Dieser Begriff entstammt dem Konzept der Spieltheorie und beschreibt eine Situation, in der Werte innerhalb einer geschlossenen Gruppe getauscht werden, und die Summe der erzielten Gewinne oder Verluste innerhalb dieser Gruppe am Ende null beträgt. Dies trifft natürlich nicht nur auf Spiele im eigentlichen Sinne zu, sondern auf jede Situation interaktiven Wertaustauschs, also auch auf den Bereich der Wirtschaft.
Poker ist selbstverständlich das ideale Beispiel für ein Nullsummenspiel. Im Home-Game deponiert jeder Spieler einen bestimmten Geldbetrag und kriegt dafür Chips. Werden Chips nachgekauft, erhöht sich der Betrag im Gelddepot und – solange kein Irrtum beim Zählen vorliegt – hält sich die Summe der am Tisch befindlichen Chips immer die Waage mit der Summe des deponierten Geldes.
Ebenso im Turnier. 100 Spieler erhalten jeweils 10.000 Chips. Die Summe der im Spiel befindlichen Chips beträgt immer exakt eine Million. Am Ende, wenn der Sieger feststeht, haben 99 Spieler jeweils 10.000 Chips verloren und einer hat 990.000 gewonnen. Plus/Minus null.
Allerdings, der Geldeinsatz beim Turnier unterliegt grundsätzlich nicht mehr den Prinzipien des Nullsummenspiels. Am Main-Event der WSOP 2008 beteiligten sich 6.844 Spieler und zahlten jeweils ein Buy-in von 10.000 Dollar. Das Preispool, also die Summe der an Gewinnen ausbezahlten Geldpreise, beträgt 64,333,600 Dollar, um mehr als 4,1 Millionen weniger als die Summe der Einzahlungen. Es ist klar, warum. Das Organisieren der Veranstaltung kostet Geld und dafür wird eine Hausgebühr eingehoben, in diesem Fall von 600 Dollar pro Spieler.
Somit ist auch das Pokerspiel am Cash-Tisch im Casino, im Gegensatz zum Home-Game, kein Nullsummenspiel. Die paar Dollar Rake, die von jedem Pot einbehalten werden, fehlen am Ende des Spiels in der theoretischen Gesamtabrechnung zwischen den Gewinnern und den Verlierern.
Ist die Rake entsprechend hoch, was in staatlichen Casinos und manchen österreichischen Pokerclubs der Fall ist, so kann es am Ende darauf hinauslaufen, dass es nur mehr Verlierer gibt, so wie ich es einmal in Salzburg miterleben konnte. Hold’em, Pot-Limit, und am Tisch saß ein wirklich Verrückter, um den sich eine Gruppe von Haien scharte. Der Verrückte, der mit breitem Balkanakzent sprach, tauschte einen Fünfhunderter nach dem anderen in Chips. Ungeachtet seiner Karten, erfolgte Raise um Raise. Am Ende hatte er einen geschätzten Verlust von etwa 3.000 Euro. Und wer war der große Gewinner? Niemand! Nein, nicht niemand, sondern der Clubbesitzer. Denn, auf Grund der in die Höhe getriebenen Pots, stieg die 5%ige Rake fast jedes Mal zum Maximum von 15 Euro. Bei dreißig gespielten Händen, natürlich nicht alle mit Maximum, sind das dann etwa 300 Euro, die stündlich vom Tisch abgezogen werden. Das summiert sich.
Wie anfangs erwähnt, spieltheoretische Prinzipien beziehen sich keinesfalls ausschließlich auf Gesellschaftsspiele. Auch die Wirtschaft, auch unser Geldsystem, auch der Börsenhandel unterliegt den gleichen Prinzipien. Und, nachdem ein beachtlicher Teil unserer Welt gerade in eine katastrophal scheinende Finanzkrise schlittert, sollten wir dieser Entwicklung und insbesondere den Hintergründen vielleicht auch etwas Augenmerk schenken.
Ein Mitglied unseres Forums hat auf einen wirklich sehenswerten Film verwiesen, der unser modernes Geldsystem detailliert und wirklich kompetent erklärt. Wer des Englischen mächtig ist und 47 Minuten seiner Zeit investieren möchte, sollte sich diesen wertvollen Beitrag zu Gemüte führen, in dem auch darauf verwiesen wird, dass man uns weder auf der Schule noch mittels der etablierten Medien erklärt, wo die Kohle, von der wir immer zu wenig in der Tasche haben, letztendlich herkommt.
Hier der Link
Wer lieber liest, findet auch bei Wikipedia eine Erklärung zum Prozess der Geldschöpfung
Prozess der Geldschaffung! Wer fragt sich schon, wie dieser Prozess wirklich funktioniert? Oder ist das nicht ohnehin klar? Die Nationalbank druckt Banknoten, verteilt sie unterm Volk, manche legen die Euros brav aufs Sparkonto und die Banken verleihen dieses Geld, gegen höhere Zinsen, an Andere.
