Auf unserer Website www.twoplustwo.com ist das Small Stakes Hold’em Forum eines der aktivsten. Durch das Lesen dort bekomme ich einen guten Eindruck von den Konzepten, mit denen einige der relativ neuen Spieler Probleme haben. Dies sind Leute, die zum großen Teil Gewinner in diesen Limits sind, und die fast alle mit großem Enthusiasmus versuchen, ihr Spiel zu verbessern. Es ist aber noch ein langer Weg, bis sie Expertenstatus erlangen.
Es stellt sich heraus, dass es zwei häufige Fehler gibt, die viele dieser Spieler machen. Ironischerweise machen nur Gewinner diese Fehler. Schlechte Spieler in praktisch allen Limits begehen diese Fehler nicht. Sie spielen in diesen Situationen sogar besser. Natürlich machen die Verlierer viele andere Fehler, die das mehr als kompensieren.
Der erste der beiden Fehler hat damit zu tun, dass zu viel gefoldet wird. Wir alle wissen, sehr schlechte Spieler machen diesen Fehler nicht. Mittelmäßige Spieler sind sich dessen üblicherweise bewusst, und einige von ihnen scheinen nach Wegen zu suchen, ihre Hände zu folden. Bei Hold’em kommt das in zwei Situationen vor.
Die erste ist auf dem Flop. Der fragliche Spieler floppt eine Hand von gewissem Wert, die aber eindeutig nicht die beste ist. Er wird daher folden, weil er keinem Draw nachjagen möchte. Der Fehler besteht darin, dass die Größe des Pots nicht berücksichtigt wird. Ist der Pot groß genug, dann ist die Hand profitabel spielbar.
Ein Beispiel für diesen gebräuchlichen Fehler ist ein automatischer Fold auf dem Flop für eine Bet mit Bottom Pair in einem Multiway-Pot. Wie wir in unserem Buch Hold ’em Poker for Advanced Players aufzeigen, sollten diesen Hände normalerweise gefoldet werden, wenn es vor dem Flop keinen Raise gab. Wurde aber preflop geraist, ist der Pot also doppelt so groß, wird man oft genug ausreichende Odds erhalten, um den Turn zu sehen. Natürlich ist die Potgröße nicht der einzige Faktor, den man berücksichtigen sollte, aber die anderen Faktoren würden den Rahmen dieses Artikels sprengen. Falls man an dieser Stelle jedesmal seine Hand aufgibt, macht man langfristig einen kostspieligen Fehler.
Vor ein paar Jahren postete ich auf unserer Website eine Hand, deren Spielweise heftig kritisiert wurde. Preflop callte ich mit 44 im Cutoff, der Button raiste und wir sahen einen Multiway-Pot. Auf dem Flop gab es eine Bet und mehrere Caller. Es gab drei Overcards zu meinen Vieren und zwei Karten einer Farbe (ich hielt eine Vier dieser Farbe). Außerdem saß der Preflop-Raiser zu meiner Linken, aber trotzdem wanderten meine Chips in die Mitte. Mein Call wurde vielfach kritisiert, nach einiger Zeit und viel Diskussion stimmten die meisten Leute aber zu, dass der Call korrekt war.
Einen so extremen Spielzug macht man natürlich nicht besonders oft. Weniger extreme Calls kommen aber ständig vor. Es ist beispielsweise nur in seltenen Fällen korrekt, eine Bet auf einem einfarbigen Flop zu callen. Liegen aber drei aufeinanderfolgende Karten (für eine Straße) und eine Overcard im Flop und handelt es sich um einen einigermaßen großen Pot, dann kann ein Call richtig sein.
Ein ähnlicher Fehler wird außerdem am Ende begangen, wenn alle Karten draußen sind. Hier ist der fragliche Spieler in der Lage, herzuleiten, dass er wahrscheinlich geschlagen ist, also foldet er. In den meisten Fällen liegt er richtig, es ist aber trotzdem oft ein Fehler, und manchmal ein signifikant großer. Wie das? Nun, man muss die Größe des Pots berücksichtigen, und bei Hold’em liegen manchmal viele Chips in der Mitte. Man muss sich also schon sehr sicher sein, dass man geschlagen ist, damit ein Fold korrekt ist.
Hier ist eine Beispielhand, die ich kürzlich spielte, und die diesen Gedanken veranschaulicht. Ich hatte in einem ungeraisten Multiway-Pot auf dem Button mit
J 7
gecallt (ja, ich weiß, dass das marginal ist). Der Flop kam
J 10 7
Ein Spieler bettete, ein anderer callte und ich callte ebenfalls. Wir drei sahen ein Blank auf dem Turn. Es wurde zu mir gecheckt, ich bettete und die beiden anderen callten.
Auf dem River kam eine Zehn, die das Board paarte, ohne dass der Flushdraw ankam. Derjenige, der auf dem Flop ausgebettet hatte, setzte. Der Spieler in der Mitte foldete und nun war ich an der Reihe. Was sollte ich tun?
Ich hatte Top und Bottom Pair gefloppt. Während das normalerweise eine starke Hand ist, kann sie bei diesem Flop in einem Multiway-Pot leicht geschlagen sein. Und selbst wenn es augenblicklich die beste Hand ist, können viele Karten kommen, die sie zu einer zweitbesten machen. Die Zehn auf dem River ist eine solche Karte.
Statt Top und Bottom Pair habe ich nun Top Pair mit schlechtem Kicker. Wenn mein Gegner einen Buben hat, selbst in einem so schwachen Blatt wie J8, dann liege ich hinten. Er wird außerdem den Pot gewinnen, wenn er einen Zehn hält oder eine Straße oder ein geflopptes Set slowgespielt hat. Mein J7 besitzt also nur geringe Chancen darauf, gut zu sein. Aber ich callte und gewann den Pot.
Der Grund für meinen Call bestand darin, dass mein Gegner andere Hände haben konnte, mit denen er nun bluffte. Dabei handelt es sich um Draws, die nicht ankamen. Eine Hand mit zwei Kreuz, so etwas wie Q9 oder vielleicht 88 oder 99.
In einem kleinerem Pot hätte mein Fold korrekt sein können. In diesem Fall bekam ich aber fast 9 zu 1 für meinen Call auf dem River. Meine Hand musste nur in etwas mehr als 10% der Fälle vorne liegen, damit ein Call profitabel ist. In dieser Situation ist das gegen die meisten Spieler der Fall.
Nächstes Mal werden wir den zweiten Fehler besprechen. Er hat damit zu tun, sicherzustellen, einen theoretischen Profit zu erzielen, wenn man wahrscheinlich die beste Hand hält.
Mason Malmuth
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.02.2008.