Viele Wege führen zum Poker. Die einen kommen vom eGaming, andere aus der Schachszene. Der rumänische PokerStars-Pro Tony Judet kommt vom Billard und hat dort vor seiner Pokerkarriere viele große Titel gewonnen.
Fred Guillemot von PokerListings.com hat während der EPT Barcelona ein spannendes Interview mit Antoanell Judet – so heißt er richtig – geführt. Im Interview erkärt er die Parallelen und auch die entscheidenden Unterschiede der beiden Spiele.
PokerListings: Lass uns über Billard reden. Du hast professionell gespielt?
Toni Judet: Ich habe vorher gespielt, ja. Ich hörte vor sieben Jahren auf zu spielen, weil ich mit Pokern angefangen habe – mit all dem Reisen und Spielen. Ich habe leider keine Zeit mehr für Pool.
PokerListings: Was ist Deine Lieblings-Variante im Billard – 8-Ball, 9-Ball, Carambole, Snooker …?
Tony Judet: Eigentlich habe ich amerikanisches Pool gespielt, was bedeutet, dass ich vor allem 9-Ball gespielt habe. Ich spielte auch 10-Ball und 8-Ball, aber nicht so oft.
PokerListings: Hast Du jemals gegen einen der Superstars wie Francisco Bustamante, Efren Reyes, den berüchtigten Earl Strickland, Ralf Souquet, usw. gespielt?
Tony Judet: Ich habe gegen viele große Namen gespielt, aber noch nie gegen Reyes und Bustamante, weil sie in Amerika spielen nicht viel nach Europa reisen.
Ich war vor allem in Europa unterwegs, also habe ich gegen Ralf Souquet, Nick van der Berg usw. gespielt … Alle großen europäischen Spieler.
PokerListings: Wie fühlt es sich an, gegen solche großen Stars anzutreten?
Tony Judet: Es ist hart, weil man sich einerseits geehrt fühlt, man aber auf der anderen Seite extrem gut sein muss, um sie zu schlagen.
PokerListings: Würdest Du das mit dem Pokerspielen gegen Jungs wie Daniel Negreanu oder Phil Ivey vergleichen?
“Es ist sehr schwer, seinen Lebensunterhaltmit Billard zu bestreiten”
Tony Judet: Ich denke ja, aber es ist nicht wirklich das Gleiche.
PokerListings: Ist es möglich, seinen Lebensunterhalt mit Billard zu verdienen?
Tony Judet: Das ist tatsächlich ein Grund, weswegen ich aufgehört habe zu spielen. Es ist sehr schwer, sein Geld mit Billard zu machen. Muss muss viel reisen und das ist teuer – wie im Poker – aber die Preisgelder im Poker sind halt viel höher.
Wenn Du zum Beispiel bei den größten Billardturnieren in Europa gewinnst, hast Du gerade mal – sagen wir mal – 10.000 Euro gemacht. Es gibt einige professionelle Spieler, die Verträge mit Billard-Websites und Ähnliches haben. Das sind aber nur sehr wenige.
PokerListings: Glaubst du, man kann Billard mit Heads-Up Poker vergleichen?
Tony Judet: Ja, natürlich. Ich denke, man kann es sogar es mit Poker im Allgemeinen vergleichen. Wie beim Poker muss man beim Billard auf den richtigen Moment warten.
Manchmal ist Dein Gegner so gut, dass Du nicht mal zum spielen kommst. Du musst auf jeden Fall auf den richtigen Moment warten und geduldig sein.
PokerListings: Also muss Dir Deine Erfahrung im Billard am Pokertisch viel bringen?
Tony Judet: Ja, es hilft mir auf alle Fälle beim mentalen Aspekt des Poker.
PokerListings: In psychischer als auch in physischer Hinsicht, was ist der anspruchsvollste Teil beim Billard?
Tony Judet: Du musst auf jeden Fall physisch gut vorbereitet sein, Du musst an einem Tag in einem Billard-Turnier vier oder fünf Spiele machen. Du musst darauf vorbereitet sein, den ganzen Tag zu spielen.
PokerListings: Du hast gesagt, Du willst wieder Wettkampf-Billard spielen. Was sind Deine Pläne?
Tony Judet: Es geht nicht mehr um das Geld, weil ich dank Poker genug verdiene. Die Sache ist, dass ich nicht nur aus Spaß zum Billard zurückkehren will. Ich will wieder Wettkampf-Spieler werden und dafür muss ich trainieren.
Ich plane, in Rumänien zu beginnen, wo ich an der nationalen Meisterschaft und einigen lokalen Turnieren teilnehmen werde. Wenn ich da gut bin, werde ich auch ein paar europäische Turniere spielen…
Im Moment habe ich aber nicht genug Zeit, ich komme gerade aus Vegas, wo ich einen Monat lang gewohnt habe. Ich werde auch wieder für Poker auf die Reise gehen, daneben habe ich auch noch eine Familie. Deswegen konnte ich noch nicht wieder anfangen – hoffentlich klappt es bald.
PokerListings: Es muss schwer sein, zwei derartige Leidenschaften zu haben. Kennst Du andere Billard-Spieler, die auch Poker spielen?
Tony Judet: Ja klar, tue ich. In Rumänien kenne ich viele Billard-Spieler, die auch pokern. In Amerika habe ich auch ein paar kennengelernt. Sie sind nicht so bekannt, wie die , über die wir eben geredet haben. Sie haben aber aus den gleichen Gründen mit Billard aufgehört wie ich.
PokerListings: Ich denke, Daniel Negreanu spielt auch ab und zu Pool, vielleicht solltet ihr zwei ein Spielchen wagen?
Tony Judet: Ich glaube, er spielt Snooker, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin. Wir sind Freunde und er ist auch aus Rumänien, das ist eine gute Idee, ich werde ihn fragen (lacht) .
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 12.09.2013.