Ich habe im Lucky Chances einen neuen Freund gefunden. Sein Name ist Django. Er ist ein junger, auf Anhieb sympathischer Spieler, der sehr klug ist und hohes Ansehen genießt.
Die ersten Male haben wir Anfang 2007 miteinander gespielt, als ich während mehrerer Monate recht viel gepokert habe. Damals war gerade mein Buch erschienen und ich hatte anderthalb Jahre gar nicht gespielt, entwickelte mich nun aber zu einem Stammgast in der teuren No-Limit-Partie im Lucky Chances.
Eines Tages raiste ich vor dem Flop, er callte im Big Blind und checkte den Flop, ich setzte, er checkraiste und ich foldete. Am nächsten Tag geschah das Gleiche. Ich beobachtete ihn in beiden Sessions und stellte fest, dass er mehrere Male mit Draws so spielte.
Als ich das nächste Mal auf dem Weg ins Casino war, beschloss ich im Auto, mit einem Paar bis zum Ende in der Hand zu bleiben, wenn es wieder zu diesem Setzmuster kommen würde.
Und tatsächlich kam es dazu. Ich hatte ein Paar Achten, eröffnete vor dem Flop auf 120 Dollar, er callte im Big Blind und checkte den Flop, ich setzte 200 Dollar, er raiste auf 700 Dollar, ich callte, er setzte 1.100 Dollar auf dem Turn, ich callte, er setzte 1.700 Dollar auf dem River, ich callte und er warf seine Karten weg. Ich gewann und keines der Blätter wurde aufgedeckt. (Auf dem Flop kam 9x 4x 2x in drei Farben, auf dem Turn eine Dame und auf dem River ein Bube.)
Direkt nach dieser Hand legte er eine Pause ein. Nach seiner Rückkehr sprach er mich auf die Hand an und ich merkte sofort, dass ich ihn wirklich mag, denn ich redete mit ihm.
“Was hattest Du?”, fragte er.
„Ich würde Deine Frage wirklich gern beantworten, aber da ich in solchen Situationen nicht imstande bin, die Wahrheit zu sagen, bringt es nicht, wenn ich etwas sage.“
„Du hattest ein Paar Könige“ sagte er darauf.
Schnellvorlauf auf vergangene Woche
Fast ein Jahr hatte ich im Lucky Chances nicht mehr gespielt und saß gerade einige Stunden am Tisch, als sich Django einkaufte und einen Platz mir gegenüber einnahm. Sofort sprach er mich wieder auf die Hand vor einem Jahr an und fragte mich, ob ich mich an diese noch erinnern könne.
“Ja,” sagte ich, “auf dem Flop kam 9x 4x 2x in drei Farben.“ Vor diesem Satz lag es bestimmt fünf oder sechs Jahre zurück, dass ich am Pokertisch über Karten gesprochen hatte.
„Nicht schlecht! Gutes Gedächtnis!“ sagte Django.
Er erzählte noch mehr Zeug über die Hand, worauf ich nicht antwortete. Zwei Stunden später setzte er sich auf den Platz direkt zu meiner Rechten. Wir redeten ein wenig über dies und das, bevor er wieder auf diese Hand zu sprechen kam.
“Ich erzähle Dir, was ich hatte,“ sagte ich, „ich hatte ein Paar Dreien. Auf dem Weg ins Casino habe ich beschlossen, dass ich mit einem Paar bis zum Ende calle, wenn dieses Setzmuster wieder auftritt.“
“Das glaube ich Dir nicht,” sagte er.
“Das glaube ich Dir,” sagte ich.
“Du glaubst, dass ich Dir nicht glaube?”
„Genau.“
“Nun, ich hatte Kx 6x . Gar nichts.“
“Das glaube ich Dir nicht,” sagte ich.
„Was? Willst Du mich als Lügner bezeichnen?“
“Ja. Dass ich Dir nicht glaube, bedeutet genau das. Es bedeutet, dass Du meiner Meinung nach lügst.“
„Nun, ich habe es nicht ernst gemeint, als ich sagte, ich würde Dir das Paar Dreien glauben.“
“Das glaube ich Dir,” sagte ich.
“Aber vorher hast Du gesagt, Du glaubst, ich würde Dir das Paar Dreien glauben?“
“Du hast etwas vergessen.”
„Was?“
“Dass ich nicht imstande bin, in einem Gespräch über Hände oder in einem Gespräch über ein Gespräch über Hände die Wahrheit zu sagen.“
“Du bist ein krankes Arschloch.”
„Das glaube ich Dir.“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.07.2009.