Ivan Demidov wurde 2008 WSOP-Vize und ist PokerStars-Pro. Vor kurzem kündigte er an, ein Poker-Office einzurichten. Unsere Kollegen von PokerListings haben ihn bei der EPT in Monte Carlo getroffen und Genaueres zu seinen Plänen erfahren.
Hier das komplette Interview mit Demidov in deutscher Übersetzung:
Vor einigen Wochen hast Du im PokerStarsBlog geschrieben, dass du ein “Poker-Office” in Moskau öffnen wolltest. Gibt es dazu schon Konkretes?
Ja, das Office gibt es schon. Meine Jungs wohnen da, spielen da und ich bin dabei.
Was für Jungs sind das?
Es fing mit einigen meiner alten Freunde an. Bevor ich Pokerprofi wurde, war ich professioneller Gamer und wir hatten ein sehr erfolgreiches Team. Damals sind wir immer in einen Club gegangen, um unser Spieler zu verbessern. Dadurch sorgten wir für eine coole Atmosphäre und verloren nicht das Interesse am Spiel. Es war eine Art Zusatzmotivation und wir konnten durchgehend zusammen trainieren. Wir hatten das beste Team Russlands.
Und das gleiche funktioniert auch beim Poker?
Ich denke, jeder Spieler, der mehr als fünf Jahre spielt, hat Probleme, sich weiter zu motivieren. Ich habe jetzt keine finanzielle Abhängigkeit mehr vom Spiel. Früher war es ganz einfach: Beim Poker gewinnen, Geld für Essen; Nicht gewinnen, kein Geld.
Nach all den Jahren hab ich praktisch alles im Poker gesehen und es fällt mir schwer, mich noch zu motivieren. Deswegen habe ich gedacht, wenn ich die Atmosphäre von damals wiederbeleben könnte, dürfte das gut für mein Pokerspiel sein. Und ich kann meinen Freunden auf diese Art und Weise helfen.
Wie viel Zeit verbringst Du in dem Office?
Wenn ich in Moskau bin, eine Menge Zeit. In der Regel von eins bis elf.
Gab es noch andere Gründe für dieses Office?
Poker ist ziemlich kompliziert geworden und es ist notwendig, eine Menge Zeit zu investieren, wenn man ein Profi sein will. Außerdem muss ich einen Weg finden, sowohl viel zu spielen, als auch genügend Zeit für meine Familie zu haben.
Gibt es dabei ein Gleichgewicht?
Eigentlich sollte ich mir mehr Zeit für meine Familie nehmen, aber dann wäre ich beim Pokern nicht erfolgreich.
Es ist ja nicht nur Zeit, die man mit spielen verbringt, sondern man muss sich auch Zeit nehmen, Hände zu analysieren und seine Fähigkeiten zu verbessern. Hierbei sollte das Verhältnis irgendwo zwischen 80-20 und 70-30 liegen. Aber ich glaube, im Moment spiele ich noch zu wenig, als nötig wäre.
Du hast auch über Spezialisierung beim Poker geschrieben, hast Du Deine jetzt gefunden?
Ja, ich versuche mich an Zoom-Cash-Games. Ich mag die Spiele, aber ich weiß noch nicht, welche Einnahmen darüber langfristig möglich sind.
Ich habe mit Unterbrechungen für die EPT Berlin und jetzt in Monte Carlo anderthalb Monate gespielt. Also so richtig viele Hände waren es noch nicht.
Warum Zoom?
Dort kann man die meisten Hände pro Stunde spielen und es ist nicht so zeitaufwendig wie Turniere. Bei Zoom kann ich jederzeit den Tisch verlassen und das ist für mich optimal. Außerdem bietet sich dieses Format bestens zum Üben an. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob Zoom hinsichtlich der Gewinnmöglichkeiten die beste Option ist.
Ich weiß, dass ich sehr lange gar keine Cash-Games gespielt habe und nicht sofort unglaublich viel gewinnen werde. In Turnieren ist es wesentlich einfacher einen großen Sieg zu landen und es ist auch einfacher, ein hohes Level zu erreichen als beim Cash-Game.
Ich bin mir also noch nicht ganz sicher, was es am Ende wird, aber jetzt spiele ich erst mal Zoom.
Würdest Du Zoom Anfängern empfehlen?
Ja, insbesondere zum Trainieren. Aber man muss verstehen, dass Zoom ein wesentlich mathematischeres Spiel ist, da man ständig gegen andere Gegner antritt.
Wer lernen will, wie man Poker mathematisch korrekt spielt, wie oft man River checkraisen sollte, wann man welche Ranges haben sollte und so weiter, ist Zoom genau das Richtige.
Wenn man allerdings lernen will, wie man sein mentales Spiel verbessert und Gegner liest, ist Zoom ungeeignet. Dann sollte man Turniere spielen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.05.2013.