Nachdem ich ohnehin zwei Links für nähere Erläuterungen eingesetzt habe, erkläre ich es an dieser Stelle nur ganz kurz:
Das von den Nationalbanken in Umlauf gesetzte Geld, also gedruckte Noten und Münzen, beträgt weniger als 5% des gesamten Geldvolumens. Der unverhältnismäßig größere Rest existiert nur in Form von Zahlen auf Bankkonten (Buchgeld). Die Gesamtsumme des in Umlauf befindlichen Geldes wird dabei regelmäßig unter dem Begriff „M“ (Moneysupply) bekannt gegeben.Und wer erschafft dieses Buchgeld, wenn nicht die Nationalbank? Private Geldinstitute, und zwar in Form von Krediten. So absurd es klingen mag, insbesondere, wenn jemand zum ersten Mal davon hört, wie es wirklich funktioniert, geht jemand zur Bank und nimmt sich 10.000 Euro Kredit, dann haben diese 10.000 Euro vorher nicht existiert. Das kreditgewährende Geldinstitut kreiert das Geld. Völlig legal und rechtmäßig. Sobald die Schuld beglichen wird, ist diese Geldmenge wieder neutralisiert.
So weit, so gut.
Doch, so wie es am Pokertisch die Rake gibt, quälen uns in der Finanzwelt die Zinsen. Sobald wir wissen, dass diese Zinseinnahmen nicht dafür verwendet werden, um den Sparern die Zinsen für ihre Einlagen zu bezahlen, wirft sich die Frage auf, was mit diesem Geld passiert. Gut, ein Teil davon geht für den Betrieb des Bankinstitutes auf. Ein anderer Teil zur Abdeckung uneinbringlicher Forderungen. Und der Rest? Der ist Profit.
Nein, um Himmels Willen, ich will jetzt keinen Neid schüren. Jeder soll verdienen so viel er will, wenn es ihn glücklich macht und er es noch dazu auf ehrlichem Wege tut. Doch hat die Finanzsituation unübersehbar extreme Formen angenommen. Der Staat, also wir, die Allgemeinheit, ist unbezahlbar verschuldet, weil nicht der Staat, ich wiederhole: wir, die Allgemeinheit, das Geld in Umlauf setzt, sondern dieses Privileg privaten Geldinstituten überlassen ist und die Bürger dafür regelmäßig die Zinsen bezahlen, wofür ein wesentlicher Teil der Einkommenssteuer verwendet wird.Im Juni veröffentlichte der Spiegel den neuesten Stand der Staatsverschuldung in Deutschland: 1.553.100.000.000 Euro oder 18.880 Euro pro Einwohner.Die Staatsschulden in den USA sind kürzlich in den vierzehnstelligen Bereich geklettert, also über 10 Billionen Dollar, was mit mehr als 33.600 Dollar pro Kopf und Nase korrespondiert.
Zum besseren Verständnis dieses Geldsystems müssen wir aber, neben den Staatsschulden, auch alle anderen Verbindlichkeiten ins Kalkül ziehen, jene von Unternehmungen, Hypotheken, Privatschulden, Kreditkarten usw.. Alles zusammen gerechnet, sind die USA – das angeblich reichste Land der Welt – mit deutlich über 50 Billionen Dollar in der Kreide.
Und hier zeigt sich, wo ein Spiel langfristig endet, das nicht den Regeln eines Nullsummenspiels unterworfen ist.
50 Billionen Dollar oder 50.000.000.000.000
Bezüglich des im Umlauf befindlichen Geldvolumens gibt es drei Kategorien, M1, M2 und M3, je nachdem, welche Kontenarten berücksichtigt werden, wobei M3 immer den höchsten Wert repräsentiert. Interessanterweise hat die (rein private) amerikanische Notenbank, die Federal Reserve Bank, mit Ende des Jahres 2005 die Bekanntgabe von M3 eingestellt. Die letzten Angaben, also 2005, zeigten ein Geldvolumen von knapp über 10 Billionen Dollar.
Das bedeutet, es gibt über 50 Billionen Amerikanischer Dollar an Krediten, aber nur knapp mehr als 10 Billionen an Geld mit dem regelmäßig die Zinsen für 50 Billionen beglichen werden!
Wo kann das Geld für die regelmäßig anfallenden Zinsen letztendlich nur herkommen? Durch das Veräußern realer Werte. Immobilien, Aktien, Rohstoffe usw.
Was passiert, wenn an einem Pokertisch alles Geld letztendlich in den unersättlichen Schlitz neben dem Dealer gewandert ist, und keiner der Spieler mehr Geld zum Nachkauf von Chips hat? Richtig, das Spiel ist zu einem endgültigen Ende gekommen. Der Tisch wird geschlossen!
Wenn wir, wie es zur Zeit gerade der Fall ist, regelmäßig von Experten mit ihren meist recht komplizierten Darstellungen der Finanzkrise beglückt werden, dann tun wir uns wesentlich leichter, die Entwicklung zu verstehen, wenn wir mit den Grundprinzipien des Spiels vertraut sind.
Irgend wer wird vermutlich wissen, was für ein neues Spiel geplant ist, wenn alles Geld für die Rake aufgegangen ist und alle Spieler pleite und verzweifelt mit hängendem Kopf am Tisch sitzen.
„In der Politik passiert nichts zufällig. Was immer passiert, Sie können darauf wetten, dass es so geplant war! – Franklin D. Roosevelt
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.10.2008.