Vor einigen Monaten schrieb ich einen Artikel über das Spiel mit Suited Connectors, den ich mit “Wie Sie mit Suited Connectors Geld verlieren” betitelte. Die Hauptthese dieses Artikels bestand darin, dass viele Leute Suited Connectors in verkehrten Situationen und mit falschen Erwartungen spielen.
Wenn Sie limpen und Preflop-Raises callen, haben Sie die verkehrten Situationen gewählt. Sie sollten stattdessen den Pot mit Position eröffnen. Wenn Sie außerdem Suited Connectors nur mit dem Ziel spielen, eine starke Hand zu treffen und einen großen Pot zu gewinnen, hegen Sie die falschen Erwartungen. Um mit Suited Connectors erfolgreich abzuschneiden, können Sie sich nicht zurücklehnen und darauf warten, eine starke Hand zu treffen. Sie müssen mit diesen Händen angreifen und Pots stehlen. In verkehrten Situationen und mit falschen Erwartungen kosten Suited Connectors nur Geld.
Sie sind aber beileibe nicht nur problematisch. Vielmehr sind es ziemlich gute No-Limit-Hände, wenn Sie richtig damit umgehen. Kurz nach Veröffentlichung des Original-Artikels machte mich ein Leser auf die Diskussion einer Hand in den Foren von InternetTexasHoldem.com aufmerksam und fragte mich nach meiner Meinung.
Die Hand verlief so:
Eine Internet-Partie No-Limit Hold’em mit Blinds von 0,50$/1$ und effektiven Stacks von 100$. Ein Spieler eröffnet in mittlerer Position auf 3,50$. Sein Nachbar callt, der Cut-Off foldet und der Button ist mit 8 6 am Zug.
Der Raiser ist dem Spieler auf dem Button bekannt, daher kann er dessen Spektrum für einen Eröffnungs-Raise auf jedes Paar ab 5x 5x , Ax Tx oder besser, Ax 8x suited oder besser, Kx Jx oder besser beziehungsweise Qx Jx einschränken.
Der Button callt und die Blinds folden. Der Pot beträgt auf dem Flop 10,50$ und alle Spieler haben noch 96,50$. Auf dem Flop kommen:
A 9 7
Alle Spieler checken zum Button, dieser setzt 8,50$ in den Pot mit 10,50$. Der Preflop-Raiser checkraist auf 25$ und der andere Spieler in mittlerer Position foldet. Was nun?
Und dies sind meine Gedanken zu dieser Hand:
Vor dem Flop reraise ich recht häufig in dieser Situation. Das Spektrum des Eröffnungs-Raisers ist recht groß und der Pot ist von einem Caller, der vermutlich eine schwache Hand hält, angefüttert. Meines Erachtens ist der Raise schon dadurch profitabel, dass ich den Pot häufig genug direkt gewinne.
Nach einem Call haben Sie eine versteckte Hand, die auf dem Flop häufig eine Menge Draws trifft. Bekommen Sie einen solchen, können Sie maximalen Druck nach dem Flop ausüben. Das meine ich, wenn ich empfehle, Suited Connectors in Position zu spielen und nach Gelegenheiten Ausschau zu halten, in denen man den Pot stehlen kann. Sie können nicht herumsitzen und darauf warten, dass Sie den Flop treffen. Dies geschieht nicht allzu oft und Sie gewinnen nicht genug Geld, um Ihre Fehlschläge auszugleichen. Außerdem wollen Sie die Initiative übernehmen und Ihre Gegner dazu zwingen, den Flop zu treffen oder zu folden.
Hinzu kommt, dass Ihr Reraise mit 8 6 in dieser Situation Ihre Reraises mit extrem starken Händen ausgleicht. Spielen Sie mit gewisser Regelmäßigkeit so, werden andere Spieler damit beginnen, Ihre Reraises mit Händen wie Ax Tx zu callen, wenn Sie Out Of Position sind. Auf diese Weise erhöhen Sie Ihre Gewinne mit Ihren starken Pocket Pairs.
Solange Sie nicht übertreiben, kann es für den Eröffnungs-Raiser sehr schwierig sein, sich adäquat darauf einzustellen.
Ein Call ist ebenfalls eine vernünftige Wahl, doch die Implied Odds reichen alleine nicht aus, dass Ihre Hand profitabel wird. Sie müssen auch einige Steals im Köcher haben. Zum Beispiel könnten Sie auf jedem Flop setzen, auf dem zu Ihnen gecheckt wird. Oder wenn der Eröffnungs-Raiser ein Kamikaze-Typ ist, der fast immer eine Continuation Bet bringt, können Sie nicht immer die Hand aufgeben, wenn Sie den Flop verpassen. Manchmal müssen Sie einen reinen Bluff starten, um ihm in einer späteren Setzrunde den Pot wegzunehmen. Es sei noch einmal wiederholt: Wenn Sie immer folden, nachdem Sie den Flop verpasst haben, folden Sie nach dem Flop fast immer und gewinnen in den restlichen Situationen nicht genug, um dies wettzumachen.
Floppen Sie wie in der beschriebenen Sitaution eine Monster-Hand, wollen Sie alles Geld in die Mitte bekommen. Mit erscheint der Check-Raise des Eröffnungs-Raisers verdächtig. Für einen Check-Raise ist dies ein wirklich merkwürdiger Flop, aber vielleicht ist dieser Spieler ein wenig verrückt. Oder er glaubt, dass einer der Spieler nach ihm sehr aggressiv ist und fast sicher setzt.
In der Regel gilt bei No-Limit folgendes, wenn eine fertige Hand und ein starker Draw aufeinanderprallen und beide etwa 50 Prozent Equity haben: Der Spieler mit dem Draw möchte auf dem Flop alles Geld in die Mitte bekommen und der Spieler mit der fertigen Hand möchte dies in mehreren Portionen innerhalb der nächsten Setzrunden tun. Aufgrund der enormen Equity gegen die meisten Hände würde ich für ein All-In nach dem Check-Raise des Eröffnungs-Raisers plädieren.
Die einzige Ausnahme bestünde darin, dass Sie vermuten, Ihr Gegner würde nur mit einem starken Flush Draw so spielen. Wenn Sie nach einem All-In von einer Hand wie K Q gecallt werden, sind Sie klarer Außenseiter. Callen Sie den Check-Raise dagegen nur und gehen auf dem Turn All-In, wenn kein Kreuz kommt, bekommen Sie viele Folds, die Sie auf dem Flop nicht bekommen hätten.
Da starke Flush Draws aber nur ein kleiner Teil des Spektrums an Händen sind, das Ihr Gegner auf dem Flop haben kann, müssen Sie schon einen sehr genauen Read Ihres Gegners haben, um einen anderen Zug als das All-In in Betracht zu ziehen.
Unterm Strich halte ich einen Call vor dem Flop für vertretbar, würde diesen aber hauptsächlich mit dem Hintergedanken eines Steals nach dem Flop ausführen. Ein Reraise vor dem Flop ist meines Erachtens eine starke Alternative. Nach dem Call vor dem Flop und dem gefloppten Monster-Draw halte ich ein All-In auf dem Flop in den meisten Fällen für die beste Variante.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 15.12.2008.