Chinese-Poker, der Poker-Quicky für zwischendurch ist seit langer Zeit eine beliebte Variante des Pokers. Lesen Sie hier einige strategische Tipps:
Nicht nur in der Redaktion von PokerOlymp wird gerne Chinese-Poker gespielt, auch die Highstakes-Profis setzen regelmäßig immense Beträge bei Chinese-Partien um. Zu den Regeln des Spiels sei auf Wikipedia verwiesen.
Für die Tipps gehe ich von folgenden Zähl-Regeln aus: Ein einfacher Sieg gegen einen Spieler (Sieg in zwei Händen, Niederlage in einer) bringt +1 Punkt, ein Scoop (Sieg in drei Händen) bringt +6 Punkte. Es ist einem Spieler möglich, seine Hand aufzugeben, wodurch jeder Gegner automatisch +3 Punkte erhält. Royalties und Naturals berücksichtige ich nicht.
Ausgewogener Hand-Aufbau
Beim Chinese-Poker ist es wichtig, dass man seine Hände möglichst ausgewogen gestaltet. Das Gegenteil dessen will ich Idioten-Regel nennen: Zunächst bildet man die stärkste Hand aus den 13 Karten und macht daraus die Backhand. Von den verbleibenden 8 Karten bildet man wieder die stärkste Hand und macht daraus die Middlehand. Der Rest wird nach vorne in die Fronthand geschoben.
Ein Beispiel für diese Regel: Ein Spieler hat 5 4 3 – K K Q 8 7 – 2 2 2 A A . Diese Anordnung ist schon nach Idioten-Regel sortiert. Die stärkste Hand ist ein Full House in der Backhand. Doch leicht erkennt man, dass dieses Full House die Möglichkeiten für die anderen Hände massiv hemmt. In der Mitte sind die Könige auf ziemlich verlorenem Posten und die Fronthand kommt mit 5-hoch einer Aufgabe gleich.
Eine ausgewogene und wesentlich bessere Verteilung wäre folgende: K K 2 – 5 4 3 2 A – A Q 8 7 2 . Mit einem hohen Paar, einer Straße und einem guten Flush hat man bei dieser Verteilung gute Chancen, einen schwachen Gegner zu scoopen.
Entsprechend ist es oftmals korrekt, auf ein wenig Stärke in einer der Hände zu verzichten, wenn man dadurch die anderen Hände deutlich stärken kann.
Nicht gescoopt werden
Bei der hier betrachteten 1/6-Zählweise kostet der Verlust aller drei Hände sechsmal-soviel wie der Verlust von nur zwei Händen in einer Partie. Gewisse Hand-Typen sind sehr anfällig für einen Scoop: Eine Straße mit zwei oder weniger Paaren, drei Paare oder vier kleine Paare sind die anfälligsten Kandidaten für einen Scoop. Ist es nicht möglich, wenigstens ein Paar Zehnen oder besser in der Fronthand oder einen Flush in der Backhand zu bilden, ist es meistens korrekt, die Hand aufzugeben.
Ist wenigstens eine der drei Hände stark, ist die Gefahr eines Scoops sehr gering: Ein hohes Paar in der Front-Hand, ein Drilling in der Middlehand oder ein Ass-hoch-Flush in der Backhand sind gute Indikatoren, dass ein Sccop unwahrscheinlich ist.
Aufgabe der Hand
Bei der 6/1 Regel kostet die Aufgabe der Hand 3 Punkte und ist damit dreimal so teuer, wie ein einfacher Verlust, allerdings nur halb so teuer wie ein Scoop. Gegen einen Gegner lohnt sich eine Aufgabe, wenn man meint, in 40% der Fälle oder häufiger gescoopt zu werden. Entsprechend rechnet es sich langfristig, mit seinen Aufgaben recht liberal umzugehen.
Bestimme Hand-Typen
Full House in der Backhand
Die Qualität eines Full Houses in der Backhand entscheidet sich ausschließlich über den Wert des Drillings. Entsprechend sollte man diesem immer das niedrigste zur Verfügung stehende Paar zuordnen.
