Wenn man Hold’em spielt, kann es sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft sein, eine Hand zweimal zu checken. Allerdings tun das nur wenige Spieler – selbst solche, die wir als sehr gut einstufen. Denn offensichtlich gibt man in solchen Fällen ein paar gute Gelegenheiten auf, die etwas zum Langzeitprofit beitragen könnten. Schauen wir uns drei davon an.
Situation 1:
Sie gegen einen extrem aggressiven Spieler. Das ist die offensichtliche Situation. Wir alle wissen, dass man gegen einen Spieler der sehr häufig anspielt, auch wenn sein Blatt nichts wert ist, checken sollte. Beachten Sie, Ängste eine Gratiskarte zu geben, haben hier nichts zu suchen, weil wir eh’ erwarten, dass unser Geld in den Pot geht. Außerdem sparen wir Geld, wenn wir tatsächlich einmal gegen eine starkes Blatt rennen, weil wir kein Raise callen müssen.
Manchmal allerdings wird der hochaggressive Gegner in einer solchen Situation hinter Ihnen checken. Selbst wenn das überraschend ist, sollten Sie erneut checken, wenn Ihre Einschätzung richtig ist. Manche „Maniacs“ können einfach nicht der Versuchung widerstehen, ein zweites Mal anzuspielen.
Situation 2:
Sie spielen gegen Zufallshände und floppen eine starke Hand. Hier ein Beispiel, dass ich vor ein paar Jahren erlebte. Ich saß in einer $20/$40-Partie im Mirage und es wurde zu einem Spieler in später Position gepasst, der sich dann entschloss, nicht zu erhöhen und nur callte. Der Button foldete, der Small Blind callte und der Big Blind sagte nur: „Weiter!“ Im Flop fielen K 6 2
Der Small Blind checkte, der Big Blind spielte an und beide Gegner foldeten. Ich erinnere mich so gut an dieses Spiel, weil der Big Blind – meiner Meinung ein beständiger Gewinner in diesem Limit – seine hand aufdeckte und jammerte, dass er nie irgendwelche Action bekäme. Er hatte Top Two Pair.
Nun, was hatte er erwartet? Er hatte nicht nur die beiden höchsten Karten geblockt, sondern spielte gegen Leute mit Karten die – basierend auf der Aktion vor dem Flop – höchstens marginal sein konnten. An dieser Stelle hätte zweimal checken ganz klar Sinn gemacht. Natürlich, solche Checks hätten ihn eine Extrabet, gelegentlich sogar den ganzen Pot gekostet, aber in einem kleinen Pot, wo es unwahrscheinlich für die Gegner scheint, gute Karten zu haben, wäre zweimal zu checken ganz klar die richtige Spielweise gewesen.
Situation 3:
Die Gegner spielen trickreich, wenn Sie die beste Hand halten, wird es hart für jeden, Drawouts zu kaufen. Diese Gelegenheiten kommen gewöhnlich, wenn ein Paar im Board liegt oder wenn Sie Top Two Pair gefloppt haben. Mit Top Two Pair oder einem Overpair zum Board hat jemand mit einem gefloppten Paar (mit einer seiner Holecards) fünf Outs, Sie mit der nächsten Karte zu schlagen. Wenn ein Paar im Board liegt und der Gegner muss treffen, um Sie zu schlagen, dann hat er nur zwei oder drei Outs, um ein Paar zu verbessern bzw. eine Overcard zu Ihrem Paar zu treffen. Daraus können sich große Unterschiede ergeben, wie Ihre Hand gespielt werden sollte.
Hier ein Beispiel für diese Situation, die sich kürzlich in einer $30/$60-Hold’em-Partie im Bellagio ergab. Ich hatte bereits ein paar Stunden gespielt und mir war aufgefallen, dass einer der Spieler bei jeder Gelegenheit auf dem Flop und danach besonders trickreich sein wollte. Damit meine ich, dass er nicht nur regelmäßig sein Blatt überspielte, sondern manchmal seine Karten zurückhaltend spielte, um einem Gegner in späteren Wettrunden eine Falle zu stellen (Beachten Sie, dies kann eine sehr armselige Strategie sein, wenn man hin und wieder dadurch einen größeren Pot verliert).
Es kam eine Hand, wo drei Spieler limpten, „Mr. Tricky“ raiste und ich callte mit Kx Qx im Big Blind. Die drei Limper callten auch. Zu fünft sahen wir den Flop, bestehend aus einem King und einem kleinen Paar. In der Annahme dass alle „Check to the raiser“ rufen würden, checkte ich auch, in der Hoffnung dann checkraisen zu können. Leider spielte niemand an.
Beachten Sie, hieraus ergibt sich ein Problem. Manche Spieler werden in dieser Situation mit schwachen Karten nicht gegen vier Gegner anspielen. Wenn allerdings keiner einen König oder die passende Karte zum Paar im Board hat, kann man mit einer Bet manchmal den Pot einsammeln. Und mit bereits zehn Wettbeträgen im Pot sollte der Pre-Flop Raiser fast immer anspielen, wenn seine Hand schwach ist. So war sein Check Grund für Besorgnis.
Aber beachten Sie weiter: Wenn meine Hand die beste ist, wird es wegen des kleinen Paar im Board für die anderen schwierig, gegen mich zu kaufen. Außerdem, wenn ein Blank im Turn fällt und Mr. Tricky auch noch aggressiv ist, wird es ihm schwer fallen, dem Drang nach Anspielen zu widerstehen. Wenn er mich schlägt – sein Check auf dem Flop lässt das unwahrscheinlich wirken – muss ich mich nicht um ein Raise auf dem Turn kümmern. Wenn ich ihn bereits schlage, gibt es eine gute Chance, dass er mehr Geld in den Pot schiebt anstatt auf meine Bet zu folden. Und das in einer Situation, wo er sich entweder tot oder nahezu tot kauft. Deswegen nochmals, zweimal checken, was auf ungeübte Augen eher „weak-tight“ wirkt, ist hier ganz klar die beste Spielweise.
Mason Malmuth
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 30.07.2008.