Wir präsentieren heute 10 wertvolle Tipps für Anfänger zum schnellen Erfolg in Pokerturnieren. Egal ob Sit ‘n’ Go, MTT oder Shoot-out: Oft gehen Turnierneulinge unnötig baden, weil sie die fundamentalen Besonderheiten von Pokerturnieren einfach nicht kennen.
Wir geben fundierte Ratschläge für Pokerturniere, die Sie tatsächlich weiterbringen. Viele Tipps sind dabei aus den Büchern Die Poker-Schule und Die Poker-Uni übernommen und richten sich hauptsächlich an Poker-Neulinge. Viel Spaß beim Lesen und beim Gewinnen!
1. Chips gleich Überleben
Die Strategie im Pokerturnier ist eine völlig andere als beim Cash-Game. Der Hauptunterschied ist, dass es beim Turnier ums Überleben geht. Wenn die Chips weg sind, kann ich mich bei einem Turnier in der Regel nicht wieder einkaufen, die Veranstaltung ist für mich beendet.
Ich muss mich deswegen ständig fragen, wie viele Chips ich im Verhältnis zu den Blinds und zu den anderen Spielern habe. Das diktiert mein Spiel und das der anderen Turnierspieler. Ich muss strategische Überlegungen anstellen, um einen Platz nach dem anderen gutzumachen.
„Chips change Value“, besagt ein Standardsatz in der Turnierliteratur. Auf Deutsch heißt das: „Die Chips verändern ihren Wert.“ Am Anfang hat man noch sehr viele Chips im Vergleich zu den Blinds. Am Ende, wenn die Blinds sehr hoch sind und man relativ wenig Chips hat, steigen die Chips im Wert, da sie das Überleben im Turnier sichern. Behalten Sie das immer im Kopf.
2. Ein Turnier ist wie eine Kirmes
Man kann das Turnier mit einer Kirmes vergleichen. Wenn man auf die Kirmes kommt, hat man relativ viel Geld und man kann sich aussuchen, was man machen möchte. Man kann Riesenrad fahren oder Autoscooter. Man kann das volle Programm der Kirmes nutzen oder einfach nur dasitzen und die Atmosphäre genießen.
Je weniger Geld man hat, desto weniger kann man ausprobieren und man ist beschränkt, außerdem ist man unter Zeitdruck, da die Kirmes irgendwann schließt. Im Gegensatz zur Kirmes steigen im Turnier dazu noch die Eintrittspreise.
3. Lassen Sie es ruhig angehen
Ein sehr grober Merksatz besagt, dass man bei Pokerturnieren zu Beginn tight und zum Ende hin loose spielen sollte. Das kommt natürlich auf Ihren Stack an, dennoch ist es ratsam, ein Pokerturnier erst mal ruhig angehen zu lassen.
Spielen Sie anfangs eher konservativ und geben Sie sich Zeit, ruhig zu werden. Spätestens nach einer halben Stunde kommt man normalerweise in seine Routine. Beobachten Sie Ihre Gegner genau, anstatt sich direkt mit ihnen auf teure Konfrontationen einzulassen. Identifizieren Sie die guten und die schlechten Spieler am Tisch und analysieren Sie die Veranstaltung. Seien Sie vorsichtig mit All-In-Moves, die Sie vor Ihrer Zeit eliminieren können.
4. M-Ratio ist wichtig!
Die M-Ratio ist die Anzahl der Runden, die Sie überleben, wenn Sie nur die Blinds bzw. Ante setzen. Die M-Ratio ist also der gemessene Druck, den ich im Turnier durch schwindenden Stack und steigende Blinds habe. Die M-Ratio sagt mir, wie lange ich noch auf eine gute Hand warten kann, bevor ich von den Blinds aufgefressen bin.
Hat man eine M von über 20, ist man in der grünen Zone und kann sehr konservativ sein und Acht geben, die Chips nicht durch riskante Manöver zu verlieren. Umgekehrt haben Sie aber auch genug Chips für ausgefallene Manöver. Alles noch gut also.
Bei einer M von 10 bis 20 sieht die Sache schon etwas anders aus. Sie haben nicht mehr alle Zeit der Welt, und Sie wissen, dass Sie höchstens noch 10 bis 20 Runden überleben können, wenn Sie nichts setzen. Sie müssen also beginnen zu handeln. Sie können es sich nicht mehr erlauben, einfach dazusitzen und auf Monsterhände zu warten.
Bei einer M unter 10 wird es ernst. Sie müssen versuchen, sich mit soliden Karten, insbesondere Made-Hands, gegen wenige Gegner wieder ins Geld zurückzubringen. Kleine Bluffs und Blind-Stealing sollten an der Tagesordnung sein. Sie können es sich nicht erlauben, mittelgute Hände wegzuwerfen.
Beträgt Ihre M-Ratio unter 5 ist Schluss mit lustig und Ihre Optionen im Bezug auf die Wetthöhe sind faktisch auf den All-In-Move reduziert. Sie sollten die Anforderungen an Ihre Karten noch etwas absenken. Sie müssen Ihre M-Ratio natürlich nicht auf’s Genauste ausrechnen, es reicht, wenn Sie eine ungefähre Vorstellung haben.