Ein kleines Full House (Fünfer-Drilling oder kleiner) ist in der Backhand kaum mehr Wert als ein guter Flush. Wenn man durch das Aufbrechen des Full Houses in der Backhand einen Flush oder eine Straße bilden kann, lohnt es sich oftmals dies zu tun und die freigewordenen Paare oder Trips in den anderen Händen unterzubringen.
Zwei Paare für Front- und Middlehand
Sehr häufig kommt die Konstellation vor, dass man in der Backhand einen Flush oder ein Full House hat und für die anderen beiden Hände nur noch zwei Paare übrig hat. Hier stellt sich nun die Frage, ob die zwei Paare geschlossen in die Middle-Hand gehen sollten oder man diese auf Front- und Middlehand aufteilen sollte.
In den meisten Fällen, ist es richtig, die Paare zu teilen. Je höher das niedrigere der beiden Paare ist, desto besser ist es, dieses in die Fronthand zu bauen. Der Grund hierfür ist, dass hohe Paare in der Fronthand sehr wertvoll, zwei Paare in der Middlehand jedoch nur von durchschnittlicher Qualität sind.
Nur wenn beide Paare sehr klein sind und man in der Fronthand ein Ass mit guten Kickern bilden kann, lohnt es sich, die Paare nicht zu teilen.
Zwei Beispiele
Paare teilen: J J A – K K 3 4 9
Paare nicht teilen: A K 10 – 5 5 3 3 8
Vier Paare und fünf Paare
Fünf Paare sind in den fast allen Fällen spielbar. Das höchste Paar baut man in die Fronthand und verteilt die restlichen auf die anderen Hände. Allerdings muss man damit rechnen, mit dieser Hand gegen jeden Gegner einen Punkt zu verlieren und hin und wieder gescoopt zu werden.
Vier Paare sind in der Regel sehr grenzwertige Hände und sollten häufig aufgegeben werden. Die Qualität dieser Hand entscheidet sich fast ausschließlich am zweithöchsten Paar. Dieses kann in die Fronthand gelegt werden, während das höchste Paar in die Middlehand kommt und die restlichen zwei Paare die Backhand bilden. Ist das zweithöchste Paar ein Paar Zehnen oder besser, kann die Hand gespielt werden; ansonsten ist eine Aufgabe der bessere Zug.
Straße in der Backhand
Eine Straße in der Backhand ist – egal wie hoch sie ist – nur sehr wenig wert. Ist eine Straße das Beste, was die Backhand hergibt, sollte man zumindest ein mittleres Paar für die Fronthand haben. Ansonsten ist es gescheiter, die Hand aufzugeben.
Statistiken
Bildet man seine Hände nach der Idioten-Regel, indem man die bestmögliche Hand in der Backhand bildet und hernach aus den restlichen Karten die bestmögliche Hand in der Middlehand bildet, ergeben sich folgende statistische Verteilungen der Hände:
Statistische Verteilung der Backhand nach Idioten-Regel
Kein Paar | – |
Ein Paar | – |
Zwei Paare | 5,6% |
Drilling | <0,1% |
Straße | 10,9% |
Flush | 33,9% |
Full House | 44,7% |
Quads | 3,3% |
Straight-Flush | 1,7% |
Statistische Verteilung der Middlehand nach Idioten-Regel
Kein Paar | 12,1% |
Ein Paar | 37,8% |
Zwei Paare | 31,5% |
Drilling | 0,4% |
Straße | 11,1% |
Flush | 6,8% |
Full House | 0,2% |
Quads | <0,1% |
Straight-Flush | <0,1% |
Zwar ist die Idioten-Regel fast nie zu empfehlen, doch weicht die statistische Verteilung der Bankhand nach einem ausgewogenen Hand-Aufbau nur recht gering von dieser Verteilung ab. Entsprechend kann man davon ausgehen, dass ein Gegner in ungefähr 50% der Fälle in der Backhand ein Full House oder besser haben wird. Wenigstens einen Flush kann ein Spieler in über 85% der Fälle in der Backhand bilden und eine Hand mit nur zwei Paaren in der Backhand kommt in weniger als 6% der Fälle vor.
» Weiter zum zweiten Teil der Strategie-Serie über Chinese-Poker
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.08.2011.