Die Handanalyse ist eine entscheidende Fähigkeit beim Poker. Je besser Sie die Hände Ihrer Gegner eingrenzen können, desto bessere Entscheidungen werden Sie treffen und desto besser werden Ihre Resultate. Die meisten Spieler wenden eine bestimmte Methode bei der Handanalyse an, um ihre Entscheidungen aufzuwerten.
Aber nicht alle Methoden sind gleich gut. Oft findet das Ganze aufs Geratewohl statt, was dazu führt, dass der Anwender gelegentlich einen brillanten Spielzug macht, aber vermutlich häufiger aufs Glatteis gerät. Diesen Systemen ist häufig eines gemein: Der Spieler konzentriert sich rasch auf eine (oder mehrere) Möglichkeit(en) und schließt andere Hände aus. Vermutlich kennen Sie folgenden oder einen ähnlichen Bericht über den Verlauf einer Hand:
“Mein Gegner raiste vor dem Flop und ich callte mit 6x 6x . Auf dem Flop kam Qx Tx 7x , aber ich setzte ihn auf Ax Kx und beschloss bis zum Ende zu callen, falls keine hohe Karte mehr käme.
Das Problem hierbei ist die starke Konzentration auf eine Hand, in diesem Fall Ax Kx . Natürlich raisen die meisten Spieler vor dem Flop mit Ax Kx , aber das tun sie auch mit AA, KK, QQ, JJ und vielen anderen Händen. Viele Spieler bringen mit vielen Händen auf einem Flop mit Qx Tx 7x eine Continuation Bet und nicht nur mit Ax Kx . Es führt in die Irre, sich zu einem so frühen Zeitpunkt der Hand auf nur eine mögliche Hand zu versteifen. Stattdessen sollten Sie sich bei der Handanalyse auf bestimmte Handspektren stützen.
Denken Sie in Handspektren, erkennen Sie an, dass es durch die wenigen Informationen, die man während einer Pokerhand bekommt, keine perfekten Erkenntnisse gibt. Ein Raise vor dem Flop verweist nicht zwangsläufig auf Ax Kx , Jx Jx oder eine andere Hand. Bei einem gegnerischen Raise können Sie höchstens ahnen, dass ein bestimmter Spieler beispielsweise eine der folgenden Hände hat: ein Pocket Pair, ein Ass mit einer Sieben oder besser, zwei Karten höher als eine Zehn oder Suited Connectors. (Bei der Erörterung von Handspektren wird in der Regel eine Kurznotation verwendet, die im vorigen Beispiel so aussähe: 22+, A7+, K10+, Q10+, J10, 109s bis 54s.)
Während der Hand werden die Handspektren, auf die wir unsere Gegner setzen, verfeinert. Angenommen, ein Gegner raiste (vermutlich mit dem oben angegebenen Handspektrum) vor dem Flop und Sie callen. Auf dem Flop kommen Q 10 7 . Er setzt. Da er ein aggressiver Spieler ist, gehen wir davon aus, dass er mit jeder Hand aus seinem Spektrum setzt. Aus diesem Grund können Sie sein Spektrum noch nicht eingrenzen.
Hat er eine starke oder eine schwache Hand oder etwas dazwischen? Aufgrund der Hände, die wir bei Ihrem Gegner vermuten, ist jede dieser Möglichkeiten denkbar. Er könnte eine sehr starke Hand mit Qx Qx , Tx Tx oder Qx Tx haben, aber auch eine sehr schwache wie 3x 3x oder Ax 8x . Außerdem kommen mittelstarke Blätter wie Qx Jx , Jx Jx oder Kx Tx in Betracht.
Es gibt aber eine bessere Möglichkeit, als ihn einfach auf eine beliebige Hand zu setzen. Sie können die Anzahl der Hände zählen, die in jede Stärkekategorie fallen. Je mehr Hände in eine bestimmte Kategorie fallen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Gegner eine Hand dieser Stärke hält. Im Spektrum Ihres Gegners befinden sich recht wenige, wirklich starke Hände. Zu diesen zählen Qx Qx , Tx Tx , 7x 7x , Qx Tx , Ax Ax , Kx Kx , Ax Qx , K J und jede Hand mit der Q und einem Pik. Auf diesem Flop sind auch recht wenig Hände richtig schwach. Nur die niedrigen Pocket Pairs, 65s, 54s, Ax 9x und Ax 8x fallen in diese Kategorie.