5. Die 10 zu 1 Regel beachten
Die Übermacht eines Stacks über einen anderen kann in einem Pokerturnier so groß sein, dass der Big-Stack ein All-in des Small-Stacks unabhängig von seiner Hand mitgeht. Die Möglichkeit, billig einen Gegner zu eliminieren, ist einfach zu verlockend und kann aus strategischer Sicht auch schlechte Karten ausgleichen.
Die 10 zu 1 Regel besagt, dass man in der Spätphase eines Pokerturniers ein All-in eines Small-Stacks mitgehen sollte, wenn man mehr als 10-mal so viele Chips hat wie er. Natürlich müssen Sie aufpassen, dass hinter Ihnen nicht noch ein größerer Stack mitgeht!
6. Die schwierige Bubble-Phase meistern
Die Bubble-Phase ist der Zeitraum, in dem es heißt: “Wer als nächster rausfliegt, geht leer aus, danach sind alle im Geld.” Dies ist meist die spannendste- und bisweilen auch die unangenehmste und längste Phase in einem Pokerturnier. In der Bubble auszuscheiden, ist im Lichte des Stundenlohns schlimmer, als zu Beginn.
Mit einem kleinen Stack müssen Sie dann achtsam sein. Hier gilt es, situationsbedingt zu spielen und nicht die Nerven zu verlieren. Eventuell kann man es einfach aussitzen. Mit größerem Stack bzw. höherer M-Ratio geht es darum, die Short-Stacks rauszuwerfen und sich gegenseitig zu schonen. Bluffen funktioniert hier tendenziell besser, da tighter gespielt wird. Trotzdem Vorsicht, ein Ausscheiden ‘on the Bubble’ wird Ihnen garantiert den Tag versauen.
7. Immer auf den Chipleader und die Big-Stacks achten
Da der Chip-Leader die meisten Chips hat, hat er potentiell die Macht, die anderen Spieler zu eliminieren. Das betrifft auch Sie, es sei denn, Sie sind selbst der Chip-Leader. Überlegen Sie sich in einem Turnier immer genau, ob Sie mit jemand in den Ring steigen wollen, der sie vom Tisch nehmen kann.
Umgekehrt: Wenn Sie selbst viele Chips haben, werden sie die Spieler mit den kleineren Stacks deswegen besser aus der Hand drängen können.
8. Grundsätze des Short-Handed-Play beachten
Wenn der Turnierleiter versäumt, die Tische rechtzeitig zusammenzulegen, oder wenn am Final-Table bzw. beim Sit ‘n’ Go die Spieler nacheinander ausscheiden, dann finden Sie sich plötzlich in einem Short-Handed-Game wieder. Wer sich dann nicht an die Besonderheiten anpasst, hat im Prinzip schon verloren.
Man muss grundsätzlich mehr Hände spielen als an einem vollen Tisch, dass heißt, die Hände gewinnen an Wert, je weniger Spieler am Tisch sitzen. Man muss auch aggressiver spielen, weil man oft in „komische“ Situationen mit mittelguten Händen gerät. Man weiß oft nicht so genau, woran man ist, und dem Gegner geht es genauso. In solchen Situationen gewinnt meist derjenige den Pot, der ihn aggressiv beansprucht.
9. Heads-Up-Duell
Das Turnier ist jetzt fast zu Ende. Es sind nur noch zwei Spieler übrig, „die es jetzt unter sich ausmachen müssen“. Einige Spieler fühlen sich pudelwohl im Heads-Up, andere hassen es wie die Pest und versuchen oft mehrmals, dem Gegner einen Deal vorzuschlagen, um die Situation zu beenden.
Die Wertigkeit der Startkarten verändert sich im Heads-Up gegenüber dem Spiel mit vielen Spielern. Hier sind die Karten am meisten wert. Im Heads-Up ist Aggression und Position entscheidend. Auch wächst die Bedeutung des psychologischen Faktors.
10. Vorsicht bei Deals
Als Deal in einem Pokerturnier bezeichnet man eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehr Spielern, das Preisgeld in einer anderen Weise aufzuteilen, als es ursprünglich von der Turnierstruktur vorgesehen war. Es sind unzählige Arten von Deals denkbar, und es ist keinesfalls unehrenhaft, auf diese Art ein Turnier zu beenden.
Merken Sie sich, dass ein ICM-Deal, der den sich ändernden Wertigkeiten der Chips im Pokerturnier Rechnung trägt, meist eine gute Sache ist. Wenn der Gegner Ihnen einen Deal vorschlägt, der für ihn sehr ungünstig und für Sie sehr günstig ist, dann nehmen Sie logischerweise sofort an.
Verkaufen Sie sich nicht unter Wert. Oft ist das beste Argument bei einem oder mehreren übermüdeten oder unsicheren Spielern “Ich möchte keinen Deal machen”.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.03.2012.