul II. Bis auf Platz 22 katapultierte ihn sein Glücksbringer.
Papst vs. RosenkranzSchließlich wurde Adinolfi jedoch jäh von Alessandro Laubinger gestoppt, der während seines All-Ins seinen Rosenkranz auf seine Karten warf. Adinolfis Konter mit dem Papst-Kalender blieb erfolglos.
Scheinbar unverändert seit Jahrzehnten ist die Kleiderordnung vieler Spieler. Kopfhörer, Kopfbedeckung und möglichst riesige Sonnenbrille scheint für viele Pflicht zu sein. Und spätestens seit Sam Farha findet sich auch bei jedem Pokerturnier mindestens ein Spieler, der während des gesamten Turniers an einer halben Zigarette kaut. In Berlin schaffte es gar ein Spieler, an zwei Tagen einen Zigarrenstummel im Mundwinkel zu halten.
Auf ein Neues
Spätestens im nächsten Jahr wird wieder eine EPT in Deutschland stattfinden – wir hoffen darauf, dass es wieder Berlin wird. Wir fühlten uns während der sechs Tage in der Spielbank gut aufgehoben und verpflegt und möchten uns an dieser Stelle nochmals beim Personal der Spielbank Berlin für den guten Service bedanken.
Die schönsten Fotos der EPT sind obiger Gallerie gesammelt.
Aus Berlin berichteten Jan Meinert, Robert Pohle (Fotos), Thomas Mecklenburg und Arved Klöhn.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 13.04.2011.