Ich wette, dass du es nicht schaffst, deinen Computer auszuschalten.
Siehst du. Ich hab’s doch gesagt.
Ach so, du warst noch nicht dazu bereit? Du wusstest nicht, dass dir eine Aufgabe bevorstand?
Ok, nimm dir Zeit. Die Zeit ist um. Für was hast du dich entschieden? Du möchtest die Herausforderung nicht eingehen? Du möchtest deinen Computer anlassen und dass ich verschwinde?
Ich werde bald verschwunden sein. Lass mich dir aber vorher den Lohn dafür nennen, damit du genau weißt, wozu du „Nein“ sagst. Schalte deinen Computer aus, jetzt, und du wirst deine Poker-Spielstärke verbessern.
Auf drei.
Eins…
Zwei…
Drei.
Immer noch da? Was, du möchtest nicht besser im Pokern werden?
Wenn du bei Poker besser werden möchtest, dann musst du besser im Aufhören werden. Wenn du besser im Aufhören werden willst, dann übe das Aufhören. Und zwar so: Nimm irgendetwas, das du tust, irgendwann, irgendwo, und höre damit auf, grundlos.
Nehmen wir zum Beispiel an, du gehst. Und dann hörst du plötzlich damit auf. Technisch gesehen, würdest du aufhören zu gehen. Wenn aber der Grund des Aufhörens darin besteht, dass du an einem Ziel angekommen bist, dann ist das nicht gut genug, tut mir leid. Damit das Aufhören als Aufhören zählt, muss es vorsätzlich ohne Vorsatz getan werden. Richtig. Ich sagte, du musst absichtlich Aufhören, aber ohne Absicht. Und falls das für dich keinen Sinn macht, dann nur, weil du noch nicht damit begonnen hast aufzuhören.
Ok, versuchen wir etwas. Eine Aufhör-Übung. Wir werden sie zusammen machen. Schließe deine Augen. Warte. Noch nicht. Zuerst musst du die Anweisungen lesen. Ok. Bei drei. Ich möchte, dass du deine Augen schließt, deinen Mund zumachst, die Maus-Hand von der Maus, die andere Hand von was immer es ist nimmst, beide Hände in den Schoß legst und einatmest, dann ausatmest, und das dreimal wiederholst. Betrachte es als Geschenk von dir für dich. Ok, bei drei hören wir auf und zählen bis drei. Es geht los.
Eins …
Zwei …
Drei.
Gut.
Ok, wo waren wir?
Was? Du möchtest, dass ich auf das besser werden bei Poker zurückkomme und dass ich erkläre, worauf das Ganze hier hinausläuft? Ok, ok, das hast du verdient, denke ich, egal, ob du beim Aufhören mitgemacht hast.
Der sicherste Weg, bei Poker besser zu werden, besteht darin, in allem besser zu werden. Nehmen wir an, du möchtest ein besserer Zuhörer werden. Oder besser darin werden, dich nicht aufzuregen. Oder, sagen wir, besser darin werden zu wissen, was man auf einen Checkraise auf dem Turn macht. Was kommt dir beim Zuhören in die Quere? Deine Gedanken. Weshalb regst du dich auf? Weil du Gedanken hast, die dich aufregen. Warum verlierst du am Pokertisch die Konzentration? Weil deine Gedanken fließen und dich mitnehmen in Vergangenheit und Zukunft.
Es geht darum zu lernen, mit gedankenlosem Denken aufzuhören, immer wenn man es möchte, um Raum für etwas Besseres zu schaffen. Wenn du so gut wie möglich bei Poker werden möchtest, dann brauchst du einen Geist, der so stark ist, dass er sich selbst stoppen kann.
Möchtest du wissen, wie man so einen starken Geist bekommt? Es ist wirklich einfach. Und wirklich schwierig. Du musst dir deinen Geist als Muskel vorstellen und ihn wieder und wieder trainieren, wie in einem Fitnessstudio. Beginnen wir mit der Anfängerübung, die ich dir zeigte. Ok, es geht los. Hände in den Schoß, Mund zu, Augen geschlossen, dreimal atmen. Fertig. Los.
An dieser Stelle können alle Leser dieses Artikels in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Diejenigen, die aufhörten, und diejenigen, die nicht aufhörten. Für beide habe ich ein Schlusswort.
Denjenigen, die nicht aufgehört haben. Es ist in Ordnung. Du wirst unzählige Gelegenheiten haben, mit dem Aufhören anzufangen.
Denjenigen, die aufhörten. Du verdienst etwas besonderes, vor allem, weil es dein erstes Mal war. Ich gebe dir eine sehr, sehr wertvolle Belohnung. Sie kommt in Form einer weiteren Herausforderung.
Ich wette, dass du es nicht noch einmal schaffst.
Tommy Angelo
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.04.2008.