Die meisten Hände Ihres Gegners sind von mittlerer Stärke. Entweder hat er mit einer Hand wie Kx Tx ein Paar, einen Straight Draw mit einer Hand wie Kx Jx oder 9x 8x oder einen Gutshot plus Overcards mit Ax Kx gefloppt.
Der Abgleich des gegnerischen Handspektrums mit dem Board und die Bestimmung, wie viele starke, mittlere und schwache Hände darunter sind, ist das Wesen der Handanalyse. Mit einer Hand wie 4x 4x ist ein Fold in der genannten Situation schlau. Im Durchschnitt ist das gegnerische Handspektrum stärker als Ihr Blatt und zudem ist dieses vermutlich zu stark, um erfolgreich zu bluffen.
Nehmen wir jedoch an, dass Sie K Q hielten. Diese Hand ist sicher ausreichend stark gegen das Spektrum Ihres Kontrahenten, um einen Call zu rechtfertigen. Nach Ihrem Call auf dem Flop kommt die 7 auf dem Turn und Ihr Gegner checkt. Wie schätzen Sie nun sein Handspektrum ein?
Diese neue Information erlaubt Ihnen, das gegnerische Spektrum besser einzugrenzen. Vermutlich hätte er sich entschieden, mit seinen stärksten Händen auf dem Turn erneut zu setzen und zudem mit Ax 7x , 87s und 76s. Mit den schwachen Händen gab er wohl auf, da sich diese nicht verbessert haben und außerdem checkte er mit vielen seiner mittelstarken Händen, weil er damit keinen großen Pot aufbauen wollte.
Aus diesem Grund ist genauso wahrscheinlich wie zuvor, dass er 2x 2x oder Ax 8x hält, aber wesentlich unwahrscheinlicher, dass er Qx Qx oder Ax Ax hat. Der Check auf dem Turn sagt Ihnen, dass die schwächeren Hände seines ursprünglichen Handspektrums wahrscheinlicher geworden sind als die stärkeren. Man kann die starken Hände nie völlig ausschließen, da Ihr Gegner eventuell versucht, eine Falle aufzustellen. Aber man kann diese nach dem Check auf dem Turn mit Fug und Recht für unwahrscheinlicher halten als zuvor.
Nehmen wir an, Sie checken mit K Q ebenfalls – ein vernünftiger Spielzug. Auf dem River kommt die 3 und Ihr Gegner checkt wieder.Nun können Sie die starken Hände fast völlig ausschließen. Nur wenige Gegner würden in dieser Situation mit einer starken Hand zweimal checken. Schwache Hände sind genauso wahrscheinlich wie zuvor, das Gleiche gilt für mittelstarke. Sie können das gegnerische Spektrum nun recht gut auf gescheiterte Draws, Hände mit Top Pair wie Kx Qx oder schwächer und sehr schwache Hände wie ein Ass als höchste Karte und 2x 2x eingrenzen. Zudem könnte unser Gegner mit vielen Händen seines Spektrums den Eindruck haben, seine Hand sei für einen Fold zu stark. Aus diesem Grund ist aufgrund der Handanalyse eine Value Bet eindeutig profitabel.
Die beste Methode der Handanalyse besteht darin, sich an Handspektren zu orientieren. Auf diese Weise können Sie die unvollständigen Informationen, die Sie im Verlauf der Hand hinzugewinnen, am besten verarbeiten und optimale Entscheidungen treffen. Haben Sie Hände bisher nicht auf diese Weise analysiert, sollten Sie es ausprobieren. Es ist schwierig, den Dreh herauszubekommen, aber da es sich lohnt, sollten Sie es üben, üben, üben.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.01.2010.