Pokerturniere feiern weltweit gewaltige Erfolge. Turniere machen einfach Spaß, sind eine spannende Herausforderung und vor allen bieten sie die Gelegenheit, uns mit anderen Spielern zu messen. Die vielen Millionen Dollar an Preisgeld, die wöchentlich bei der World Poker Tour ausgespielt werden faszinieren Spieler und Zuseher gleichermaßen. Ganz egal ob Profi oder Amateur, jeder, der Poker ernsthaft betreibt, möchte es einmal bis zu einem Finaltisch eines WPT Event schaffen. Sicher wegen dem vielen Geld, aber auch, um im Wettkampf gegen die anderen seine Stärke zu prüfen.
Die WPT geht jetzt in ihre sechste Saison und wir bleiben auch unserem Motto weiterhin treu: “Jede Wochen machen wir einen Spieler zum Millionär“. Abgesehen von der WPT gibt es immer mehr speziell fürs Fernsehen geschaffene Veranstaltungen. Das kann man leicht nachvollziehen. Jeden hat den Erfolg und auch die Quoten der World Poker Tour gesehen und will seinen Teil davon abhaben. ESPN hat seine Übertragungen in die WSOP intensiviert. Fox Sport Net kommt im Laufe des Jahres mit „Poker Superstars“ auf den Markt. NBC setzt weiter auf „Poker after Dark“ und überträgt das „Heads Up Championship“. Andere Events auf anderen Sendern werden sicher noch folgen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie es rund um die Welt immer mehr große Turniere gibt. Wer hätte noch vor Jahren geglaubt, dass es unter den Turnierspieler bald dutzende neue Millionäre geben würde?
Und der Hype beschränkt sich nicht auf die großen Turniere. Alle Casinos, in denen Pokerturniere gespielt werden, erfahren einen enormen Zustrom zu ihren täglichen und wöchentlichen Events. Wenn man dann noch an die ganzen Heim- und Privat-Turniere denkt, kommt schon ganz schön was zusammen. Nicht zu vergessen, der Boom der Online Turniere. Es ist ganz einfach so, alle Spieler lieben Pokerturniere!
Sehr oft werde ich gefragt: “Wie kann ich mein Turnierspiel verbessern?” Nun ich denke, zuerst muss man einmal ein paar grundlegende Konzepte verstanden und verinnerlicht haben, bevor man zu einem gewinnenden Turnierspieler werden kann. Vor allen Dingen sollte man sich mit der Erkenntnis vertraut machen, dass „tighte“ Spieler keine Turniere gewinnen. Oder besser gesagt, es kommt sehr selten vor. Man muss sich nur die Spieler anschauen, die die WPT Turniere gewonnen haben. Da gibt es kaum einen, der da sitzt und nur auf Asse und Könige wartet. Da ist eher der Spielertyp erfolgreich, der auch einmal einen Pot gewinnt, ohne eine richtige Starthand zu haben. Vielleicht kommt man mit „tightem“ Spiel durchaus in die Geldränge, aber man gewinnt selten oder kommt auch schwer weit nach vorne, wo das wirklich große Geld liegt.
In Cashgames, zumindest in den kleineren Limits, kann man mit tighten Spielstil vielleicht ein wenig Profit machen. Und zwar deshalb, weil Blinds und Antes von der Höhe immer gleich bleiben und sicher auch, weil man jederzeit aufstehen und gehen kann. So läuft es bei den Turnieren nun mal nicht. Die Limits und Blindes werden immer höher und man muss solange sitzen bleiben, bis man alle Jetons gewonnen hat – oder ausgeschieden ist. Also mit Zurücklehnen und Warten kann man da gar nichts erreichen.
Ein kleiner Gedanke vorweg besonders für Events, die über mehrere Tage gehen. Man sollte sich immer bewusst sein, am ersten Tag lässt sich das Turnier noch nicht gewinnen, sehr wohl kann man es aber bereits verlieren und scheidet aus. Es ist einfach nicht wert, in der Frühphase eines Turniers sich in große Begegnungen mit ungewissem Ausgang verwickeln zu lassen. Besonders eine dieser klassische „Coin Flip“ Situationen vermeiden die wirklich guten Spieler am ersten Tag, wenn es nur irgendwie möglich ist.
Andererseits gefällt die Bemerkung von Max Stern sehr gut: “Um zu siegen, muss man auch bereit sein unterzugehen”. Weil man muss natürlich Pots gewinnen, um bei einem Turnier erfolgreich zu sein. Deshalb muss man seine guten Karten auch nutzen und sollte keine Angst haben, einen Pot zu spielen, wenn die Situation danach ist.
Sie haben vielleicht schon mal den Spruch gehört “Chips are Power”. Das kann man ja leicht nachvollziehen. Wenn man ordentlich Chips hat, haben die Gegner Respekt, weil man sie nun mal aus dem Turnier werfen kann. Außerdem gibt es eine Menge an Optionen und Moves, die einem offen stehen. Man kann die Blinds und Antes stehlen und gegen einen Gegner mit wenig Chips auch mal ein Risiko eingehen. Man kann den Tisch richtig dominieren und den einen oder anderen Pot schnappen. Oder anders formuliert, man kann richtig gut Poker spielen mit der entsprechenden Munition. – Wenn man short-stacked ist (wenig Jetons hat), dann ist man in seinen Startkarten arg limitiert. Man kann nur auf die richtige Hand warten und hoffen, dass man sein Stack aufdoppelt.
Es ist ein weit verbreiterter Fehler, ein Turnier zu tight anzugehen. Jeder will unbedingt dabei bleiben, keiner will ausscheiden und somit hat sich ein sehr konservativer Spielstil eingebürgert. Durch die Dynamik einer Turnierstruktur – Blinds und Antes werden ja kontinuierlich erhöht – kommen alle, die sich zurücklehnen und warten immer mehr in Probleme. Sie werden einfach kontinuierlich „short-stacked“. Da kommt noch dazu, dass man mit dem Spielstil, wenn man dann endlich eine Bombenstarthand hat, oft keine Action bekommt. – Um es mit den Worten von Doyle Brunson zu sagen: „Wenn man Action haben will, muss man auch Action bieten“.
Die meisten Spieler glauben, beim Turnier geht es nur darum, möglichst lang dabei zu bleiben (Dem Trugschluss bin ich früher auch aufgesessen). Dabei bleiben ist natürlich auch die Voraussetzung, aber genau so wichtig es, dass man sein Stack kontinuierlich aufbaut. Um ein Turnier zu gewinnen muss man es klarerweise bis zum Finaltisch schaffen, aber es macht einen großen Unterschied, ob man da mit genug Chips sitzt, oder ganz „short“ landet. Die Topspieler schaffen es an den Finaltisch und haben da auch die entsprechende Munition dabei.
Entscheidend ist, man darf einfach die Wichtigkeit, sein Stack kontinuierlich aufzubauen, nicht unterschätzen. Jemand hat einmal ganz richtig bemerkt, man müsse ja nicht gleich das Rad neu erfinden, es reicht einmal, den erfolgreichen Pokerspielern genau auf die Finger zu schauen. – Und die erfolgreichen Spieler, die das große Geld bei den Turnieren gewinnen, fangen schon vom Start weg an, Chip für Chip zu sammeln.
Take care.
Mike Sexton
Mike Sexton is the Host of PartyPoke and a commentator on the World Poker Tour.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.07.2007.